Armeechefin
Mehr als 35 Grad und Wüstensand: So sah die Kulisse des ersten großen Auftritts für die neue französische Verteidigungsministerin Sylvie Goulard aus. Die 52-Jährige begleitete Präsident Emmanuel Macron am Freitag zum Truppenbesuch auf dem Stützpunkt Gao im Norden Malis. Der Termin passte zu der Europaabgeordneten, denn in Gao sind nicht nur französische, sondern auch deutsche Soldaten stationiert. Und die engere Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich in Verteidigungsfragen gehört zu den Anliegen von Goulard. Die Juristin setzt sich seit Jahren für die deutsch-französischen Beziehungen ein. Im Wahlkampf Macrons organisierte sie den Besuch des Kandidaten bei Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Schon als Kind reiste Goulard zum Schüleraustausch nach Deutschland, was sich noch heute in ihrem fehlerlosen und akzentfreien Deutsch niederschlägt. Ihre Sprachkenntnisse halfen ihr später in ihrer Karriere weiter. So handelte sie als junge Diplomatin für die Rechtsabteilung des französischen Außenministeriums die deutsche Wiedervereinigung im Zwei-PlusVier-Vertrag mit aus.
Die Tochter einer italienischen Einwandererfamilie spricht auch fließend Italienisch. Mit dem ehemaligen italienischen Regierungschef Mario Monti schrieb sie zusammen ein Buch über die Demokratie in Europa.
Dass die dreifache Mutter als Ministerin im Kabinett sitzen würde, war direkt nach Macrons Wahlsieg klar – die energische Politikerin gehörte zu seinen prominentesten Unterstützerinnen. Ihre Ernennung als „Ministerin der Streitkräfte“war allerdings eine Überraschung, sie war eher für das Außenministerium gehandelt worden, das aber an den bisherigen Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian ging.
Als fleißige Aktenfresserin dürfte Goulard sich schnell in die Verteidigungsdossiers einarbeiten, bei denen sie es auf deutscher Seite mit Ursula von der Leyen zu tun hat. Die beiden Frauen kennen sich bereits und können auf Übersetzer verzichten. Christine Longin