Helden auf vier Pfoten
Spanien fordert „Welttag der Arbeitshunde“
MADRID (dpa) - Wenn „Kommissar Rex“einst im TV Bösewichte zur Strecke brachte, sahen Millionen begeistert zu. Polizeihunde vermögen Dinge zu leisten, die Menschen unmöglich sind. Eine spanische NGO möchte den Spürnasen nun einen Welttag widmen – und hat bereits prominente Unterstützung.
Kasper war zur Stelle, als sein Partner ihn am dringendsten brauchte. Der Polizeihund warf sich im Mai todesmutig vor einen Beamten, als der sich in Florida einen Schusswechsel mit einem Räuber lieferte. Der Polizist blieb unverletzt, stattdessen bekam Kasper die Kugel ab – das Geschoss wurde später aus der Hüfte des Vierbeiners entfernt. In lokalen Medien wurde er fortan nur noch als „Hero Dog“(Hundeheld) bejubelt. Auch Asta war erfolgreich, als Not am Mann war: Bei Kitzbühel erschnüffelte die Schäferhündin im Januar blitzschnell – gerade noch rechtzeitig – einen 19-Jährigen, der unter einer Lawine verschüttet war.
Hunde sind aus den Teams von Terrorexperten, Polizisten, Drogenfahndern und Bergrettern nicht wegzudenken. Täglich riskieren sie ihr Leben, während sie mit ihrem bemerkenswerten Geruchssinn und ihrer Beobachtungsgabe Bomben, Kokain oder Lawinenopfer aufspüren. Eine Initiative in Spanien fordert, dass die tierischen Helfer auch international Anerkennung für ihre Dienste bekommen – und zwar mit einem „Welttag der Arbeitshunde“.
Regierung unterstützt Vorstoß
Welttage der UN gibt es bereits viele, etwa für das Radio, die Poesie, die Meere und die Menschenrechte. Was in Spanien als Idee einer von Polizisten gegründeten NGO geboren wurde, wird mittlerweile sogar von der Regierung in Madrid unterstützt. Vergangene Woche wandte sich Innenminister Juan Ignacio Zoido mit einem Brief an den Vertreter der Vereinten Nationen in Spanien, Francisco Javier Sanabria: „Die gesamte Gesellschaft steht bei diesen Tieren in der Schuld, und eine solche Anerkennung ist nur gerecht.“Auch Polizeichef Germán López Iglesias und die Präsidentin der Regionalregierung von Madrid, Cristina Cifuentes, befürworten die Idee. Sogar das spanische Königshaus habe eine Botschaft übermittelt und wünsche dem Vorhaben Erfolg, hieß es.
Ins Leben gerufen wurde die Initiative von der 2015 gegründeten NGO „Helden auf vier Pfoten“, die unter anderem auch dafür kämpft, dass Diensthunde nach dem Ende ihrer Karriere einen würdigen Lebensabend verbringen dürfen. „Hunde sind für die Sicherheitskräfte von ganz zentraler Bedeutung“, sagt Rosa Chamorro, die Präsidentin der Organisation. „Sie erledigen Jobs, die ein Mensch nicht machen kann.“
Damit bei der UN ein solcher Welttag überhaupt in Betracht gezogen wird, benötigt die Idee Unterstützung – und zwar nicht nur von den Behörden, sondern auch aus dem Volk. Zu diesem Zweck hat „Helden auf vier Pfoten“eine Petition auf der Plattform Change.org gestartet, mehr als 2800 Menschen haben bereits unterschrieben.
Arbeitshunde haben Tradition: In Deutschland sollen Vierbeiner der Polizei bereits Anfang des 20. Jahrhunderts geholfen haben, als Gendarmen ihre eigenen Hunde mit auf Streife nahmen. Ein spezielles Training wurde in den 1970er-Jahren eingeführt.
Zukunft für viele Tiere ungewiss
„Die Ausbildung eines Diensthundes bzw. Polizeihundes dauert in der Regel zwei bis drei Monate“, heißt es dazu auf der Homepage der Gewerkschaft „Polizei Dein Partner“. „Während dieser Zeit werden dem Hund gezielt bestimmte Grundtechniken beigebracht wie zum Beispiel das Aufspüren von Beweismitteln, die Verfolgung und das Festhalten von Personen, Gehorsamsübungen und das Beschützen seines Hundeführers.“Nach der Grundausbildung als Welpen folgen später immer wieder „Auffrischungskurse“auf speziellen Übungsgeländen.
Wenn Hunde nach sieben oder acht Jahren Dienstzeit „ausgemustert“werden, wartet nicht auf alle ein glücklicher Lebensabend. Manche Diensthundeführer sind für mehr als einen Vierbeiner verantwortlich und können alte Hunde nicht halten. „Für viele Tiere ist die Zukunft ungewiss“, sagt Chamorro. „Deshalb suchen wir gezielt nach Familien, die einen Arbeitshund im Ruhestand aufnehmen und auf seine speziellen Bedürfnisse eingehen.“Denn meist sind Diensthunde überaus aktive Tiere, die beschäftigt werden wollen.
Zu den 150 Hunden, die die Organisation in den vergangenen eineinhalb Jahren privat untergebracht hat, gehört auch Chusky, ein belgischer Schäferhund, der sich besonders bei der Suche nach Vermissten hervorgetan hat, so etwa nach dem Erdbeben auf Haiti im Jahr 2010. 2016 wurde er dafür bereits mit einem polizeilichen Verdienstorden ausgezeichnet – als einer der ersten Hunde in Spanien überhaupt.