Arjen Robben strahlt – dann macht er das Licht aus
Beim nutzlosen 2:0 der Niederlande über Schweden trifft der Münchner doppelt – WM-Aus folgt der Rücktritt aus der „Elftal“
AMSTERDAM (dpa/SID) - Ein letztes Mal warf Arjen Robben den Fans auf seiner Ehrenrunde Handküsse zu, dann verabschiedete er sich aus der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft. „Ich bin jetzt 33 Jahre alt. Ich werde mich jetzt voll auf meinen Verein konzentrieren. Das ist ein guter Moment, um Abschied zu nehmen“, sagte der Flügelflitzer von Bayern München. Nur zu gerne hätte Robben seine Oranje-Laufbahn erst nach der Weltmeisterschaft 2018 beendet, doch die Niederländer scheiterten bereits in der Qualifikation.
Schon vor dem letzten Gruppenspiel war die Chance der „Elftal“auf das WM-Ticket nur noch höchst theoretisch. Trotzdem gab Robben in Amsterdam noch einmal alles und überragte beim 2:0 (2:0) gegen Schweden nicht nur wegen seiner beiden Tore (16. Minute/Handelfmeter; 21. Minute). „Wieder einmal war Robben eine Rose in der Wüste. Einer der besten Fußballer, die es jemals in den Niederlanden gab“, lobte die Tageszeitung „De Volkskrant“. Und das „NRC Handelsblad“sagte Oranje ohne den Mittelfeldstrategen, der als letzter aus der „Goldenen Generation“ging, eine schwere Zukunft voraus: „Wenn Robben das Licht ausmacht, wird es sehr dunkel.“
Für die Niederlande um Trainer Dick Advocaat bedeutet das erste WM-Aus seit 2002 einen Neuanfang. Mal wieder. Vor zwei Jahren qualifizierten sich unter anderen Nordirland, Albanien und Ungarn für die EM-Endrunde in Frankreich – nicht aber die Niederlande. In Russland werden Ägypten, Iran und Panama mitspielen – nicht aber die Mannschaft um den abgetretenen Kapitän Robben, die in Gruppe A hinter Schweden und Frankreich nur Dritter wurde. Unter dem neuen Trainer Jupp Heynckes kann sich Robben nun mit dem FC Bayern auf die Vereinsziele in Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League konzentrieren.
„Es war besonders, es war schwierig“, sagte Robben nach seiner Abschiedsvorstellung: „Ich habe es genossen.“Nach dem Abpfiff holte er seine Söhne Luka und Kai auf den Rasen, umarmte anschließend jeden seiner Mitspieler und kämpfte zwischenzeitlich mit den Tränen. 2010 wurde Robben in Südafrika mit den Holländern Vizeweltmeister (0:1 n.V. im Finale gegen Spanien), 2014 verpasste er nur haarscharf ein weiteres WM-Finale; Platz drei war kaum Trost. In 96 Länderspielen erzielte Arjen Robben 37 Tore. Seine Entscheidung zum Rücktritt ist nur zu verständlich: Beim nächsten für ihn möglichen großen Turnier, der EM 2020, wäre er bereits 36 Jahre alt.
„Die Realität ist sehr hart. Wir verpassen wieder ein großes Turnier. Das ist extra bitter“, sagte Arjen Robben irgendwann an diesem, seinem letzten „Elftal“-Abend auch. Und dass er dennoch „sehr stolz“auf seine Nationalelf-Karriere sei. Trotz seiner vielen Verletzungen habe „der Glasmann am längsten durchgehalten“, ergänzte er süffisant. Die schönsten Momente? Seien die Weltmeisterschaften 2010 und 2014 gewesen: „Da waren wir ein echtes Team.“
Für die Gegenwart trifft dies längst nicht mehr zu. Auch unter Dick Advocaat, dem dritten Bondscoach seit zwei Jahren nach Danny Blind und Interimslösung Fred Grim, gelang die erhoffte Wende zum Guten nicht. „In den Niederlanden muss jetzt viel passieren“, forderte Robben. „Viele Dinge müssen sich ändern.“Ohne ihn. ANZEIGE