Wenn Handys das Gehirn wegblasen
Tony Fadell, dem Mit-Erfinder des Smartphones, geht es wie den Entdeckern der Atombombe. Mit etwas Abstand findet er das, was er da einst erschaffen hat, gar nicht mal so gut. „Ich wache oft in kaltem Schweiß gebadet auf und denke: Was haben wir auf die Welt gebracht? Haben wir wirklich eine Bombe erschaffen, die mit Informationen die Gehirne der Menschen wegblasen und sie umprogrammieren kann?“, fragt er. Zumindest hat Fadell ein süchtig machendes Ding produziert. In Everswinkel fuhr eine 17-Jährige gerade ungebremst auf dem Radweg gegen einen Streifenwagen. Der stand allerdings nur dort, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie auf dem Rad a) nicht in ihr Handy hacken und b) auch keine Kopfhörer tragen soll. Die Polizisten hatten wie wild gehupt, aber die Radlerin war wie in Trance. Beim derzeit stattfindenden Schützenfest in Biberach wiederum wurden zwei junge Männer dabei beobachtet, wie sie beim Tippen und Laufen mit dem Kopf gegen unschuldige Straßenlaternen stießen.
Um mit so einem Smartphone zu surfen, muss man übrigens den allgemeinen Geschäftsbedingungen der WLAN-Betreiber zustimmen. Die sollten aber auch gelesen werden, sonst droht einem ein ähnliches Schicksal wie 22 000 Festivalbesuchern in Manchester, die bei Purcell einen Zugang beantragten. Und in den AGB somit einwilligten, 1000 Stunden lang Festivalklos zu putzen, mit der Hand Abwasserrohre zu reinigen, Kaugummis vom Gehweg zu kratzen, streunende Tiere zu umarmen – und Schneckenhäuser zu bemalen. Das waren Purcells Konditionen. Nur ein Spaß, aber erstaunlich, was Süchtige alles in Kauf nehmen, um an ihren Stoff zu kommen. (zak)