Geschichten aus dem Schafhaus
Das Vereinsheim der Mahlstetter Kleintierzüchter ist ein beliebter Treff
MAHLSTETTEN - Seit einem Vierteljahrhundert kommen katholische Jugendliche aus Köngen/Unterjensingen anfangs der Sommerferien zum Jugendzeltlager ans Schafhaus in Mahlstetten. Über die bewegte Geschichte des Schafhauses weiß aber wohl niemand so gut Bescheid wie Matthias Aicher.
Die Jugendlichen fühlen sich hier zuhause, weil sie beim alten Schafhaus mit ihren Zelten jedes Jahr eine Bleibe finden. Sie fühlen sich aber auch zuhause, weil ihnen Josef Bühler aus Dürbheim, aktives Mitglied des Kleintierzuchtvereins Heuberg, mit seinen Diensten stets zur Seite steht.
Bühler ist aber erst seit zwei Jahren mit dieser Aufgabe vertraut. Vorher war der heute 89-jährige Matthias Aicher um das Wohl der Jugendlichen bemüht. Was liegt also näher, als ihn noch einmal ans Schafhaus zu lotsen, um aus seinem Munde etwas über die Geschichte dieses Hauses in Erfahrung zu bringen.
Matthias Aicher erweist er sich als redebereiter Plauderer, der spannend erzählen kann. Man hört ihm einfach gerne zu, wenn er mit knitzem Humor erzählt, wie der damalige Bürgermeister Konrad Gasser das Kunststück fertigbrachte, aus dem Schafhaus eine Bleibe für den Kleintierzuchtverein zu machen. Ohne diese taktischen Winkelzüge über das Landesdenkmalamt hätten die Köngener eigentlich nie ans Schafhaus kommen können, weil es früher dafür einfach keine sanitären Anlagen gab.
Aicher verrät Details, wie das Schafhaus zu dem wurde, was es heute ist. Fritz Schray sei damit beauftragt worden, etwas über die Geschichte des Schafhauses herauszubekommen. Aber aus seinen Recherchen ergab sich lediglich, dass es im Jahre 1976 etwa 150 Jahre alt war und tatsächlich als Stallung gedient habe.
Die Mahlstetter Kleintierzüchter aber hatten andere Gedanken im Hinterkopf. Sie wollten aus dem Schafhaus eine dauerhafte Bleibe machen, in der sie nicht nur ihre Zuchtschauen abhalten, sondern auch Feste feiern konnten. So versah man 1976 „aus taktischen Gründen“das Schafhaus mit einem Gerüst, um den Eindruck zu erwecken, dass etwas Bauliches geschehen soll. Aicher erzählt, wie es Schritt für Schritt vorangegangen sei, vieles am Rande der Legalität erfolgt sei. Aber das Schafhaus wuchs, wenn nicht äußerlich, so doch im Innern.
Geld vom Landesdenkmalamt
Das war nur möglich, weil vom Landesdenkmalamt Gelder flossen, die allerdings eher dem Erhalt des Gebäudes als vielmehr der innerlichen Aufrüstung hätten dienen sollen. Wie auch immer: Aus dem Schafhaus wurde ab 1978 ein Ort, den der Mahlstettter Männergesangverein und der Musikverein, aber auch viele andere Gruppen als romantisches Konzert- und Erlebnishaus nutzen konnten. Nicht zum Schaden des Kleintierzuchtvereins, versteht sich.
Seit es aber in Mahlstetten eine Festhalle gibt, ist das Schafhaus etwas in den Schatten gerutscht. Doch für Zeltlager hat es nie an Attraktivität verloren. Auch als Züchterheim versieht es heute noch wertvolle Dienste.
Und so freuen sich auch die Köngener und Unterjensinger, wenn sie die Gastfreundschaft der Mahlstetter genießen dürfen. Annemarie Pracht und Christine Kleinikel, die seit Anfang an mit dabei sind, bestätigen dies. Josef Bühler verwöhnt sie mit allerlei Hilfsdiensten, Karl Heinz Lenz versorgt sie mit Getränken,während Matthias Aicher sicher oftmals an die schönen Stunden zurückdenkt, die er zusammen mit seinem Kleintierzuchtverein in Mahlstetten verbringen durfte.
Das seien, so meint er, „schöne Erinnerungen an eine Zeit, in der noch vieles einfacher gelaufen ist als heute“, und verweist auf die kommenden Aufgaben des Vereins, das Schafhaus endlich an die Wasserversorgung und damit auch ans Abwasser anzuschließen. Eine gewaltige Aufgabe, mit einem noch gewaltigeren Kostenaufwand.
Aber das interessiert die Zeltkinder weniger. Sie fühlen sich einfach auf dem Heuberg pudelwohl. Und das ist gut so.