Viel zu kurz gedacht
Die Deutsche Bahn geht den leichtesten Weg, wenn sie im Tuttlinger Hauptbahnhof zeitgleich alle Aufzüge sanieren lässt und damit für fast drei Monate auf einen barrierefreien Zugang für die Fahrgäste verzichtet, und lediglich auf die Barrierefreiheit der übrigen Bahnhöfe im Stadtgebiet verweist. Das zeigt einmal mehr, wie wenig in Deutschland Service groß geschrieben wird.
Der Bahn fällt in Tuttlingen auf die Füße, dass das Servicepersonal längst komplett abgebaut worden ist, also niemand mehr vor Ort ist, der den Menschen mit einer Behinderung oder mit einem Kinderwagen helfen kann. Für diejenigen, die am Tuttlinger Bahnhof ein- oder aussteigen müssen, bleibt damit nur die Hoffnung auf die Hilfsbereitschaft der Mitfahrer.
Kein Wunder, dass das Murren im sozialen Netzwerk Facebook gegenüber dem Vorgehen der Deutschen Bahn groß ist. Denn es trifft gerade diejenigen, die eben nicht hochmobil durch Tuttlingen kommen, sondern diejenigen, die auch auf eine gute Busverbindung angewiesen sind – da ist der Hauptbahnhof einfach besser an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden als jeder andere Bahnhof in der Donaustadt.
Und dann stellt sich noch die Frage, warum die Sanierung der Aufzüge geschlagene drei Monate dauern soll und sie unbedingt alle drei Aufzüge zeitgleich betrifft. Das ist für die Einschränkung der Bahnkunden in Sachen Barrierefreiheit viel zu lang. In der Unterführung sieht es jedenfalls nicht wirklich danach aus, dass derzeit dort kräftig gewerkelt wird. Nicht, dass die Deutsche Bahn es auch noch vergessen hat, dass es in Baden-Württemberg so etwas wie Handwerkerferien gibt. c.gerards@schwaebische.de