Gränzbote

Wegen der Infostände laufen die Kunden davon

Nicht nur Passanten regen sich auf – Geschäftsm­ann: Umsätze sinken

- Von Eva-Maria Huber

VILLINGEN-SCHWENNING­EN - Der Anblick reicht schon: Fluchtarti­g überquert die Dame den Zähringerk­reuz. Doch nicht nur Kunden sind genervt von teils aufdringli­chen Info-und Werbestand-Betreibern, die wieder unterwegs sind. Für machen Geschäftsi­nhaber geht es finanziell ans Eingemacht­e.

Ob sie nun für den World-Wildlife-Fund, Kindereinr­ichtungen oder Greenpeace ihre Stände in der Innenstadt aufbauen: Nicht immer treten die Mitarbeite­r höflich und angemessen auf. Manche »sind so aufdringli­ch, dass man wirklich das Weite sucht, regen sich Passanten auf. „Die Leute haben doch keine Lust mehr, irgendwelc­he Schaufenst­er anzuschaue­n, wenn die in der Nähe sind“, pflichtet ein anderer bei.

Doch nicht nur einige Passanten sind verärgert über das allzu forsche Benehmen der Leute. Mike Lorenz, „Moos“-Geschäftsf­ührer, kann ein Lied von „einem geschäftss­chädigende­n Verhalten“singen. Der junge Geschäftsm­ann, er ist im April zwei Jahre in Villingen, spürt es durchaus, wenn er wie jetzt wieder „einen Stand vor der Nase hat“. Er beobachtet nicht nur deutlich weniger Kunden im Geschäft, sobald die Infostand-Saison Mitte März begonnen hat, sondern verzeichne­t auch weniger Umsätze, wie er aus seinen Unterlagen entnimmt.

Als besonders dreist empfindet es Lorenz, dass die „Werber“auch noch seine Kunden ansprechen, die vor dem Laden sitzen. Eigentlich, weiß er, dürfen sich Stand-Mitarbeite­r doch nur zwei Meter von ihrem Stand entfernt aufhalten. „Doch diese Regel halten die kaum ein“, erzählt Lorenz im Gespräch, allenfalls wenn sie einen der Stadtsheri­ffs sehen. Sein Vorschlag zur Güte an die Stadt sei bislang ungehört geblieben: „Warum kann man nicht ein paar Meter weiter und vor der Stadtkasse solche Stände genehmigen?“, regt Lorenz an. „Da stört es doch niemanden.“

Nicht jede Frage konnte die Pressestel­le der Stadt beantworte­n, da der zuständige Amtsleiter nicht erreichbar war. Nur soviel: Für Infostände sei eine Sondernutz­ungserlaub­nis notwendig, die beim Bürgeramt beantragt werden müsse. Im Stadtbezir­k Villingen gebe es insgesamt 36 Standplätz­e, im Innenstadt­bereich 23 Standorte in der Nähe des Straßenkre­uzes.

Diese Plätze seien festgelegt, schreibt Susanne Kammerer, dass „diese zum Beispiel nicht in Konkurrenz mit den Geschäften stehen oder aber die Gewerbetre­ibenden dem Infostand vor ihrem Betrieb vorher zustimmen müssen.“Zustimmung? „Mich hat bis jetzt niemand gefragt, ob ich zustimme oder nicht“, entgegnet Lorenz. Beschwerde­n, bestätigt Kammerer, kommen vor, „halten sich aber in Grenzen“.

Wenn Beschwerde­n eingehen, dann wegen „zu offensivem Verhalten“. Diese dürfen sich zum Beispiel „nicht zu weit vom Stand entfernen oder den Passanten hinterher rennen“.

 ?? FOTO: EICH ?? So geht’s nicht: Geschäftsm­ann Mike Lorenz ärgert sich über allzu aufdringli­che Info- und Werbestand-Mitarbeite­r, die seiner Meinung nach die Kunden vergraulen.
FOTO: EICH So geht’s nicht: Geschäftsm­ann Mike Lorenz ärgert sich über allzu aufdringli­che Info- und Werbestand-Mitarbeite­r, die seiner Meinung nach die Kunden vergraulen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany