Jämmerliches Krisenmanagement
Zum Bericht „ Rheintalstrecke erst wieder ab 7. Oktober 2017 befahrbar“( 23.8.): Nach der Gleisabsenkung am 12. August stellte die DB die Wiederbefahrkeit der hochfrequentierten Strecke zum 26. August in Aussicht. Nichts als Schönfärberei, denn dass die Wiederherstellung des Gleisbettes über dem eingestürzten Tunnelabschnitt länger dauern würde, war auch Laien klar. Prompt kam auch die Verschiebung bis „Anfang September“. Nun wird bekannt, dass der 7. Oktober in Aussicht gestellt wird.
Fahrgäste, Gewerbekunden und örtliche Rathäuser werden zum Narren gehalten, weil die notwendige Kapazität nicht vorgehalten werden kann. Umleitungsstrecken für Güterzüge sind nur beschränkt vorhanden und sogar nur unter Streichung regulärer Nahverkehrszüge. Die 18 Millionen Euro teure Bohrmaschine wird einbetoniert. Bisher wurde nicht bekannt gegeben, wie und wo der Tunnel unter Rastatt weitergebaut werden kann und welche Zeitverzögerung und Mehrkosten für die Neubaustrecke dadurch entstehen.
Über die Einsturzursache kann die DB noch keine Auskunft geben – oder sie will nicht. Wenn das nur fünf Meter über der Tunnelbaustelle liegende Gleisbett täglich von bis zu 200 riesigen Güterzügen und schnellen ICEZügen gewichtsmäßig extrem belastet wird und Erschütterungen verursacht, braucht man sich über den Einsturz nicht zu wundern. Das ist möglicherweise eine fahrlässige Baumaßnahme.
Vielleicht sollte man den Bahnverantwortlichen den Rat geben, künftige Bauaufträge für das teils marode Streckennetz und Neubauten an die erfahrenen Schweizer Bahnfachleute zu vergeben und den Fahrbetrieb gleich mit dazu. Die Schweizer SBB hat schließlich in puncto Sicherheit, Pünktlichkeit und Komfort einen sehr guten Ruf. Daran für die DB zu arbeiten, wäre eine sinnvollere Aufgabe für Verkehrsminister Dobrindt, als seine unsägliche Mautgurkerei mit Sturheit durchzuziehen. Ottmar Haberbosch, Riedlingen
Ein Verbot hilft nicht viel
Zum Artikel „ Hendricks warnt derzeit vor Dieselkauf“( 24.8.): Laut neusten Messresultaten der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) sind nicht die Dieselabgase, sondern Aufwirbelungen und Abriebprozesse durch die Reifen der Hauptverursacher der hohen Feinstaubbelastung. Nach dieser Untersuchung entstehen 85 Prozent des verkehrsbedingten Feinstaubs durch Reifen-, Bremsen- und Straßenabrieb und durch Aufwirbelungen der am Boden befindlichen Staubschicht.
Gegen diese Feinstaubbildung hilft weder das Verbot beziehungsweise die Einschränkung von Dieselmotoren noch die Umstellung auf Elektroautos sonderlich viel. Man muss für eine sinnvolle Lösung der Feinstaubproblematik die Dinge mit möglichst großem Weitblick betrachten.
Beispielsweise sind laut einer schwedischen Studie die Elektroautos bezogen auf die Umweltbilanz eine Katastrophe, da bei der Produktion der für diesen Autotyp benötigten Batterien (100-kWh-Batterie) ungefähr 17,5 Tonnen Kohlendioxid freigesetzt werden. Um diese Menge an Kohlendioxid mit einem Verbrennungsmotor freizusetzen, könnte man laut der Studie durchschnittlich genauso lang Auto fahren, wie die hergestellte E-Auto-Batterie hält.
Ein anderer Punkt, der vom Umweltbundesamt aufgezeigt wird, ist die Feinstaubbelastung durch Holzfeuerungen. So sind an vielen Orten die Holzverbrennungen in Kaminen, Kaminöfen und Holzheizungen der größte Verursacher von Feinstaub.
Vor dem Hintergrund dieser Datenerhebungen verstehe ich nicht, weshalb jetzt plötzlich ausschließlich der Dieselmotor denunziert wird. Selbst die Benziner, die angeblich weniger Feinstaub bilden, stoßen dafür jedoch viel mehr Kohlendioxid aus als der Dieselmotor, was ebenfalls schlecht für den Klimaschutz und für die Gesundheit ist. Wolfgang Uhl, Mengen
Aufregung ist gerechtfertigt
Zum Artikel „ Deutsch- türkisches hältnis am Tiefpunkt“( 21.8.): Zu Recht regen wir uns darüber auf, dass der türkische Präsident unter Einschaltung von Interpol Staatsbürger, egal welcher Nationalität, verhaften und möglichst an die Türkei ausliefern lässt. Viel spannender ist doch, was dahinterstecken mag, dass sich die internationale Staatengemeinschaft, und damit auch Deutschland, gefallen lässt, dass ein derartiges Gebaren überhaupt passiert.
Es wäre doch ein Leichtes, wenn sich die in Interpol versammelten Nationen dazu aufraffen könnten/wollten, anzuordnen, dass Haftbefehle und Auslieferungsersuchen von Staaten, deren Justiz nicht den demokratischen Grundsätzen entsprechen, schlichtweg nicht vollzogen werden. Die Frage muss erlaubt sein, ob dieses „Wegsehen“und „Unterlassen von Abhilfemöglichkeiten“nicht durch rein wirtschaftliche Interessen begründet sind. Karl Laible, Lindau
Quo vadis, Türkei?
Zum selben Thema: Was ist bloß los mit dem türkischen Präsidenten? Da kanzelt er Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) wie einen dummen Jungen ab, der ihm sein Spielzeug geklaut hat. Da beleidigt er Angela Merkel (CDU), schimpft auf alle Abgeordnete, die gegen seine Politik sind. Da vergreift sich ein EU-Minister, der normal nichts zu sagen hat, im Ton gegen Außenminister Gabriel. Da sperrt die türkische Regierung deutsche Staatsangehörige mit fadenscheinigen Argumenten ein.
Was tut die deutsche Regierung? Man missbilligt diese Vorgehensweise, da lacht der Mann vom Bosporus. Einstellung aller Verhandlungen der EU und Deutschlands mit der Türkei und eine richtige Reisewarnung an leichtgläubige Touristen wären eine richtige Antwort. Gerhard Uhrig, Aulendorf
Ein möglicher Ausweg
Zum Artikel „ Streit um Ausmaß des Insektensterbens“( 24.8.): Wie schon der weise Albert Einstein seinerzeit wusste: „Nach dem Ende der Bienen hat der Mensch noch drei Jahre.“Bis dahin wird weiter jegliche Verantwortung abgelehnt, wird weiter diskutiert und lamentiert und nichts passiert. Einen praktischen möglichen Ausweg, nämlich auf die schonendste Art der Landwirtschaft, den bio-veganen Landbau, umzusteigen, haben nicht einmal die sogenannten Grünen auf dem Radar. Alexander F. Nabben, Aichstetten Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, dass wir für die Veröffentlichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalten müssen. Leserzuschriften stellen keine redaktionellen Beiträge dar. Anonyme Zuschriften können wir nicht veröffentlichen.
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