„Harmonische Seelenlust“beim Orgelsommer
Kirsten Sturm erfreut die Zuhörer mit einem Programm rund um Johann Sebastian Bach
TUTTLINGEN (sb) - Das zweite Orgelsommerkonzert hat in der Kirche Maria-Königin auf der Jehmlich-Orgel stattgefunden. Die in Villingen geborene und von den wichtigsten Organisten Europas ausgebildete Kirsten Sturm nannte ihr Programm „Harmonische Seelenlust“nach einer Kompositionsreihe des BachZeitgenossen Georg Friedrich Kauffmann. Das ganze Programm drehte sich um und mit Johann Sebastian Bach, also um die Zeit 1680 bis 1780.
Das Programm begann mit Präludium et Fuga in A des Bach-Schülers Johann Ludwig Krebs und man konnte teilweise meinen, es sei ein Bachsches Werk. Mit flinken Fingern ließ Sturm die Sechzehntel perlen und verband in der Fuge die Themenverarbeitung flüssig mit den harmonischen Zwischenspielen.
Absoluter Meister
Die Choralvorspiele aus der Werkreihe Georg Friedrich Kauffmanns, die dem Konzert den Namen gab: Vater unser im Himmelreich, Valet will ich dir geben, Freu dich sehr, o meine Seele, und Nun lob mein Seel den Herren, machte den Werktitel offenbar. Mit liebenswürdigen kontrapunktischen Gegenstimmen erhob der Komponist, und auch Johann Peter Keller und Johann Sebastian Bach mit den weiteren Choralvorspielen, die Herzen der damaligen Gottesdienstbesucher zum Himmel, und uns Konzertbesucher auch heute noch.
Doch vom absoluten Meister der Musik, Johann Sebastian Bach, gab es weiter Werke zu erleben und zu genießen. Die Triosonate E-Moll für zwei Manuale und Pedal schrieb er wahrscheinlich als Übungswerk für seine Söhne, um die Selbstständigkeit der eleganten Stimmen zu erlernen, und Sturm führte dies nun in Vollkommenheit vor. Präludium und Fuge C-Moll ist eines der Werke, die sich Bach zur Prüfung und Abnahme von neu erbauten Orgeln ausdachte. Er war ja der berühmteste Organist seiner Zeit. Als erstes prüfte er das Pedal und dachte sich dazu ein langes Pedalsolo aus, das die Organistin nun mit dem Posaunenregister spielte, danach prüfte Bach im Manual die verschiedenen Register, was Sturm die Zuhörer auf den Kirchenbänken erleben ließ.
An den Schluss setzte sie eines der bedeutendsten Orgelwerke Bachs, Präludium und Fuge Es-Dur BWV 552. Die Punktierungen des Präludiums spielte sie im Gegensatz früherer Interpretationen scharf, fast militärisch und ließ das Werk im modernen Kirchenraum frisch erklingen.
Doch Höhepunkt und Abschluss des Konzertes war die großartig komponierte und interpretierte Tripelfuge des Werkes. Jedes der drei Themen wurde erst einzeln verarbeitet und zum Schluss alle drei übereinander gelegt. Sturm brachte dies mit dem Tutti der Orgel zu einem hochreißenden Abschluss.