Apple will einen neuen Smartphone-Standard setzen
Beim radikal erneuerten iPhone X füllt der Bildschirm den Großteil der Frontseite aus – Gesichtserkennung statt Fingerabdruckscanner
CUPERTINO (dpa) - Apple will mit einem radikal erneuerten iPhone einen neuen Standard im SmartphoneGeschäft setzen. Beim iPhone X füllt der Bildschirm den Großteil der Frontseite aus und der Fingerabdruckscanner wurde durch Gesichtserkennung abgelöst. Mit einem US-Startpreis von 999 Dollar ist es deutlich teurer als bisherige iPhoneModelle und kommt erst Anfang November auf den Markt.
Im Phone X findet ein Display mit einer Diagonale von 5,8 Zoll – mehr als beim aktuellen Plus-Modell – in einem Gehäuse Platz, dass nur unwesentlich größer ist als das aktuelle „kleine“iPhone 7. Apple-Chef Tim Cook sagte, das iPhone X solle die Marschrichtung für die Branche für das nächste Jahrzehnt vorgeben. Mit dem größeren Display ist kein Platz mehr für den gewohnten Home-Button, mit dem man aus jeder Anwendung in das Hauptmenü mit den App-Symbolen zurückkehren konnte. Für diese Funktion wischt man jetzt stattdessen mit dem Bildschirm vom unteren Bildschirmrand hoch.
Die Gesichtserkennung Face ID ist mit mehreren verschiedenen Sensoren dreidimensional, damit die Technologie nicht etwa mit einem Foto ausgetrickst werden kann. Samsung musste hämische Kommentare einstecken als das Journalisten bei einem Modell gelang. Die AppleSoftware passe sich auch an Veränderungen des Gesichts an – etwa wenn der Nutzer sich einen Bart wachsen lasse, sagte Marketingchef Phil Schiller bei der Präsentation im neuen Hauptquartier in Cupertino. Die Daten werden mit Hilfe künstlicher Intelligenz direkt auf dem Gerät ausgewertet. Das iPhone X kann kabellos aufgeladen werden und ist mit drahtlosen Ladegeräten des Qi-Standards kompatibel.
Zudem gibt es eine Weiterentwicklung der iPhones im bisherigen Format – die Modelle iPhone 8 und 8 Plus in den beiden Größen mit bisherigen Abmessungen. Sie bleiben äußerlich weitgehend beim gleichen Design, bekamen aber unter anderem wie gewohnt deutlich leistungsfähigere Chips und Kameras. Auch sie können kabellos aufgeladen werden. Das iPhone 8 hält in etwa das Preisniveau bisheriger Modelle und kommt im September auf den Markt.
Das iPhone ist das wichtigste Apple-Produkt und bringt über die Hälfte der Erlöse des Konzerns ein. Während rund 85 Prozent der Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android laufen, landet bei Apple dank der hochlukrativen iPhones der Großteil der Gewinne der gesamten Branche.
Als weitere Neuerung macht Apple seine Computer-Uhr mit einem Mobilfunkanschluss unabhängiger vom iPhone. Die dritte Generation des vor rund zweieinhalb Jahren gestarteten Apple Watch kann nun direkt ins LTE-Datennetz gehen. „Das war unsere Vision von Anfang an“, sagte Apple-Manager Jeff Williams. Dabei soll man auch auf der Uhr unter der Telefonnummer des Handys erreichbar sein. Eine umprogrammierbare SIM-Karte für den Mobilfunkanschluss wurde fest im Gerät verbaut.
Die Apple Watch war seit dem Start im Frühjahr 2015 die bestverkaufte Computer-Uhr. Jetzt sei sie auch die Nummer 1 unter den Uhrenmarken insgesamt, sagte Cook. Offen blieb, ob nach Stückzahlen oder Umsatz. Der Konzern nennt weiterhin keine Verkaufszahlen. Cook sagte lediglich, dass im vergangenen Quartal der Absatz im Jahresvergleich um 50 Prozent gestiegen sei.
Die Apple Watch wird zudem mehr Informationen zum Puls anzeigen und die Nutzer warnen, wenn der Herzschlag zu schnell ist. Daten des Geräts sollen zudem im Rahmen einer Studie helfen, Herzrhythmusstörungen zu erkennen.
Apple stellte außerdem eine neue Version der Fernsehbox Apple TV vor, die schärfere Videobilder in hoher 4K-Auflösung unterstützt.