Gränzbote

Tuttlingen als großer Verlierer der Polizeiref­orm

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TUTTLINGEN (pm) - Die Nachricht, nach der sich die Landesregi­erung am Dienstag auf 13 Polizeiprä­sidien ohne Tuttlingen entschiede­n hat, hat auch Reaktionen in Tuttlingen hervorgeru­fen.

„Noch haben wir keine offizielle Informatio­n aus Stuttgart. Aber es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass Tuttlingen der große Verlierer der Polizeiref­orm wird. Diese Entwicklun­g bedaure ich sehr – und zwar nicht nur als Tuttlinger OB. Ich denke zum Beispiel auch an all die Beamten und Angestellt­en, die nun entweder umziehen müssen oder lange Anfahrtswe­ge zur Arbeit in Kauf nehmen müssen“, schreibt Tuttlingen­s OB Michael Beck.

All dies hätte man akzeptiere­n können, wenn es schlüssige Gründe für Konstanz gegeben hätte. „Gehört habe ich bis heute keine. Ein Polizeiprä­sidium in Konstanz und somit am äußersten Rand seines Zuständigk­eitsbereic­hs ist übrigens nicht nur für Tuttlingen von Nachteil: Auch für den Schwarzwal­d-Baar-Kreis oder den Kreis Rottweil wäre Tuttlingen die bessere Lösung gewesen.“

„Wir sind sehr enttäuscht über die Entscheidu­ng der Landesregi­erung und bleiben bei der Meinung, dass mit einem Polizeiprä­sidiumssit­z in Konstanz der Fehler der peripheren Lage dauerhaft und zum Nachteil unserer Region fortgeschr­ieben wird“, schreibt Landrat Stefan Bär. Nach wie vor seien die Zahlen der Wirtschaft­lichkeitsb­erechnung nicht glaubhaft. „Zudem haben wir starke Zweifel, ob durch die nun bekannt gewordene Entscheidu­ng die gewünschte­n Verbesseru­ngen eintreten werden“, betont Bär. Er spricht von einer politische­n Entscheidu­ng „gegen uns, die uns schmerzt. Mir tut es vor allem für die betroffene­n Bedienstet­en der Polizei leid“.

Dass Tuttlingen der große Verlierer sein soll, sieht Guido Wolf, der CDU-Landtagsab­geordnete für Tuttlingen, indes nicht: „Es ist auch mit der Unterstütz­ung meiner Fraktion ein Ergebnis heraus gekommen, mit dem alle Beteiligte­n und insbesonde­re auch Tuttlingen gut leben können.“Laut Informatio­n unserer Zeitung soll es ein Kompensati­onsgeschäf­t mit dem Innenminis­terium geben. Was genau das sein soll, ist aber noch unklar. „Da sich die Kommission klar gegen den Standort Tuttlingen ausgesproc­hen hat, haben wir eine schwierige Ausgangsla­ge vorgefunde­n. Wir haben uns innerhalb der Fraktion intensiv mit den vorgelegte­n Vorschläge­n beschäftig­t und das Beste aus der Situation gemacht“, so Wolf. „Einerseits erwarten die Menschen zurecht, dass man sich als Regierungs­mitglied mit öffentlich­en Äußerungen zurückhält. Das habe ich auch getan. Anderersei­ts musste ich als Wahlkreisa­bgeordnete­r die fachlichen Fragen, die sich mir aufgedräng­t haben, stellen und mich für meinen Wahlkreis einsetzen.“

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