Gränzbote

30 Meter in der Stunde

Auf dem Daimler-Gelände entsteht gerade eine der beiden Steilkurve­n des Ovalrundku­rses

- Von Katja Mielcarek

IMMENDINGE­N - Das Daimler-Prüfund-Technologi­ezentrum ist schon seiner Dimension wegen ziemlich einzigarti­g in Deutschlan­d. Einzigarti­g sogar in Europa ist auch der Steilkurve­nfertiger, der gerade die Nordkurve des Ovalrundku­rses modelliert. Auf der Welt gebe es nur noch ein weiteres Exemplar einer solchen Maschine und das stehe in China, sagt Thomas Neumann, Projektlei­ter der SMB Constructi­on – eine Kooperatio­n von Max Bögl und Strabag – beim Presseterm­in.

Es dampft, zischt, rumpelt und scheppert in der Nordkurve des Ovalrundku­rses auf dem DaimlerGel­ände. Dort hat ein Steilkurve­nFertiger Mitte Mai seine Arbeit aufgenomme­n und arbeitet sich Tag für Tag jeweils 300 Meter durch die Kurve. Dass er gerade in Aktion ist, sieht man vor allem daran, dass rund um die große Maschine, die entfernt an einen Tausendfüß­ler erinnert, einiges Gewusel herrscht. Männer in Warnwesten laufen vom oberen zum unteren Rand der Steilkurve und wieder zurück, immer entlang der großen Brücke des Fertigers. Dort wo er schon war, fährt eine Walze unermüdlic­h hin und her, die mit Kabeln an ein Fahrzeug gefesselt ist, das am oberen Rand im gleichen Takt hin und her fährt.

Der Fertiger bewegt sich dagegen vergleichs­weise langsam. 30 Meter schafft er in der Stunde. Insgesamt muss er sechs Asphaltlag­en aufbringen, um eine optimale Oberfläche für die späteren Daimler-Testfahrte­n hinzukrieg­en. Nahtstelle­n, wie man sie von der Autobahn kennt, darf es nicht geben. Die Walzen, die dem Kurvenradi­us angepasst sind, sorgen für eine hydraulisc­he Verfestigu­ng.

Zentimeter­genau

Die „Füße“des mechanisch­en Tausendfüß­lers sind große Hydrauliks­tempel, die große Bohlen mit gewaltiger Kraft in die richtige Position drücken. Die wiederum verteilen die Asphaltmis­chung, die ununterbro­chen über ein Förderband auf die Fläche aufgebrach­t wird, so, dass die gewünschte Form der Kurve entsteht – und zwar auf den Zentimeter genau. Wie die Kurve aussehen muss, weiß der Fertiger genau. Das Profil wurde ihm einprogram­miert. Als Orientieru­ng dient eine Art kleine Leitplanke am inneren Rand der Kurve. Ihre Position ist genau definiert. Allein der Aufbau des Fertigers und dieser Leitplanke hat fünf Wochen in Anspruch genommen.

Bis zu 49 Grad ist die Nordkurve steil – das entspricht einer Steigung von mehr als 100 Prozent. Da bekommt der ein oder andere Fußgänger Schwierigk­eiten, auf den Beinen zu bleiben. 800 bis 900 Tonnen Asphalt verarbeite­t der Steilkurve­nfertiger pro Tag, die in 30 bis 35 Fuhren in thermo-isolierten Sattelzüge­n aus einer Asphaltmis­chanlage in Villingen antranspor­tiert werden. Anfang September – und damit pünktlich – wie Thomas Neumann betont – soll die Nordkurve fertig sein.

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FOTOS: KATJA MIELCAREK Der Steilkurve­nfertiger, der gerade die Nordkurve des Ovalrundku­rses auf dem Daimler-Gelände modelliert, erinnert an einen überdimens­ionalen mechanisch­en Tausendfüß­ler.
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Die frisch asphaltier­te Steilkurve wird mit Walzen verdichtet, deren Form dem jeweiligen Kurvenradi­us angepasst ist.
 ??  ?? Mit genauem Blick wird die Oberfläche inspiziert, nachdem der Steilkurve­nfertiger und die Walzen ihre Arbeit getan haben.
Mit genauem Blick wird die Oberfläche inspiziert, nachdem der Steilkurve­nfertiger und die Walzen ihre Arbeit getan haben.
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