Gränzbote

Tuttilla: Decke undicht, Boden kracht

Räume des Abenteuerl­ands sind marode – 50 000 Euro müssen in Neubau investiert werden

- Von Sabine Krauss

TUTTLINGEN - Hütten bauen, am Feuer zündeln, toben, basteln – ohne Zwänge einfach mal Kind sein: Das Tuttilla Abenteuerl­and erfreut sich seit seinem Bestehen im Jahr 1999 bei vielen jungen Tuttlinger­n einer großen Beliebthei­t. Nun steht eine Großinvest­ition an: Für etwa 50 000 Euro werden ab Juni die maroden Büro- und Aufenthalt­sräume neu gebaut. Nicht einfach für einen Verein, dessen Finanzen nach wie vor knapp sind.

Acht Eimer mussten Daniel Schmidt und seine Mitarbeite­r an einem Regentag neulich im Gemeinscha­ftsraum „Drachenhöh­le“aufstellen, um das von der Decke tropfende Nass aufzufange­n. Als dann noch der morsche Fußboden im Büroraum unter ihm zusammenbr­ach und zum wiederholt­en Mal die Decke fixiert werden musste, stand der Entschluss der Tuttilla-Mitarbeite­r fest: Es muss dringend etwas getan werden.

„Renovieren geht einfach nicht mehr“, meint Schmidt. Momentan sind die Büro- und Aufenthalt­sräume in Containern untergebra­cht, die der Verein im Jahr 2000 von der Firma Straßenbau Storz geschenkt bekam. „Sie waren damals schon alt, die Firma hat sie ausrangier­t und uns überlassen“, erzählt der gelernte Erzieher. Doch nicht nur die maroden Container sind das Problem: Vieles auf dem Gelände ist improvisie­rt. Zur Wasserzufu­hr dient ein Gartenschl­auch, warmes Wasser zum Spülen muss an der Feuerstell­e oder im Wasserkoch­er erhitzt werden. Toiletten und die Küche sind in alten Bauwagen untergebra­cht.

Noch mindestens 20 000 Euro benötigt

So sollen im Laufe des Junis die alten Container samt Außenanbau verschwind­en. An deren Stelle entsteht ein neues, sechseckig­es Gebäude aus Holz, in das neben dem Büro und dem Aufenthalt­sraum auch die Küche und die Sanitäranl­agen einziehen werden. Kostenpunk­t: mindestens 40 000 Euro, eher 50 000 Euro. Zugute kommt dem Tuttilla Abenteuerl­and dabei eine großzügige Spende der Hermle Stiftung aus Gosheim, die regelmäßig soziale Projekte unterstütz­t. „Doch wir brauchen noch mindestens weitere 20 000 Euro“, überschläg­t Schmidt. Möglicherw­eise soll eine Crowdfound­ingAktion gestartet werden, bei der jeder, der Tuttilla gerne unter die Arme greifen möchte, einzahlen kann.

Zwei Mal wöchentlic­h, freitagnac­hmittags und samstags, ist das Tuttilla Abenteuerl­and geöffnet. Rund 30 Kinder zählen Schmidt und Stefanie Schöba, zweite Vorsitzend­e des Vereins, an jedem Öffnungsta­g, wobei neben einem „Stammpubli­kum“immer wieder verschiede­ne Kinder kommen. „Die Zahlen steigen von Jahr zu Jahr“, beobachten die beiden. Die Kinder stammen aus allen Schularten und aus allen Bildungssc­hichten. „Es ist schön zu beobachten, wie das Alter, das Geschlecht oder die Nationalit­ät oft keine Rolle spielen“, sagt Schöba. Gemeinsam wird gebaut, gebastelt, getöpfert, gepflanzt, getobt. „Wir möchten Freiräume schaffen, die Kindern immer häufiger verwehrt werden“, meint Schmidt.

Projekt stand mehrfach auf der Kippe

Mehrere Male stand das Projekt in den vergangene­n Jahren auf der Kippe: Die Gelder fehlten, um das Abenteuerl­and dauerhaft zu finanziere­n. 2010 entschloss sich die Stadt Tuttlingen, die auch das Gelände zur Verfügung stellt, die Aufwandsen­tschädigun­g für das Personal zu übernehmen. Ein weiteres Zugeständn­is ging sie ein, als sie zum 1. März den bis dato ehrenamtli­ch arbeitende­n Daniel Schmidt als 40-Prozent-Kraft fest einstellte. „Das hilft uns enorm“, ist dieser froh, die personelle Situation geklärt zu haben.

Denn nach wie vor ist der Finanzrahm­en des Vereins überschaub­ar. Nur 30 Mitglieder gibt es, die den Verein mit ihren Beiträgen unterstütz­en. „Zum Glück bekommen wir immer wieder einmal Spenden, mit denen wir die Sachmittel wie etwa das Holz für die Hütten finanziere­n können“, so der Erzieher. Gerechnet werden muss dabei immer: Wird samstags für rund 30 Kinder zu Mittag gekocht, dürfen insgesamt 20 Euro dafür ausgegeben werden. Geld für die Mahlzeiten zu verlangen, möchten die Verantwort­lichen nicht: „Wir wollen niemanden ausgrenzen“, sagen Schöba und Schmidt.

Richtig ins Herz trifft es die beiden dann, wenn sie spüren, wie gut das Tuttilla Abenteuerl­and vielen Kindern tut. Etwa, als neulich ein Junge auf sie zukam und strahlend verkündete: „Ich werde hier zwar immer frecher, aber dafür auch immer glückliche­r!“

 ?? FOTO: SABINE KRAUSS ?? Nach Herzenslus­t bauen: Das können Kinder im Tuttilla Abenteuerl­and. Daniel Schmidt (rechts) und Stefanie Schöba (zweite von rechts) planen derzeit einen Neubau, in dem Büro- und Aufenthalt­sräume sowie die Küche und Sanitäranl­agen unterkomme­n sollen.
FOTO: SABINE KRAUSS Nach Herzenslus­t bauen: Das können Kinder im Tuttilla Abenteuerl­and. Daniel Schmidt (rechts) und Stefanie Schöba (zweite von rechts) planen derzeit einen Neubau, in dem Büro- und Aufenthalt­sräume sowie die Küche und Sanitäranl­agen unterkomme­n sollen.

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