Verschlossene Türen am Klippeneck
Besitzer glaubt nach Rückzug der Pächter weiterhin an die Zukunft seines Projekts
DENKINGEN - Ohne öffentliche Ankündigung haben die Pächter des Klippenecks dem Denkinger Traditionsgasthof den Rücken gekehrt. Hintergrund des überstürzt anmutenden Aufbruchs sind wohl Unstimmigkeiten mit Besitzer und Lieferanten.
Sie waren angetreten, den alten Glanz des Klippenecks zurückzubringen: Anja und Thorsten Diekmeier unterschrieben im vergangenen Jahr den Pachtvertrag für das Gasthaus. Dabei kündigten sie an, sich für ihr Ziel mit „Haut und Haaren“einzusetzen. Geblieben ist davon heute nur ein kurzer Abschiedstext auf der Webseite, ein knappes Danke an die Kunden. Dabei hatte das Projekt nach langer Zeit endlich wieder für Hoffnung rund ums Klippeneck gesorgt. Nach Jahren voller Insolvenzen und des Leerstands hatte 2015 der Unternehmer Wolfgang Wocher das 56 Jahre alte Kleinod gekauft. „Ich werde alles daran setzen, den Standard von früher wieder zu erreichen“, versprach er damals und präsentierte gleich im Jahr darauf mit den Diekmeiers die scheinbar idealen Pächter: Thorsten, Betriebswirt und Küchenchef, und Anja, ehemalige Restaurantleiterin. Erfahrene Kräfte also.
Unstimmigkeiten im Hintergrund
Was genau dann schief gelaufen ist, lässt sich nur erahnen. Besitzer Wocher will keine Details nennen - um niemandem zu schaden, wie er sagt. Er deutet aber Unstimmigkeiten im Hintergrund an. Am Ende habe man nur noch per Anwalt kommuniziert. Aus dem einstigen Optimismus sei schnell Frustration geworden. Eine Auflösung des Pachtverhältnisses habe er deshalb absehen können, allerdings nicht derart plötzlich. „Es liegt nicht an persönlichen Gründen“, sagt Wocher, einige Lieferanten hätten aber ebenfalls Schwierigkeiten mit dem Ehepaar gehabt. An seinem Projekt will Wocher dennoch festhalten: „Das Klippeneck bleibt das Klippeneck!“Die Suche nach Nachfolgern laufe bereits auf Hochtouren.
Guter Start und frühes Ende
Einer der Lieferanten, die mit den Pächtern Probleme hatten, ist Rainer Honer, Geschäftsführer der HirschBrauerei in Wurmlingen. Dabei habe am Anfang alles gut ausgesehen. „Die Umsätze waren zuerst in Ordnung, später wurde es immer schlechter.“Den Pächtern habe wohl das nötige Geschick gefehlt, den Betrieb lukrativ zu gestalten. „Am Verpächter lag es nicht, dass jetzt schon Schluss ist“, ist sich Honer sicher. Er habe noch versucht, dem Paar mit Ratschlägen zur Seite zu stehen, sei aber ignoriert worden.
Offene Reservierungen
Buchstäblich vor verschlossenen Türen steht Denkingens Bürgermeister Rudolf Wuhrer. Er war seinerzeit bei der Unterschrift des Pachtvertrags dabei. Heute muss er geplatzte Reservierungen hinnehmen. „Wir hatten unseren Neujahrsempfang und eine Weihnachtsfeier im Klippeneck geplant, alles war besprochen.“Eine Stornierung von Seiten des Gasthauses habe es nie gegeben. Wie der Gemeinde erginge es wohl vielen Privatleuten und Unternehmern, sie alle stünden nun ohne Ankündigung vor vollendeten Tatsachen. „Das ist doch keine Art, ein Geschäft abzuwickeln“, empört sich Wuhrer, der nach eigenen Angaben schon Anrufe von verunsicherten Kunden des Hotels bekommen hat. Helfen könne er den Leuten leider nicht, er sei letztlich selbst „zu sehr angelogen worden“.
Geahnt hatte allerdings auch er, dass das Pachtverhältnis nicht auf ewig halten würde. Thorsten Diekmeier habe ihn in einem Gespräch darauf hingewiesen, die schon gebuchten Termine aber samt und sonders bestätigt. „Ich hatte einen ordnungsgemäßen Rückzug erwartet, keine Nacht- und Nebelaktion. Jetzt bleiben viele Fragen offen“. Beantworten könnten die derzeit nur die Pächter, erreichbar seien sie indes nicht. Und tatsächlich, auch die Anfragen des Heuberger Boten blieben bis Redaktionsschluss unbeantwortet.