Der Jüngste sichert Neuseeland den Auld Mug
Im America’s-Cup-Finale ersegeln Peter Burling und seine Crew ein 7:1 gegen die USA
HAMILTON/BERMUDA (dpa/SID) Neuseeland hat seinen Ruf als eine der mächtigsten Segelnationen der Welt eindrucksvoll gestärkt. Überlegen erkämpfte das Emirates Team New Zealand am Montag den dritten America’s-Cup-Triumph nach 1995 und 2000. Die Crew um Steuermann Peter Burling verwandelte gegen die US-Amerikaner um Skipper Jimmy Spithill gleich die erste Möglichkeit zum 7:1-Endstand und sicherte sich damit die legendäre Silberkanne „Auld Mug“, die alteste Sporttrophäe (das erste Rennen war 1851).
„Was für eine Serie! Sie haben kaum Fehler gemacht, sie verdienen den Sieg total“, sagte der unterlegene Spithill. Wieso, das weiß Russell Coutts – bei den ersten beiden neuseeländischen Cup-Siegen Steuermann der Yachten „Black Magic“und „New Zealand“, 2003 Sieger mit dem Schweizer Team Alinghi, 2010 und 2013 Gewinner mit den USA und heute Cup-Dirigent in Diensten der USTitelverteidiger: „Die Kiwis haben eine Innovationskultur, die alle Segler-, Designteam- und ManagementWechsel überdauert hat.“Immer wieder konnten die Neuseeländer in der jüngeren Cup-Vergangenheit so mit radikalen Neuerungen punkten. „Sie fällen keine emotionalen Entscheidungen, sondern gehen die Aufgaben logisch an“, sagt Coutts.
Beim 35. America’s Cup stellten sie ein ausgefeiltes Kontrollsystem für den Segelflügel, die Tragflächen und Ruder sowie die revolutionären Fahrräder vor, auf denen Profi-Radfahrer mehr Muskelkraft für die Anbord-Hydraulik erzeugen als die herkömmlichen Grinder mit ihren Armkurbeln auf den Booten der Konkurrenz.
Gesteuert wird Neuseelands „Rote Rakete“von einem Jahrhundert-Talent: Peter Burling ist mit seinen fünf Mitstreitern für die imposante Flugshow des Katamarans „Aotearoa“verantwortlich. Burling stellte mit dem Sieg bei seiner Cup-Premiere einen Rekord auf: Der 49er-Olympiasieger ist mit 26 Jahren der jüngste Steuermann, der je den America’s Cup gewonnen hat.
„Wir sind hier, um den Cup nach Neuseeland zu bringen“, hatte Burling in dem von Sticheleien begleiteten Kampf immer wieder gesagt. Schon in den Herausfordererrunden, an denen auch Schweden, Großbritannien, Japan und Frankreich teilgenommen hatten, deuteten seine Crew und er ihre Stärke an. Den Bonuspunkt für das Cup-Duell nahm aber Spithill nach zwei Siegen in den Quali-Rennen gegen den großen Konkurrenten mit. Neuseeland startete dadurch mit einem Minuspunkt in das Finalduell. Doch da war die Sache schnell klar: Burling zeigte sich bei den so wichtigen Starts erheblich verbessert. Der erfahrene Spithill, der seinen dritten Cup-Triumph in Serie feiern wollte, agierte plötzlich fahrig und kassierte immer wieder Strafen. Zudem war das Boots-Setup der Herausforderer einfach besser. Burling am Montag: „Es ist unfassbar, was wir hier geschafft haben.“
Die Zukunft des Cups ist durch den „Kiwi“-Erfolg offen, Neuseeland darf laut Reglement nun über den Austragungsort und die Bootsklasse der 36. Ausgabe befinden. Als einziges Teilnehmerteam hatten die Sieger das von Oracle USA maßgeblich beeinflusste Zukunftspapier nicht unterschrieben. Es sah eine Fortsetzung der Regatta im ähnlichen Format und Rahmen wie 2017 vor. Neuseeland, seit Jahren im Clinch mit den Veranstaltern der diesjährigen Regatta, dürfte Änderungen veranlassen.