Gränzbote

Verschloss­ene Türen am Klippeneck

Besitzer glaubt nach Rückzug der Pächter weiterhin an die Zukunft seines Projekts

- Von Stefan Fuchs

DENKINGEN - Ohne öffentlich­e Ankündigun­g haben die Pächter des Klippeneck­s dem Denkinger Traditions­gasthof den Rücken gekehrt. Hintergrun­d des überstürzt anmutenden Aufbruchs sind wohl Unstimmigk­eiten mit Besitzer und Lieferante­n.

Sie waren angetreten, den alten Glanz des Klippeneck­s zurückzubr­ingen: Anja und Thorsten Diekmeier unterschri­eben im vergangene­n Jahr den Pachtvertr­ag für das Gasthaus. Dabei kündigten sie an, sich für ihr Ziel mit „Haut und Haaren“einzusetze­n. Geblieben ist davon heute nur ein kurzer Abschiedst­ext auf der Webseite, ein knappes Danke an die Kunden. Dabei hatte das Projekt nach langer Zeit endlich wieder für Hoffnung rund ums Klippeneck gesorgt. Nach Jahren voller Insolvenze­n und des Leerstands hatte 2015 der Unternehme­r Wolfgang Wocher das 56 Jahre alte Kleinod gekauft. „Ich werde alles daran setzen, den Standard von früher wieder zu erreichen“, versprach er damals und präsentier­te gleich im Jahr darauf mit den Diekmeiers die scheinbar idealen Pächter: Thorsten, Betriebswi­rt und Küchenchef, und Anja, ehemalige Restaurant­leiterin. Erfahrene Kräfte also.

Unstimmigk­eiten im Hintergrun­d

Was genau dann schief gelaufen ist, lässt sich nur erahnen. Besitzer Wocher will keine Details nennen - um niemandem zu schaden, wie er sagt. Er deutet aber Unstimmigk­eiten im Hintergrun­d an. Am Ende habe man nur noch per Anwalt kommunizie­rt. Aus dem einstigen Optimismus sei schnell Frustratio­n geworden. Eine Auflösung des Pachtverhä­ltnisses habe er deshalb absehen können, allerdings nicht derart plötzlich. „Es liegt nicht an persönlich­en Gründen“, sagt Wocher, einige Lieferante­n hätten aber ebenfalls Schwierigk­eiten mit dem Ehepaar gehabt. An seinem Projekt will Wocher dennoch festhalten: „Das Klippeneck bleibt das Klippeneck!“Die Suche nach Nachfolger­n laufe bereits auf Hochtouren.

Guter Start und frühes Ende

Einer der Lieferante­n, die mit den Pächtern Probleme hatten, ist Rainer Honer, Geschäftsf­ührer der HirschBrau­erei in Wurmlingen. Dabei habe am Anfang alles gut ausgesehen. „Die Umsätze waren zuerst in Ordnung, später wurde es immer schlechter.“Den Pächtern habe wohl das nötige Geschick gefehlt, den Betrieb lukrativ zu gestalten. „Am Verpächter lag es nicht, dass jetzt schon Schluss ist“, ist sich Honer sicher. Er habe noch versucht, dem Paar mit Ratschläge­n zur Seite zu stehen, sei aber ignoriert worden.

Offene Reservieru­ngen

Buchstäbli­ch vor verschloss­enen Türen steht Denkingens Bürgermeis­ter Rudolf Wuhrer. Er war seinerzeit bei der Unterschri­ft des Pachtvertr­ags dabei. Heute muss er geplatzte Reservieru­ngen hinnehmen. „Wir hatten unseren Neujahrsem­pfang und eine Weihnachts­feier im Klippeneck geplant, alles war besprochen.“Eine Stornierun­g von Seiten des Gasthauses habe es nie gegeben. Wie der Gemeinde erginge es wohl vielen Privatleut­en und Unternehme­rn, sie alle stünden nun ohne Ankündigun­g vor vollendete­n Tatsachen. „Das ist doch keine Art, ein Geschäft abzuwickel­n“, empört sich Wuhrer, der nach eigenen Angaben schon Anrufe von verunsiche­rten Kunden des Hotels bekommen hat. Helfen könne er den Leuten leider nicht, er sei letztlich selbst „zu sehr angelogen worden“.

Geahnt hatte allerdings auch er, dass das Pachtverhä­ltnis nicht auf ewig halten würde. Thorsten Diekmeier habe ihn in einem Gespräch darauf hingewiese­n, die schon gebuchten Termine aber samt und sonders bestätigt. „Ich hatte einen ordnungsge­mäßen Rückzug erwartet, keine Nacht- und Nebelaktio­n. Jetzt bleiben viele Fragen offen“. Beantworte­n könnten die derzeit nur die Pächter, erreichbar seien sie indes nicht. Und tatsächlic­h, auch die Anfragen des Heuberger Boten blieben bis Redaktions­schluss unbeantwor­tet.

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FOTO: HOCHHEUSER, MICHAEL Im letzten Jahr noch voller Optimismus: Bürgermeis­ter Rudolf Wuhrer, Anja und Thorsten Diekmeier.
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