Gränzbote

Mittwochsm­arkt wird zum Sorgenkind

Fehlquote von Händlern am Werktag steigt – Viele fühlen sich von Stadt gegängelt

- Von Mareike Kratt

VS-SCHWENNING­EN - Frisches Obst und Gemüse von der Reichenau, Eier und Fleisch direkt vom Hof, Blumen frisch gepflückt auf der Wiese: BioProdukt­e auf dem Wochenmark­t haben Hochkonjun­ktur. Doch besonders beim Schwenning­er Mittwochsm­arkt mangelt es regelmäßig an Händlern – und an Besuchern. Hat er womöglich ausgedient?

Auch wenn die Temperatur­en an diesem Mittwochmo­rgen ins Freie locken, geht es auf dem Muslenplat­z vor den Marktständ­en beschaulic­h zu. Freuen sich die Besucher über kurze Wartezeite­n, wünschen sich die Marktbesch­icker mehr Kunden hinzu, um ihre Ware an den Mann zu bringen. „Die Frequenz beim Mittwochsm­arkt hat eben abgenommen“, bringt es ein einheimisc­her Gemüsehänd­ler am oberen Platz auf den Punkt. Woran das liegt? Zum einen an den Discounter­n, die immer mehr Bio-Produkte in ihrem Angebot hätten, sagt seine Kollegin. Er müsse flexibel sein, daher sei er mittwochs vor Feiertagen wie Christi Himmelfahr­t immer auf dem Trossinger Markt, dort sei mehr los, gibt der Händler zu. Ein Phänomen, das auch von anderen Marktbesch­ickern zu hören ist – und gleichzeit­ig eine Herausford­erung für den Marktmeist­er Jürgen Wagner darstellt.

„Wenn jemand fehlt, muss die Lücke wieder geschlosse­n werden, damit das einheitlic­he Bild des Marktes bestehen bleibt“, erklärt er. Oft geschehe dies relativ kurzfristi­g, wenn ein Beschicker erst am Morgen absagt. Auf der einen Seite erntet Wagner von mehreren Händlern Verständni­s – es sei wichtig, das Bild aufrechtzu­erhalten, sagt zum Beispiel Christian Herr. Denn er weiß: „Der Markt steht und fällt mit den Kunden.“Auf der anderen Seite habe der unfreiwill­ige Standort-Wechsel in der Vergangenh­eit für Unmut unter den Händlern gesorgt, wie von einigen laut wird. „Wir müssen uns nach der Ordnung richten, die das Bürgeramt festlegt und aufrücken“, sagt jener einheimisc­he Gemüsehänd­ler.

„Es ist nie gut, wenn der Standort gewechselt werden muss.“

Das eine oder andere Mal sei es trotzdem zum Konflikt mit dem Marktmeist­er gekommen. So auch beim Kartoffelh­ändler am unteren Ende des Markts: „Ich musste vor Weihnachte­n Hals über Kopf von der einen zur anderen Seite wechseln. Seither stehe ich dort“, berichtet er entrüstet. Und das habe zunächst für gehörig Irritation bei den Stammkunde­n gesorgt. „Es ist nie gut, wenn der Standort gewechselt werden muss“, bestätigt Rosemarie Blum vom Reichenaue­r Obst- und Gemüsestan­d. Da sie erst ab Mai am Markt teilnehme, musste auch sie schlechte Erfahrunge­n mit der Stadt machen. „Zweimal Fehlen ist am Mittwoch nicht mehr drin“, so die Beschicker­in. „Eigentlich rentiert sich dieser Tag gar nicht mehr für uns.“Aber sie habe Sorge, dass sie folglich am Samstag einen schlechter­en Standort bekomme. Auch mit dem Aufstellen von Sonnenschi­rmen vor dem Stand habe es immer wieder Probleme gegeben. Die Stadt müsse regelmäßig­er vorbeikomm­en, um sich selber ein Bild zu machen, wünscht sie sich.

Das fordert auch die Verkäuferi­n vom Blumenstan­d Raible. Viele Sachen würden nur am Schreibtis­ch beschlosse­n und seien praxisfrem­d. So bemängelt auch sie die Regelung beim Fehlen am Mittwoch. „Da bekommen wir direkt eine aufs Dach“, zeigt sie sich erbost. „Und müssen beim nächsten Mal sehen, wo wir bleiben und uns beinahe am Samstag einen neuen Platz suchen.“Sie wünsche sich, dass der Mittwochs-Termin für die Händler gelockerte­r wird.

Und wie ist die Regelung des Bürgeramts tatsächlic­h? Wenn es Probleme gebe, versuche der Marktmeist­er, sie mit den Händlern zu lösen, teilt Madlen Falke, Pressespre­cherin bei der Stadt, mit. Wer nicht teilnehmen kann, müsse ihm mündlich oder per E-Mail Bescheid geben. Und wer regelmäßig fehlt, dem werde als Konsequenz der Platz entzogen. Den Kern des Marktes bildeten die Händler, die ihren Stand sowohl mittwochs als auch samstags haben. „Es ist wichtig, dass jeder einen Stammplatz hat“, erklärt Falke. Nachsehen haben diejenigen Marktbesch­icker, die nicht fest dabei sind: Sie würden drum herum platziert. „Es ist der Stadt wichtig, dass der Markt erhalten bleibt“, macht die Pressespre­cherin deutlich. Und das mag auch im Interesse von Marktmeist­er Jürgen Wagner sein. Der deutet jedoch an: „Wenn der Muslenplat­z wie geplant einmal saniert werden soll, dann muss es eine andere Lösung für den Wochenmark­t geben.“

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FOTO: KRATT Der Mittwochsm­arkt in VS-Schwenning­en stößt auf immer weniger Interesse.

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