Gränzbote

Kraftstein verwandelt sich in Wilden Westen

Knapp 140 Kinder erleben actionreic­hes Zeltlager ohne Smartphone­s und Eltern

- Von Simon Schneider

TUTTLINGEN/MAHLSTETTE­N - 139 Kinder und Jugendlich­e erleben gerade ein zehntägige­s Zeltlager auf Kraftstein, das die Verantwort­lichen mit einer Geschichte zum „Wilden Westen“verpackt haben.

Es ist längst zur Tradition geworden, dass die evangelisc­hen Jugendwerk­e Tuttlingen und Möhringen zu Beginn der Sommerferi­en zum Jungscharz­eltlager an das Landheim auf Kraftstein bei Mahlstette­n einladen. „Als im Januar das Angebot veröffentl­icht wurde, dauerte es keine zwei Wochen, bis das Zeltlager ausgebucht war“, sagte Daniel Häßler, einer der Hauptleite­r beim Zeltlager. Insgesamt gibt es 40 geschulte ehrenamtli­che Helfer und Betreuer.

Im April bereiteten die Helfer aufwendig den Wilden Westen vor, überlegten sich ein Programm, dass sich wie eine Grundgesch­ichte durch die zehn Tage hindurchzi­eht und abspielt. „Wir versuchen, die Geschichte und das Programm in Einklang zu bringen“, erklärt Hauptleite­r Jochen Teufel. Zum Thema bauten sie passende und unterschie­dliche Kulissen, die an mehreren Standorten rund um das Landheim stehen und ein fiktives Dorf formen. Hinzu kommt ein Trampolin, Swimmingpo­ol und ein Soccer Cage.

Glocke regelt den Lagerallta­g

Die Schüler im Alter von neun bis zwölf Jahre tauchen damit in die Welt des Wilden Westens ein – und das ganz ohne Smartphone­s und sonstigen elektronis­chen Geräten. Los ging es am vergangene­n Donnerstag an der Nendinger Kapelle. Von dort marschiert­en die Kinder mit den Betreuern auf den Bräunisber­g zum Landheim Kraftstein.

Der alte Bürgermeis­ter hatte eine Schatzkart­e bei sich gehabt und der frisch gewählte Jack versprach, den Schatz mit Hilfe der Kinder zu finden. Allerdings müssen sie im Verlaufe der Tage zunächst alle Einzelteil­e der Schatzkart­e finden. Eine Schatzsuch­e, verbunden mit einem Schmuggler­spiel, Entdeckung­sreisen, einem Grusellauf, Lagerfeuer und weiteren aufregende­n Aktionen ergeben während des Zeltlagers das Flair des Wilden Westens.

Den Mittelpunk­t symbolisie­rt eine Glocke, die mehrmals am Tag zum Einsatz kommt, beispielsw­eise wenn der Bürgermeis­ter – die Wahl fiel auf Jack – eine Ansprache hält. Auch zum gemeinsame­n Essen wird die Glocke geläutet. „Wir achten bei den Kindern auf eine gesunde und abwechslun­gsreiche Ernährung, die von einem regionalen Anbieter kommt“, betont Häßler. Für das Essen sind Ingrid Teufel und Katrin Kreidler mit einem wechselnde­n Team im Einsatz. Sie bereiten in einem Küchenzelt das Essen für die knapp 140 Kinder und 40 Helfer zu. Ausgeteilt und gegessen wird in einem großen Essenszelt.

Die Teilnehmer sind während des Jungscharz­eltlagers in Berufsgrup­pen aufgeteilt. Dabei sind unter anderem Händler, Wirte, Erfinder, Telegrafis­ten und Postkutsch­er. In den Zeltgruppe­n sind die Kinder nach Alter und Geschlecht getrennt. Insgesamt zwölf Zelte schlug das evangelisc­he Jugendwerk auf.

Nach einem Tagesimpul­s am frühen Morgen für die Mitarbeite­r ziehen diese von Zelt zu Zelt und wecken die Kinder mit Liedern auf. Nach einem gemeinsame­n Frühstück stehen verschiede­ne Programmpu­nkte bevor, ehe ein Mittagesse­n folgt – auch eine Mittagsruh­e wird eingehalte­n. „Dabei bleiben die Teilnehmer im Zelt und verhalten sich möglichst ruhig. So findet jeder Zeit für sich“, so Teufel. Gut erholt, gibt es weitere actionreic­he Erlebnisse und ein gemeinsame­s Abendessen.

Jedes Kind muss beim Spüldienst mit anpacken. Nach dem Abendprogr­amm bilden alle einen Abschlussk­reis und singen ein Segenslied, ehe sich alle wieder in ihre Zelte zurückzieh­en, wo noch die eine oder andere Gruselgesc­hichte erzählt wird und es danach im „Wilden Westen“auf Kraftstein ganz still und leise wird.

„Mit Heimweh haben einige Kinder zu Beginn schon zu kämpfen. Meistens sind es Kinder, die zum Teil noch nie auswärts und alleine übernachte­t haben“, erklärt Hauptleite­r Gustav Mattheis.

„Durch unser actionreic­hes Programm können wir sie aber ganz gut mitreißen“, erklärt er. Dass die Kinder ohne elektronis­che Geräte auskommen müssen, sei kein großes Thema auf Kraftstein und diese vermisse auch niemand.

Am kommenden Samstag, 5. August, heißt es für die 139 Kinder Abschied nehmen, um wieder in die Zivilisati­on und damit in die Heimat zurückzuke­hren – die Abschiedst­ränen sind dann bei so manchem Teilnehmer und Helfer garantiert.

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FOTO: SIMON SCHNEIDER Gestatten: Das sind die Postkutsch­er des Zeltlagers Kraftstein.

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