16-jährige Deutsche weiterhin verschollen
Irakische Sicherheitskräfte nehmen in Mossul 20 IS-Anhängerinnen fest
MOSSUL (dpa) - Unter den in Mossul festgenommenen IS-Anhängerinnen sind nach irakischen Armeeangaben keine Minderjährigen. Alle Frauen seien älter als 30 Jahre, sagte ein Offizier der irakischen Anti-TerrorEinheiten. Bei ihnen handele es sich um Kämpferinnen, die andere ausgebildet und für die IS-Polizei gearbeitet hätten. Sie seien über die syrische Stadt Al-Rakka nach Mossul gekommen und würden weiter befragt.
Der Offizier widersprach damit Angaben, unter den IS-Anhängerinnen sei möglicherweise auch eine verschollene 16-Jährige aus Sachsen. Das hatte die Tageszeitung „Die Welt“berichtet. Iraks Sicherheitskräfte hatten in der vergangenen Woche in Mossul nach eigenen Angaben 20 Dschihadistinnen festgenommen, darunter fünf Deutsche. Die 16-jährige Deutsche bleibt jedoch verschollen. Nach irakischen Angaben versteckten sich die Frauen in einem Tunnelsystem des IS und waren mit Waffen und Sprengstoffgürteln ausgestattet, um die irakischen Truppen anzugreifen.
Über die vergangenen Jahre sind insgesamt mehr als 930 Islamisten aus Deutschland Richtung Syrien und Irak ausgereist, um sich dort dem IS anzuschließen. 145 sind inzwischen tot – sie starben bei Kämpfen oder sprengten sich bei Attentaten in die Luft. Nach der Ausrufung des Kalifats 2014 stiegen die Ausreisezahlen zunächst stark an. Die propagandistischen Lockrufe nahmen zu. Auch die Reise über die Türkei nach Syrien und in den Irak war bequem; ausländische Kämpfer wurden dort damals kaum aufgehalten. Seit einiger Zeit ist die Ausreisekurve aber deutlich abgeflacht – wegen Rückschlägen des IS, aber auch weil die Route über die Türkei nicht mehr so zugänglich ist wie früher. Ein Drittel aller Ausgereisten ist mittlerweile wieder zurückgekehrt.
20 Prozent der bislang Ausgereisten waren nach Angaben des Verfassungsschutzes Frauen, fünf Prozent Minderjährige. Von den Unter-18Jährigen war die Hälfte weiblich.
Die jungen Frauen haben zum Teil romantisierte Vorstellungen davon, einen Dschihadisten zu heiraten – so berichten es Fachleute aus Beratungsstellen, die mit solchen Fällen zu tun haben. Experten berichten von einem ausgefeilten System der Anwerbung. So wie es spezielle Propaganda für verschiedene Männertypen gibt, so existiert auch Lockwerbung, die gezielt auf junge Frauen zugeschnitten ist. Der IS-PropagandaApparat bietet im Internet Blogs und Foren für weibliche Anhänger an.