Achs-Schaden beim Erlkönig
Auf dem Daimler-Gelände wird ein neues geländetaugliches Fahrzeugmodell getestet
IMMENDINGEN - Auf dem DaimlerGelände tut sich einiges. Was genau, ist aber allenfalls zu erahnen, denn einfach mal gucken gehen kann man nicht. Dafür sorgen hohe Zäune und strenge Einlasskontrollen. Umso attraktiver ist für Journalisten die Einladung zu einer Fahrvorführung auf der Offroad-Strecke. Dass es dabei auch um die Vorstellung eines bisher geheimen neuen Fahrzeugmodells geht, geht dabei erst einmal unter.
Die „E-Klasse All Terrain 4x42“sieht ein bisschen aus, wie ein Kombi auf Stelzen. Der Fachmann – in diesem Fall Daimler-Entwicklungsingenieur Jürgen Eberle – nennt das eine besonders hohe Bodenfreiheit, die dank einer besonderen Achs-Konstruktion erreicht worden sei.
Dass hier ein waschechter Erlkönig – also ein Modell, von dem noch keine Bilder im Umlauf sind – steht, wissen nur Experten. Die typische schwarz-weiße Erlkönig-Lackierung fehlt. „So ein Auto kannst du nicht tarnen“, sagt Entwicklungsingenieur Hendrik Loos, der drei lokale Journalisten durch das Daimler-Gelände kutschiert. Die Fachjournalisten waren schon zwei Tage vorher da. Sie dürfen auch zuerst über das Fahrzeug berichten, das hat Daimler so bestimmt. Auto Motor Sport nennt es einen „Nobel-Kombi mit UnimogTechnik“, Auto-Bild schreibt von dem „Biest“.
Der Erlkönig ist also ungetarnt, aber im geschlossenen Transporter, von Sindelfingen nach Immendingen gebracht worden. Hier finden die ersten Testfahrten statt – und die Vorstellung für die Medien. Wer später einmal dieses Fahrzeug, das „überall dort durchkommt, wo andere Allrad-Fahrzeuge längst kapitulieren müssen“(Daimler), nutzen soll, ist offen. Man habe schauen wollen, was technisch gehe, und habe keine Zielgruppe im Auge gehabt, sagt Eberle. Er hebt hervor, dass das Fahrzeug bei allen abenteuertauglichen Eigenschaften den Komfort der EKlasse behalten habe. Das kann vor allem Radio-7-Moderator Timo Sterzik bestätigen, der bei der Lokaljournalisten-Rundfahrt den Platz auf dem Beifahrersitz ergattert hat und sich auf dem Massagesitz wohlig räkelt.
Dem Radio-Moderator entgleitet die Stimme
In der Tat lassen sich Fahrten über stattliche Felsbrocken oder eindrucksvolle Bodenwellen locker aushalten. Statt die Passagiere kräftig durchzurütteln, schaukelt es nur. Dass dem Radio-Moderator beim Interview kurz die Stimme entgleitet, liegt an dem Gefälle, das Loos seinem Fahrzeug zutraut. Durch die Windschutzscheibe blickt man ins Leere, bevor es abwärts geht – AchterbahnFeeling im Auto.
Auch von außen sieht die supersteile Abfahrt auf lehmigem Untergrund eindrucksvoll aus. Langsam, aber kontrolliert schlittert das Fahrzeug den Berg hinunter. Die Hinterräder stehen, die vorderen drehen sich und sorgen dafür, dass aus der Fahrt keine Rutschpartie wird. Es knirscht und ächzt – und knallt plötzlich unangenehm laut. Aus dem Knall wird ein Geschepper. Erste Diagnose: ein Stein im Radkasten. Loos ist schon da und sucht nach dem Übeltäter – und findet einen kapitalen Achs-Schaden. Die Ausfahrt, die gleichzeitig eine Testfahrt ist, ist beendet. Die Journalisten werden mit einem „normalen“Mercedes aus dem Gelände geholt. „Und wir wissen jetzt, wo wir noch etwas nacharbeiten müssen“, sagt Loos. Die Fachjournalisten haben das nicht mitbekommen und loben das neue Modell in den höchsten Tönen. den sie bewältigen kann, liegt bei guten 35 Grad, der Rampenwinkel bei 31,7 Grad. Den Kraftstoffverbrauch gibt Daimler mit rund 5,3 Litern auf 100 Kilometern (kombiniert) an, den CO2-Ausstoß mit rund 139 Gramm pro Kilometer (kombiniert). Verkaufsstart und Preis stehen noch nicht fest.(mie)