Die Zeche zahlen andere
Es ist eine Schnapsidee. Für das Vorhaben der Landesregierung, nach der Sommerpause das nächtliche Alkoholverkaufsverbot ab 22 Uhr aufzuheben, gibt es gute Argumente im Promillebereich. Der Handel wird vom zunehmenden Absatz profitieren.
Beim unverschleierten Blick überwiegen die Nachteile. Denjenigen, die abends Bier, Wein oder auch mal Hochprozentiges in Maßen konsumieren, sind die verlängerten Öffnungszeiten egal. Die Aufhebung des Verbots ermöglicht vermehrt nächtliche Saufgelage. Galt seit 2010, wo es nichts zu trinken gibt, endet das Besäufnis, kann nun an Tankstellen Sprit bis zum Umfallen nachgelegt werden.
Mit den bekannten Folgen: Ruhestörung, Randale, Gewalt und Sucht. Diese Szenarien sind genauso realistisch wie die Tatsache, dass die Zeche andere als die Politiker in Stuttgart zahlen werden. Die Familien, in denen komasaufende Jugendliche oder enthemmt gewaltbereite Partner das Zusammenleben ruinieren. Die Polizisten, die sich mit betrunkenen Horden auseinandersetzen dürfen und dabei selbst gefährdet werden. Die Städte und Anwohner, die die Spuren feucht-fröhlicher Feiern beseitigen dürfen.
Das Verbot hat in den vergangenen Jahren zu Erfolgen geführt. Das Trinken ist bei Jugendlichen uncooler geworden. Darauf könnte man anstoßen. Allerdings nur, wenn das Verbot bestehen bleibt. m.jansen@schwaebische.de