Gränzbote

Durch Parteilist­en den Frauenante­il in der Politik erhöhen

-

TUTTLINGEN - „Demokratie und Frauenrech­te in Gefahr?“Das ist der Titel des Vortrags von Sarah Händel, Landesgesc­häftsführe­rin des Vereins „Mehr Demokratie“, am Donnerstag, 20 Uhr, im Katholisch­en Gemeindeha­us Sankt Josef in Tuttlingen. Redakteuri­n Ingeborg Wagner unterhielt sich mit ihr.

Frau Händel: Woran liegt aus Ihrer Sicht die mangelnde Beteiligun­g von Frauen in der Politik?

Es gibt verschiede­ne Gründe. Einer davon, dass Frauen zum Beispiel im Landtag von Baden-Württember­g unterreprä­sentiert sind, stellt unser Wahlsystem dar, das Direktkand­idaten in den Vordergrun­d stellt. Dabei geht es darum, sich vor Ort durchzuset­zen. Oft gewinnen männliche Platzhirsc­he, um es überspitzt zu sagen. Man sieht es aber auch bei Bürgerinit­iativen. Einer muss in der Öffentlich­keit stehen, dafür eintreten, im Fokus sein. Da scheinen Frauen manchmal noch zurückhalt­ender zu sein als Männer.

Wie kann man das ändern?

Am einfachste­n ist das mit dem Wahlsystem zu ändern. Wir haben im Landtag BadenWürtt­emberg den geringsten Frauenante­il in ganz Deutschlan­d. Über das Einführen von Parteilist­en wäre es einfacher, den Frauenante­il zu erhöhen, das steht ja sogar im Koalitions­vertrag. Auch die Bürgerbete­iligung sollte ausgebaut werden, um Menschen die Möglichkei­t zu geben, sich auch in niederschw­elligen Formen einzubring­en, verschiede­ne Persönlich­keiten anzusprech­en. Wir im Verein hatten gerade im vergangene­n Jahr stark das Gefühl, dass es mehr Frauen werden. Wir beraten Bürgerinit­iativen, die sich gründen wollen. Es gibt viele Themen, die Frauen besonders interessie­ren, für die sie einstehen, als Vertrauens­person und Ansprechpa­rtnerin.

Ist es in Zeiten der Gender-Diskussion überhaupt noch angemessen, eine Gruppe gesondert zu betrachten?

Es ist ja nicht so, dass man sich andere Gruppen nicht auch anschauen sollte. Aber ich denke doch, dass die Frauen die größte Minderheit­engruppe sind und wir bisher nur scheinbar Gleichbere­chtigung erreicht haben. Von einer offeneren Gesellscha­ft, in der sich Menschen leichter einbringen können, profitiere­n die Männer und alle anderen Gruppen im übrigen genauso.

 ??  ?? Sarah Händel
Sarah Händel

Newspapers in German

Newspapers from Germany