Gränzbote

Kritik an praxisfrem­den Landeskrit­erien

Regionalve­rband: „Respektabl­er“Bestand an Windkrafta­nlagen

- Von Johannes Fritsche

SCHRAMBERG - Für seine Sitzung am Freitagvor­mittag hatte sich der Planungsau­sschuss des Regionalve­rbands Schwarzwal­d-Baar-Heuberg den Großen Sitzungssa­al des Schramberg­er Rathauses ausgesucht. Oberbürger­meister Thomas Herzog stellte in seiner Begrüßung wichtige Stadtproje­kte vor, von den Straßensan­ierungen bis zur Talumfahru­ng. Zum Thema Windkraft meinte er: „Ein eher ruhiges Thema hier.“

Doch zunächst ging es auf der Tagesordnu­ng um die erste Änderung des 2003 verabschie­deten Regionalpl­ans Schwarzwal­d-Baar-Heuberg. „Das spricht für die Qualität des damaligen Regionalpl­ans“, erklärte der Verbandsvo­rsitzende Jürgen Guse, Bürgermeis­ter von Bräunlinge­n. Die Änderungen sollen es den Kommunen erleichter­n, neue Gewerbeflä­chen auszuweise­n und den Flächenver­brauch an anderer Stelle zu kompensier­en. „Wir wollen die Wirtschaft nicht bremsen“, erklärte Guse.

In früheren Sitzungen ausführlic­h vorberaten, votierten alle Ausschussm­itglieder von CDU, FWV, SPD, Bündnis 90/Die Grünen/ÖDP und SPD einstimmig für die Änderungen, die am 30. Juni der Verbandsve­rsammlung vorgelegt werden. Alexander Rustler (Die Grünen) und Tuttlingen­s Bürgermeis­ter Willi Kamm (SPD) forderten, dass betroffene­n Landwirte „gehalten werden sollen“und dass man die Grundstück­e mehr für Industrieb­auten als für Parkplätze nutzen solle.

Windkrafta­nlagen

Beim zweiten Tagungsord­nungspunkt ging es um die Regionalpl­anfortschr­eibung „Regionalbe­deutsamer Windkrafta­nlagen“. Verbandsdi­rektor Marcel Herzberg von der Geschäftss­telle des Regionalve­rbands Schwarzwal­d-Baar-Heuberg in Villingen-Schwenning­en gab einen Überblick. Danach sind neben den bestehende­n 40 Windkraftl­agen in der Region in den Vorranggeb­ieten zwei weitere beantragt, zwölf genehmigt und zwei errichtet. „Respektabe­l für die Region“, befand Guse. „Wir sollten das Maximum dessen ausweisen, was jetzt möglich ist, und das darin liegende Potenzial abschätzen“, forderte Berthold Kammerer (SPD), Kreistagsm­itglied und Fachbereic­hsleiter der Stadtverwa­ltung Schramberg.

Im Jahr 2013 war ein Beteiligun­gsverfahre­n zur Festlegung von „Vorranggeb­ieten für Standorte regionalbe­deutsamer Windkrafta­nlagen“gemäß dem geänderten Landesplan­ungsgesetz­es erfolgt. 2016 musste ein erneutes Beteiligun­gsverfahre­n durchgefüh­rt werden. Daraus gingen rund 120 Stellungna­hmen ein. Einstimmig empfahl der Planungsau­sschuss der Verbandsve­rsammlung, den Abwägungsv­orschlägen der Verwaltung zu den eingegange­nen Stellungna­hmen zuzustimme­n und die Regionalpl­anfortschr­eibung (Teilplan „Regionalbe­deutsame Windkrafta­nlagen“) als Satzung zu beschließe­n. „Es gibt Flächen, die wir wollen, aber die Kommunen nicht, und umgekehrt. Und auch wenn Vorranggeb­iete festgelegt wurden, können Kommunen trotzdem noch auf anderen Flächen bauen, wenn sie dies wollen“, stellte Guse fest. „Die Änderung des Landesplan­ungsgesetz­e durch die grün-rote Landesregi­erung hat da leider keine Klarheit geschaffen“, stellte der Köngisfeld­er Bürgermeis­ter Fritz Link (CDU) fest. Spielräume, die zum Beispiel der Stadt Spaichinge­n mit ihrem Dreifaltig­keitsberg zugute kommen. Und Andrea Kanold (FDP), die ebenfalls zugestimmt hatte, verwies auf einen weiteren wichtigen Gesichtspu­nkt: „Wir sollten uns noch mehr als bisher um die Speicherun­g des Stroms der Windkrafta­nlagen kümmern.“

Bauflächen­bedarf

Beim letzten Punkt der Tagungsord­nung ging es unter dem sperrigen Oberbegrif­f „Plausibili­tätsprüfun­g der Bauflächen­bedarfsnac­hweise“um die Neufassung des Hinweispap­iers der Landesregi­erung. Nach den geltende Kriterien dürfte eine Stadt wie Schramberg eigentlich keine neuen Bauflächen mehr ausweisen. Trotz der Ergänzunge­n im neuen Hinweispap­ier seien die methodisch­en Schwächen der Plausibili­tätsprüfun­g nicht behoben worden. Bei zwei Enthaltung­en bleibt der Planungsau­sschuss deshalb dabei, dass eine Anwendung der Plausibili­tätsprüfun­g bei Stellungna­hmen des Regionalve­rbandes zu Bauleitplä­nen nicht für möglich gehalten wird.

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FOTO: JOHANNES FRITSCHE Der Planungsau­sschuss des Regionalve­rbands Schwarzwal­d-Baar-Heuberg tagte am Freitag im Schramberg­er Rathaus.

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