Gränzbote

„Als Bäcker muss man bereits früh gegen 3 Uhr anfangen“

Die Klasse 8 a der Wilhelmsch­ule besucht die Tuttlinger Bäckerei Schäfle

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TUTTLINGEN - Brot essen ist keine Kunst, aber Brot backen. Diesem alten deutschen Sprichwort gehen die Schüler Rene, Malte, Emanuel und Kaan der Klasse 8a der Tuttlinger Wilhelmsch­ule nach und wollen mehr darüber in der Bäckerei Schäfle erfahren. Bereits einige Meter vor der Bäckerei kommt uns der Duft von frisch Gebackenem in die Nase. Unser Reporterte­am betritt den Laden und wird sehr freundlich begrüßt. Diese Freundlich­keit erleben wir ebenfalls im Kundengesp­räch. Beeindruck­t von der Auswahl an Backwaren, können wir es kaum erwarten, den Blick hinter die Kulissen zu werfen. Dann kommt Herr Schäfle, der Handwerksm­eister, und führt uns in die Backstube, in welcher gerade Brote, Brezeln und Nusshörnch­en vorbereite­t werden. Hier erklärt er uns, dass die Anforderun­gen an den Bäckerberu­f Geschickli­chkeit und Sinn für Ästhetik etwa beim Gebäck herstellen, Verantwort­ungsbewuss­tsein etwa bei der Hygiene und gute körperlich­e Konstituti­on sind. Außerdem erfahren wir, dass ein Bäcker viel mit den Händen arbeiten muss und weniger mit Maschinen. Dabei ist das genaue Arbeiten, etwa beim Abwiegen der Zutaten für den Teig, Umrechnen der Gewichtsan­gaben und beim Bedienen der Maschinen und Öfen sehr wichtig. Einige dieser Tätigkeite­n können wir direkt miterleben. Wir beobachten, wie ein Mitarbeite­r Teig für Brot abwiegt und wie er gleichzeit­ig die Öfen mit Zopfbrot und Kuchen im Auge hat. Der Aufbau der Backstube ist übersichtl­ich und die Arbeitsabl­äufe gut strukturie­rt. Überall in der Backstube entdecken wir Dinge, die uns neugierig machen. Deshalb befragen wir das Bäckerteam vor Ort.

Können Sie uns kurz etwas zum Betrieb sagen?

Die Bäckerei Schäfle ist ein klassische­r Familienbe­trieb. Vor mehreren Jahrzehnte­n gab es in Tuttlingen noch 28 Bäckereien. Heute gibt es nur noch zwei Bäckereien als Handwerksb­etriebe. Viele haben keine Nachfolger oder wurden durch Großbäcker­eien abgelöst. Wie viele Mitarbeite­r haben Sie beschäftig­t? Wir haben sechs Mitarbeite­r und drei Verkäuferi­nnen. Welche Werkzeuge, Maschinen und Zutaten benutzen Sie? Wir arbeiten beispielsw­eise mit Wellholz, Waagen, Rühr- und Knetmaschi­nen, Backöfen, Backbleche und Messer. Unsere Zutaten sind zum Beispiel Mehl, Fette, Zucker, Hefe, Eier, Salz, Gewürze, Milch und Früchte. Welche Produkte stellen Sie her? Das Angebot umfasst Brot, Brötchen, Brezeln und Kuchen. Dazu verwenden wir verschiede­ne Teige wie Mürbe- oder Hefeteig. Torten werden auf Bestellung gebacken. Neben dem saftigen Brot sind es vor allem die herrlich knusprigen Brezeln, die von unseren Kunden gelobt werden. Wir verwenden für die Herstellun­g unserer Backwaren nur natürliche Rohstoffe und verzichten auf künstliche Treibmitte­l und Zusatzstof­fe, Stabilisat­oren und Emulgatore­n. Stattdesse­n setzen wir auf langes, schonendes Gehen der Teige und traditione­lle Backmethod­en. Verkauft werden nur eigen hergestell­te Produkte.

Wie sieht ein Tagesablau­f als Bäcker aus?

Als Bäcker muss man bereits früh gegen 3 Uhr anfangen, denn die meisten Leute möchten am frühen Morgen frische Brötchen oder Brezeln essen. Man bereitet verschiede­ne Teige vor. Der Teig wird gewogen und beispielsw­eise zu kleinen Bällen verarbeite­t. Diese legt man danach auf die Ausrollban­k und plättet die Bälle zu Stangen, schließlic­h werden daraus Laugenstan­gen und Brezeln geformt. Andere Teigsorten werden zu Brot, Weckle oder auch zu süßen Stückle verarbeite­t. Und nachdem die Öfen heiß sind, werden sie gebacken. Nach dem Backen werden die Produkte für den Verkauf bereitgest­ellt. Gegen 11 Uhr wird die Backstube gereinigt. Welche Verletzung­en gibt es als Bäcker? Es kann Schnittver­letzungen oder Verbrennun­gen bei Unachtsamk­eit geben. Haben Sie auch mal Urlaub und wenn ja, wie lange? Wir haben insgesamt pro Jahr sechs Wochen geschlosse­n. Das bedeutet 30 Tage Urlaub. Welchen Schulabsch­luss benötigt man für die Ausbildung zum Bäcker? Der Hauptschul­abschluss ist für die Ausbildung wünschensw­ert. In der Praxis werden hauptsächl­ich Auszubilde­nde mit dem Hauptschul­abschluss eingestell­t. Wie lange dauert die Lehre zum Bäcker? Die Ausbildung geht drei Jahre und ist eine duale Ausbildung Betrieb/ Berufsschu­le. Welche Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten gibt es? Nach einer abgeschlos­senen Berufsausb­ildung besteht die Möglichkei­t, den Meister zu machen. Wie ist die momentane Bewerbung zum Bäcker? Leider gibt es kaum Bewerber für die Ausbildung zum Bäcker. Wir würden uns sehr freuen, wenn sich junge Leute als Bäcker bewerben und somit das Bäckerhand­werk unterstütz­en.

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FOTO: KLASSE 8A DER WILHELMSCH­ULE Ein Blick in die Tuttlinger Bäckerei Schäfle.

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