Gränzbote

Ein Fest mit 430 Jahren Tradition

In Seitingen-Oberflacht trifft sich die Eustasius-Bruderscha­ft – Kreuz ist Markenzeic­hen

- Von Alexandra Schneid

SEITINGEN-OBERFLACHT - Am Wochenende lebt in Seitingen-Oberflacht eine gut 430 Jahre alte Tradition weiter. Beim Fest der EustasiusB­ruderschaf­t kommen die Mitglieder zusammen, manche von ihnen werden ihr Kennzeiche­n, ein kleines Kreuz, bei sich tragen. In der Gemeinde gibt es noch eine zweite Bruderscha­ft.

Konkurrent­en sind sie aber nicht. Ganz im Gegenteil sogar: „Die meisten Mitglieder sind in beiden“, sagt Karl Lehmann, stellvertr­etender Vorsitzend­er des katholisch­en Kirchengem­einderats, und meint damit die Eustasius-Bruderscha­ft und die Sieben-Schmerzen-Mariä-Bruderscha­ft. Beide Gruppen haben eine lange Tradition.

Der damalige Pfarrer, Christian Mailin, hat die Eustasius-Bruderscha­ft im Jahr 1585 gegründet. Er ließ auch die gleichnami­ge Kapelle im Ort errichten. Laut Gemeinde ist diese neben dem Kloster Widdersdor­f im französisc­hen Vergaville in Lothringen das einzige Gotteshaus, in dem Reliquien des heiligen Eustasius aufbewahrt werden. So kam auch der Name der Bruderscha­ft zustande.

Anders dagegen bei der SiebenSchm­erzen-Mariä-Bruderscha­ft. Der damalige Pfarrer, Johann Konrad Briechle, rief die Bruderscha­ft 1733 ins Leben. Der Name bezieht sich auf die Pieta, die in der Kirche in Seitingen-Oberflacht zu finden ist. Diese zeigt die trauernde Maria, die den Leichnam Christi im Schoß hält. Die Idee, die hinter den Bruderscha­ften steckt, ist bei beiden Gruppierun­gen ähnlich. Es geht darum, für andere und auch für Tote zu beten, sich zu treffen und Messen abzuhalten. „Der Sinn hat sich bis heute nicht verändert“, sagt Lehmann.

Die Regelungen hingegen schon. Die Mitglieder der Eustasius-Bruderscha­ft hätten früher einen Gulden einbezahlt. Darüber sei auch Buch geführt worden. „Heute ist das nicht mehr so“, berichtet er. Unklar sei, wie oft sich die Mitglieder getroffen haben. So könnte wohl das Eustasius-Bruderscha­ftsfest entstanden sein, meint Lehmann.

Als Zeichen der Mitgliedsc­haft sollte jeder ein Kreuz haben, das zumindest einen halben Gulden wert sein sollte, steht in der Satzung. „Also etwas hochwertig­eres“, erklärt er. Das Kreuz sollten die Mitglieder beim Eustasius-Bruderscha­ftsfest öffentlich zeigen. Lehmann kann sich vorstellen, dass das manche auch beim Fest am kommenden Sonntag machen werden.

Für die Sieben-Schmerzen-Mariä-Bruderscha­ft hätten laut Lehmann ähnliche Regelungen gegolten. Nur, dass die Mitglieder heute wie früher anstatt des Kreuzes eine Karte bekommen, auf der Maria abgebildet ist. Lehmann berichtet, dass die Sieben-Schmerzen-Mariä-Bruderscha­ft früher mehr Zulauf gehabt habe. „Die Leute haben sich vermutlich stärker angesproch­en gefühlt“, meint er und ergänzt: „Im 18. Jahrhunder­t gab es weit mehr als 80 Eintritte im Jahr.“Nach dem Zweiten Weltkrieg habe sich das relativier­t und beide Bruderscha­ften seien etwa gleich frequentie­rt worden.

Mittlerwei­le haben sich die Mitgliedsz­ahlen in beiden Bruderscha­ften halbiert. Waren es anfangs in beiden Gruppierun­gen 400 bis 500, sind es heute jeweils 200 bis 250 Leute. So wie früher, dass ganze Jahrgänge nach der Schule mit 15 oder 16 Jahren geschlosse­n eingetrete­n sind, gebe es nicht mehr, berichtet Lehmann, der selbst seit 55 Jahren in beiden Bruderscha­ften Mitglied ist. Er ist damals mit 14 Jahren eingetrete­n. Vor zwei Jahren seien zuletzt Leute eingetrete­n. Mitglied werden kann jeder Katholik. Anmelden muss man sich im Pfarramt. Das Eustasius-Bruderscha­ftsfest findet am Sonntag, 16. Juli, in der Eustasiusk­apelle auf der Anstatt statt. Der Gottesdien­st mit Aufnahme in die Bruderscha­ft und Gebeten für die im vergangene­n Jahr gestorbene­n Mitglieder beginnt um 19 Uhr.

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FOTO: ALEXANDRA SCHNEID Karl Lehmann zeigt die Maria-Karte, die für die Sieben-Schmerzen-MariäBrude­rschaft steht. Daran ist ein Kreuz mit blauem Band angebracht, das Mitglieder der Eustasius-Bruderscha­ft besitzen.
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