Israel fürchtet pro-iranische Terrorzellen im Grenzgebiet mit Syrien
Regierung von Benjamin Netanjahu beantwortet Mörserbeschuss der besetzten Golanhöhen mit Angriff von Kampfhubschraubern gegen syrische Streitkräfte
JERUSALEM - Pralle Kirschen, Aufwinde wie gemacht zum Drachenfliegen und jede Menge Wandertouren: Im Sommer haben die Golanhöhen Ausflüglern viel zu bieten. Tausende Israelis waren denn auch am Samstag unterwegs, als dumpfe Donnerschläge das Gebirgsplateau erschütterten. Was sich da entlud, war kein Gewitter. Elf Mörsergeschosse waren krachend auf israelischer Golan-Seite gelandet, Streufeuer aus dem syrischen Bürgerkrieg.
Menschen kamen nicht zu Schaden. Trotzdem rief die israelische Armee die Touristen auf, das Grenzgebiet zu verlassen, bevor ihre Luftwaffe Vergeltung übte. Attackiert wurde eine Stellung der Assad-Truppen, von der die Mörsergranaten offenbar abgefeuert worden waren. Nach syrischer Darstellung kamen zwei Personen in dem Grenzstädtchen Kuneitra ums Leben. Ebenso behauptete Damaskus, die Attacke israelischer Kampfhubschrauber sei mit einem Rebellenangriff auf KuOffiziell
hält sich Israel aus dem Krieg in Syrien zwar raus. Aber: „Feuer von welcher Front auch immer auf unser Territorium wird hart erwidert“, stellte Premier Benjamin Netanjahu am Sonntag klar. Syrische Querschläger auf israelischem Gebiet gab es schon öfter, wenngleich weniger massiv. Nur sei das jüngste Geschehen im größeren Kontext zu sehen, so der Sicherheitsexperte Jossi Melman. „Alle Seiten bereiten sich für den Tag nach der Niederschlagung des IS vor“, der in Irak wie in Syrien in Rückzugsgefechte verwickelt ist. Viele Parteien sind darauf aus, in ihre Lücken vorzustoßen, voran die mit dem Iran verbündete libanesische Hisbollah.
Für Israel wäre es ein Alptraum, sollten pro-iranische Kräfte künftig die Region östlich des Golan kontrollieren. Schon deshalb wird Wert auf diskrete Kontaktpflege zu Anti-Assad-Rebellen gelegt, die jenseits der siebzig Kilometer langen israelischsyrischen Grenze zugange sind. Unter den rund 3000 syrischen Kriegsverwundeten, die in israelischen Krankenhäusern behandelt wurden, stammten viele aus ihren Reihen.
Neben humanitärer Hilfe soll Israel laut dem „Wallstreet Journal“einige Rebellengruppen wie die „Fursan al-Dschulan“(zu deutsch: Ritter des Golan) finanziell mit je 5000 USDollar monatlich unterstützen. „Ohne die israelische Assistenz hätten wir nicht überlebt“, wird ein Sprecher der „Ritter“zitiert. Zur Politik der „guten Nachbarschaft“nahm Israels Armee nur indirekt Stellung. Man müsse verhindern, dass sich im Grenzgebiet „Terrorzellen und feindliche Kräfte“etablierten.
Gemeint sind die „Gotteskrieger“der Hisbollah, deren Chef Hassan Nasrallah Israel gedroht hat, in einer künftigen Konfrontation Tausende Kämpfer aus der islamischen Welt zu rekrutieren. Konkrete Sorgen macht der Regierung Netanjahu dabei, dass die Iraner anscheinend Waffenfabriken für die Hisbollah in Libanon bauen. Über europäische Diplomaten ließ Jerusalem jetzt eine Warnung an Teheran übermitteln. Derartige Un-