Notfallrettung: Hilfsfrist nicht erreicht
Ärzte und Rettungswagen gelangen in 93,88 Prozent innerhalb von 15 Minuten zum Einsatzort
LANDKREIS TUTTLINGEN - Innerhalb von 15 Minuten sollen die Rettungskräfte nach der Alarmierung vor Ort sein, um bei einem Notfall Hilfe leisten zu können. Diese Hilfsfrist gilt als erfüllt, wenn das Zeitlimit bei 95 Prozent der Einsätze nicht überschritten wird. Der Landkreis Tuttlingen, in dem das Deutsche Rote Kreuz (DRK) als Dienstleister die Notfallrettung übernommen hat, liegt mit 93,88 Prozent im vergangenen Jahr allerdings unter der geforderten Marke.
Flächenlandkreis als besondere Herausforderung für Retter
Das muss nicht daran liegen, dass das DRK schlecht aufgestellt ist. Das ländliche Gebiet im Flächenlandkreis Tuttlingen stellt die Retter vor die Herausforderung, dass die Orte „bodengebunden über die Straße“erreicht werden müssen, sagt Bernhard Flad, Bürgermeister von Seitingen-Oberflacht und zugleich Vorsitzender des DRK-Kreisverbandes. Dies sei trotz Blaulicht und den Fahrkenntnissen der Helfer „physikalisch“manchmal nicht möglich. „Im Hochsommer gibt es viel Verkehr, die Straßen sind voll. Und im Winter ist es glatt.“
Damit die Rettungswagen nicht quer durch den gesamten Kreis fahren müssen, unterhält das DRK in Tuttlingen (zwei Rettungsteams), Spaichingen, Trossingen und Wehingen (jeweils eins) vier Rettungswachen, die rund um die Uhr besetzt sind. Vor einem Jahr wurde die Rettungsinfrastruktur um eine Rettungswache in Mühlheim ergänzt. Diese wird im Probebetrieb getestet und ist nur tagsüber besetzt. „Das Donautal liegt an der Peripherie. Wir mussten den Bereich besser versorgen“, erklärt Flad.
Im Bereichsausschuss – paritätisch von Vertretern der Krankenkassen als Kostenträger und dem DRK als Leistungserbringer besetzt – werde entschieden, ob die Wache in Mühlheim eine Dauereinrichtung wird. „Ich gehe aber nicht davon aus, dass der Standort Mühlheim abgeschafft wird.“ Schließlich sei der Standort einsatztaktisch berechnet worden und das Donautal von Tuttlingen oder Wehingen weit weg, sagt DRK-Vorsitzender Flad.
Rendezvous-System für Notärzte eingerichtet
Besonders für die Notärzte: Die rund 20 Mediziner, die im Notfall rausfahren, sind an den Kliniken Spaichingen und Tuttlingen ansässig. Damit der Rettungswagen direkt zum Betroffenen fahren kann und nicht erst den Arzt abholen muss, wurde ein Rendezvous-System eingeführt. „An den Kliniken gibt es Notarzteinsatzfahrzeuge, die rund um die Uhr von einem Sanitäter gefahren werden können. Damit werden die Ärzte zum Einsatzort gefahren“, sagt Flad. Im Jahr 2016 rückten die Rettungsmannschaften mit den Rettungswagen 6120 Mal aus. Bei 2884 schwereren Notfällen war auch ein Notarzt im Einsatz.
Für die Notfallrettung betrug das Budget im Jahr 2016 3,9 Millionen Euro. Für den Betrieb der Leitstelle und den Krankentransport stehen ebenfalls Budgets zur Verfügung. Sorgen bereitet die Personalsituation. „Notärzte und Rettungsassistenten sind momentan kaum zu finden“, so Flad.