Bierpreise auch im Südwesten in Bewegung
Kleinere Brauereien passen Lohn- und Produktionskosten an – Kritik an Großproduzenten
RAVENSBURG - Die großen deutschen Bierhersteller erhöhen ihre Preise. Im Südwesten will man sich aber von den Vorgaben der großen Konkurrenz nicht unter Druck setzen lassen. Dennoch drehen auch die kleineren Brauereien an der Preisschraube. Teurere Rohstoffe und gestiegene Personalkosten werden als Gründe genannt.
„Nur wegen der Preisgestaltung unserer Mitbewerber sehen wir uns nicht veranlasst, da mitzuziehen“, sagt Hubert Hepfer, Geschäftsführer der Brauerei Hirsch in Wurmlingen. Er ist verärgert über die Dumpingpreise der Konkurrenz, bei der ein Kasten Bier im Angebot für rund zehn Euro zu haben ist. „Die aggressive Preispolitik tut schon weh, wir können da nicht mithalten“, erklärt er. Bereits zum 1. April hat die Brauerei ihre Preise erhöht. 50 Cent bis einen Euro mehr bezahlen die Kunden für einen Kasten Bier. Gestiegene Personalkosten und Preisgarantien für örtliche Landwirte seien dafür verantwortlich. Diese Gründe für Preiserhöhungen werden auch bei anderen Brauereien in der Region angegeben. So will die Ravensburger Brauerei Max Leibinger bereits im November ihre Preise erhöhen. Moderat, wie Vertriebsleiter Dieter Holdschuer es nennt. Die höheren Flaschenpreise der Fernsehbrauereien bezeichnet er als „Augenwischerei“. Er bezweifelt, dass es wirklich um gestiegene Produktionskosten geht, sondern darum, mehr Gewinn zu erzielen.
Die Gold-Ochsen-Brauerei in Ulm hat im September ihre Preise erhöht und die Berg Brauerei Ulrich Zimmermann aus Ehingen zum 1. Oktober. Dort heißt es, dass die in den vergangenen dreieinhalb Jahren entstandenen Mehrkosten nicht mehr aufgefangen werden können. Gutes Bier koste außerdem mehr in der Produktion, so die Ehinger Brauerei.
Sowohl der Personaleinsatz als auch die Verwendung regionaler Rohstoffe sind für kleinere Brauereien Kostenfaktoren, die schlechter skaliert werden können, als bei den großen. „Wir haben eine viel schlechtere Produktivität als Großbrauereien“, erklärt Gottfried Härle, Geschäftsführer der Härle-Brauerei in Leutkirch. „Unsere Landwirte bekommen faire Preise“, sagt er und auch deshalb hat man die Bierpreise bereits im April angepasst.
Ohne den Einfluss der Großen
So wie Michael Weiß, Geschäftsführer von Meckatzer Löwenbräu aus Heimenkirch im Landkreis Lindau. Dort fand eine Preiserhöhung bereits im März statt. „Das war nach drei Jahren überfällig.“Nur so hätte man den gestiegenen Ausgaben entgegentreten können. Die Entscheidung zur Erhöhung sei ohne Einfluss getroffen worden. „Wir orientieren uns an der Notwendigkeit, nicht daran, was den Großen gerade einfällt“, so Weiß. Er kritisiert die Großproduzenten deutlich: „Seit 20 Jahren haben die großen Marken keine Preisanpassung durchgeführt.“Obwohl die Kosten ganz klar gestiegen seien. Er ist überzeugt, dass die großen Brauereien damit kaum Geld verdienen und dafür an der Qualität der Rohstoffe und im Bereich der Lohnkosten gespart werde.
Die regionalen Brauer hätten bei dem Preisdumping der Großen nicht mitgemacht, erklärt Weiß stolz. Der Kasten Bier einer Großbrauerei koste ohne Angebot etwa 14 Euro, ein Kasten Bier der regionalen Brauereien liegt bei zwei bis fünf Euro mehr. „Wir können uns dem Preisdiktat nicht unterwerfen“, sagt er. Großbrauereien hätten im Süden nur wenig Bedeutung, erklärt Michael Weiß. Mit einer selbstbewussten Preispolitik könne man auch besseres Bier herstellen.
Die badische Staatsbrauerei Rothaus aus Grafenhausen im Hochschwarzwald und die Fürstlich Fürstenbergische Brauerei aus Donaueschingen wollten sich nicht zu ihrer Preisgestaltung äußern.