Bruder Boiko
Feuerwehrmann, Karatekämpfer, Leibwächter, Bürgermeister, Ministerpräsident: Der kräftig gebaute Boiko Borissow ist seit Jahren der schillerndste Politiker in Bulgarien. Der 57-Jährige wird jetzt als erster Regierungschef in dem Balkanland nach der Wende von 1989 eine dritte Amtszeit antreten. Seine bürgerliche, pro-europäische Partei GERB, der Wahlsieger, koaliert mit dem nationalistischen Bündnis Vereinigte Patrioten.
Politische Erfahrung sammelte Borissow schon in den 1990er-Jahren als Bodyguard des gestürzten kommunistischen Diktators Todor Schiwkow und später als Leibwächter des zurückgekehrten Ex-Königs Simeon II.
Seine politische Karriere begann Borissow 2001 im Innenministerium in Sofia als General. Von 2005 bis 2009 war Borissow Bürgermeister von Sofia. Seine Partei GERB gründete er 2006. Borissows erste Regierung wurde 2013 wenige Monate vor dem Ende seiner Amtszeit durch Massenproteste gegen zu hohe Strompreise und die weit verbreitete Armut gestürzt. Auch Borissows zweite Regierung trat zurück.
Seine Anhänger nennen den Mann mit dem kurz geschorenen Haar familiär „Bat’ Boiko“(großer Bruder Boiko) und loben seine Nähe zum Volk, während seine Gegner kein gutes Haar an ihm lassen.
Borissow wurde am 13. Juni 1959 im Vorort Bankja der Hauptstadt Sofia geboren, wo er in schlichten Verhältnissen aufwuchs. Er erzählt gerne, wie er als Junge in Bankja mit abgetragenen Turnschuhen Fußball gespielt habe. Fußball und Tennis sind auch heute noch seine Hobbys. Er ist geschieden, hat eine Tochter und einen Enkel, Boiko Jr. (dpa)