Landesgartenschau wird kein Selbstläufer
Ausschussmitglieder sehen Tuttlingens Bewerbung kritisch.
TUTTLINGEN - Geht es nach der Stadtverwaltung soll sich Tuttlingen um die Ausrichtung der Landesgartenschau im Zeitraum von 2026 bis 2030 bewerben (wir berichteten mehrfach). Von den Mitgliedern des Technischen Ausschusses, die sich am Donnerstag mit dem Thema auseinandergesetzt haben, kam indes kein solch ein deutliches Signal. Hauptkritikpunkt: die kurze Zeit.
Im Mittelpunkt einer möglichen Landesgartenschau soll natürlich die Donau stehen. Oberbürgermeister Michael Beck sieht aber auch die Chance, einige der Brachflächen, vor allem im Bereich der Dr.-Karl-StorzStraße, zu bereinigen und mehr Infrastruktur zu schaffen. Nicht nur in der Kernstadt, auch in Sachen Radwegenetz in Möhringen und Anbindung Gewerbegebiet Brenner in Nendingen. Auch Michael Hensch, Umweltbeauftragter der Stadt, erkennt „viele neue Impulse für die Stadt“. Noch heute sichtbar seien die Ergebnisse der kleinen Gartenschau „Donaupark“, die Tuttlingen 2003 ausgerichtet habe, führt er ins Feld.
Stadt hat „keinen Geldscheißer“
Grundsätzlich standen die Mitglieder des Technischen Ausschusses den Vorteilen, die eine Landesgartenschau so mit sich brächte, durchaus aufgeschlossen gegenüber. Doch die Kritikpunkte wollte eben auch keiner unter den Teppich kehren. Zum einen sei „das Thema regelrecht vom Himmel gefallen“, sagte Michael Seiberlich (CDU). In seiner Fraktion könne man sich nicht dem Eindruck erwehren, dass es dabei vor allem um Sanierungsmaßnahmen in der Dr.-Karl-Storz-Straße und der Nendinger Allee gehe. Und außerdem: „Einen Geldscheißer haben wir nicht, aber jede Menge Kosten: Gymnasien, Fußgängerzone.“
Ähnliches kam von Hans-Martin Schwarz (LBU) und Gesine BarthelWottke (FDP). Es könne am Ende des Tages nicht sein, dass die Investitionen für eine Landesgartenschau zu Lasten von Bildungsinvestitionen gingen, meinte Schwarz, der aber auch betonte: „Eine Landesgartenschau ist kein Strohfeuer, es bleibt auch etwas.“Viel mehr störte ihn, dass das von der Verwaltung mit ersten Vorplanungen beauftragte Büro Senner auch die Bewerbung der Stadt Rottweil betreut, die sich für eine Landesgartenschau im gleichen Zeitraum bewirbt (wir berichteten). „Das stößt mir schwer auf.“Schließlich sei es doch unwahrscheinlich, dass beide Städte eine Landesgartenschau zugesprochen bekämen.
Johann Senner selbst sah darin kein Problem. Sein Büro betreue regelmäßig mehrere Städte, die sich um Gartenschauen im gleichen Zeitraum bewerben. Er stecke in jede Planung hundert Prozent. Ob eine Bewerbung erfolgreich sei, hänge seiner Erfahrung nach von drei Faktoren ab: Einigkeit in der Verwaltung, Rückhalt aus der Bevölkerung und mehrheitliche, wenn nicht sogar geschlossene Zustimmung des Gemeinderates: „Wenn es bei einem davon hakt, kann man es vergessen.“
Grundsätzliche Zustimmung konnte Hellmut Dinkelaker für die SPD-Fraktion schon signalisieren. Doch er bat um etwas mehr Konkretisierung. Das vorgestellte Gebiet von Möhringen über die Kernstadt bis nach Nendingen sei viel zu groß. Stattdessen solle man sich lieber auf den Bereich Bahnhof, Weimarstraße und alte Festhalle konzentrieren. Auch Carl-Roland Henke (FW) meinte, man solle die Planungen nicht über die ganze Stadt verteilen. Doch grundsätzlich sähe seine Fraktion in der Landesgartenschau eine Chance.
Sowohl Baubürgermeister Willi Kamm, als auch Erster Bürgermeister Emil Buschle brachen eine Lanze für eine mögliche Ausrichtung. „Ich denke, es geht um eine Chance, die wir haben“, sagte Kamm. Auch die Hochschule sei eine „Sturzgeburt“gewesen, und heute sei sie die „wichtigste Investition“, damit Tuttlingen auch weiterhin eine „bärenstarke Wirtschaft“haben könne. Und Buschle ging sogar noch einen Schritt weiter: Hätte Bundeskanzler Helmut Kohl damals nach den Kosten der deutschen Einheit gefragt, „dann hätten wir sie heute nicht.“
Bei einer Abstimmung votierten dann aber nur sieben Mitglieder dafür, weiter an der Bewerbung zu arbeiten. Elf enthielten sich, Gegenstimmen gab es keine. Entgültig entscheidet aber der Gemeinderat am 23. Oktober. Sollte es dann ein Okay geben, wird am 18. Dezember final abgestimmt, ob die Bewerbung auch wirklich eingereicht wird. Sollte der Gemeinderat zustimmen, wird es am Freitag, 10. November, eine Informationsveranstaltung für die Bürger geben, in der sie auch Ideen einbringen können.