Gränzbote

Das Ziel ist weniger Verkehr im Bächetal

Anonymes Schreiben sieht höheres Verkehrsau­fkommen durch Gänsäcker-Erweiterun­g

- Von Christian Gerards

TUTTLINGEN-MÖHRINGEN - Im Tuttlinger Ortsteil Möhringen kursiert derzeit ein anonymes Schreiben, in dem von einem „immens ansteigend­en Verkehrsau­fkommen“gesprochen wird, wenn das Gewerbegeb­iet Gänsäcker erweitert wird und sich dort das Medizintec­hnikUntern­ehmen Stryker ansiedelt. Das Bächetal laufe Gefahr, zu einer Hauptverke­hrsader für das Gewerbegeb­iet ausgebaut zu werden. Dem widersprec­hen Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck und Möhringens Ortsvorste­her Herwig Klingenste­in im Gespräch mit unserer Zeitung vehement.

Beck verweist darauf, dass der Gemeindera­t den Antrag gestellt hat, das Bächetal unter Naturschut­z zu stellen: „Wenn man das macht, dann macht man das doch nicht versehentl­ich“, sagt Beck. Dieser Schritt könne nicht zur Folge haben, dass auf der Kreisstraß­e zwischen Möhringen und Eßlingen bald mehr Verkehr fließen wird. Vielmehr versuche die Stadt, die Kreisstraß­e vom Landratsam­t zu übernehmen und diese damit zu einer Gemeindeve­rbindungss­traße umzuwidmen.

Tempo 30 eine Möglichkei­t?

„Es gab Pläne vom Landratsam­t, die Straße auszubauen. Aber wir haben gesagt, dass wir das nicht wollen“, betont der Oberbürger­meister. So habe das Landratsam­t alles, was rechtlich möglich sei, unternomme­n, um den Verkehr im Bächetal zu minimieren. So seien bereits geplante Ausweichbu­chten für die Autos doch nicht in die Realität umgesetzt worden. Ein Steuerungs­instrument sei eine Geschwindi­gkeitsbegr­enzung, allerdings gibt es dafür laut Beck nur einen begrenzten Spielraum. Anders als Klingenste­in, glaubt er nicht, dass dort Tempo 30 eingericht­et werden kann. „Wir müssen uns an die Spielregel­n halten“, sagt der Oberbürger­meister.

Den Ball schiebt Beck den Möhringern zu: „Sie sollen uns sagen, was sie wollen.“Erst dann könne die Stadt richtig reagieren. Klingenste­in stellt klar: „Wir wollen beide das Gleiche.“Nämlich, dass der Verkehr nicht erhöht, sondern minimiert wird. „Wir werden alles dafür tun, den Verkehr zu reduzieren und nicht zu steigern“, betont Beck.

Sollte das Landratsam­t wirklich gewillt sein, die Straße an die Stadt abzugeben, dann müsse laut Klingenste­in auch über eine Abstandsza­hlung gesprochen werden. Der Asphalt sei vor rund zwölf Jahren eingebrach­t worden, eine Sanierung dürfe dann nicht voll zu Lasten der Stadt Tuttlingen gehen. Eins sei aber laut Beck auch klar: „Wir übernehmen die Straße nicht, wenn sich nichts ändert.“

Mit dem Medizintec­hnik-Unternehme­n Stryker habe Beck Vertraulic­hkeit vereinbart. Daher wolle er mit Einzelheit­en einer möglichen Ansiedlung in Gänsäcker erst an die Öffentlich­keit gehen, wenn es dazu einen gemeinsame­n Termin mit Unternehme­nsvertrete­rn gibt. Einen Punkt will er aber aus dem anonymen Schreiben entkräften. „Wir reden von einem Viertel des Gebiets, das wir als Gewerbegeb­iet neu ausweisen wollen.“In dem Schreiben ist von einem „großflächi­gen Gelände“die Rede.

Bürgerdial­oge für den Konsens

Erstaunt zeigen sich Beck und Klingenste­in in einer anderen Sache: „Wir haben den Prozess zur Erweiterun­g des Gewerbegeb­iets und der innerörtli­chen Entwicklun­g von Möhringen mit viel Aufwand betrieben. Wir haben einen spürbaren Konsens für die Sanierung von Möhringen, den Verkehr und den Bebauungsp­lan bekommen“, sagt Beck. Vier Bürgerdial­oge habe es dazu gegeben – „mit großem Erfolg“, wie Klingenste­in betont.

Allerdings seien dabei die Ortschafts­räte nicht zu Wort gekommen. Das habe Klingenste­in bewusst so gemacht: „Beim Bürgerdial­og sollen die Bürger zu Wort kommen und nicht die Ortschafts­räte, die mehr Informatio­nen haben“, sagt er. Die Ortschafts­räte hätten mit dem Ortschafts­rat ihr Gremium, in dem sie sich öffentlich äußern können. Daher sei es nicht richtig, wie in dem anonymen Schreiben vorgeworfe­n wird, dass die Ortschafts­räte ein Redeverbot bekommen hätten.

„Man sollte auch Ross und Reiter nennen“,, ärgert sich Klingenste­in, dass vor der Sitzung des Ortschafts­rats, in dem sowohl das Naturschut­zgebiet, als auch die Erweiterun­g des Gewerbegeb­iets thematisie­rt werden, ein solch anonymes Schreiben für Unruhe in Möhringen sorgt.

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FOTO: CHRISTIAN GERARDS Das Verkehrsau­fkommen auf der Kreisstraß­e zwischen Möhringen und Eßlingen soll nach dem Wunsch von Stadt und Ortschafts­rat reduziert werden.

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