Newcomer und alte Hasen im Team Macron
Neuer französischer Präsident will bis Montag sein Kabinett bekannt geben – Nur 15 Ministerposten geplant
PARIS - „Macron Boys“heißen die jungen Männer, die den frisch gewählten französischen Präsidenten seit Monaten umgeben. Sie sind meist in den Dreißigern, haben renommierte Hochschulen besucht und folgen dem 39-Jährigen seit dessen Zeit als Wirtschaftsminister.
Alexis Kohler gehört dazu, der frühere Bürochef, der Generalsekretär im Elysée werden soll. Hunderte Stunden arbeitete der 43-Jährige zusammen mit Emmanuel Macron an dessen Gesetz zur Ankurbelung der Wirtschaft. Zusammen mit Kohler dürfte Macron auch andere Youngster mit in den Elysée nehmen, etwa die „graue Eminenz“seiner Bewegung En Marche, den 30 Jahre alten Ismaël Emelien.
Die Mitglieder des neuen Kabinetts sollen spätestens am Montag bekannt werden. Bisher hatte der neue Staatschef lediglich einige Eckdaten verraten: Nur 15 Minister soll es geben, darunter die Hälfte Frauen. Auch die verschiedenen politischen Strömungen sollen vertreten sein – gemäß dem Motto von En Marche, das rechts und links sein will.
Aus dem rechten Lager gibt es aber nur wenige Überläufer, die ihren Platz an der Seite Macrons finden könnten. Der prominenteste ist der Ex-Minister Bruno Le Maire, der mit dem Wahlsieger Kontakt aufnahm. „Ich ziehe es vor, alle Risiken einzugehen und ins Leere zu springen“, sagte der 48-Jährige der Zeitung „Journal du Dimanche“. Eine Äußerung, die unter den konservativen Republikanern als Verrat empfunden wurde.
Im linken Lager hat der ehemalige Sozialist dagegen einige prominente Unterstützer wie den Bürgermeister von Lyon, Gérard Collomb, der von Anfang an hinter Macron stand. Der 69-Jährige will für sich selbst kein Amt in der neuen Regierung, dürfte den gewählten Präsidenten aber mit Rat und Tat begleiten. Zu den linken Weggefährten, die mit einer Beförderung rechnen können, gehört Richard Ferrand, der Generalsekretär von En Marche. Der sozialistische Abgeordnete ist nach Macron selbst das bekannteste Gesicht seiner Bewegung.
Mit seiner bedächtigen Art ist der 54-jährige Bretone ein Favorit auf den Posten des Regierungschefs. Denn dass den wichtigen Job jemand mit politischer Erfahrung bekommen soll, machte Macron bereits deutlich.
Offen ließ er, ob er eine Frau zur Ministerpräsidentin machen könnte. Er habe zwei Namen im Kopf: einen Mann und eine Frau, verriet Macron kürzlich. Falls es eine Frau werden sollte, hat Sylvie Goulard gute Chancen. Die Europaabgeordnete der Zentrumspartei Modem gehört ebenfalls zu den Unterstützerinnen der ersten Stunde. Für Deutschland wäre ihre Ernennung eine gute Nachricht, denn die energische 52-Jährige spricht fließend deutsch und hatte das Treffen Macrons im März mit Bundeskanzlerin Angela Merkel eingefädelt.
Die europapolitische Beraterin des Kandidaten ist auch konsensfähiger als der Modem-Chef François Bayrou, der ebenfalls als möglicher Premierminister gehandelt wird. Der Ex-Minister hatte sich Macron im Februar angeschlossen und damit den unabhängigen Kandidaten an die Spitze der Umfragen gebracht.