Es lebe die Imagination!
Surrealer Alptraum mit Birgit Minichmayr: „Animals – Stadt Land Tier“
Abschied von der Vernunft, Zeit für Irrungen und Wirrungen. Zwischen all die Blockbuster und überdrehten Komödien schiebt sich der polnische Regisseur Greg Zglinski mit seinem kühnen und bizarren Verwirrspiel „Animals – Stadt Land Tier“, das einem den Boden unter den Füßen wegzieht. Der Film ist ein surrealer Alptraum und Psycho-Grusel, der sich gegen alle Gewissheiten stemmt und sich als großes Abenteuer des Sehens und der Wahrnehmung entpuppt.
Dabei beginnt alles noch übersichtlich, wenn auch mit einigen verstörenden Details: Wer ist die Frau, die da aus dem Fenster fällt? Und warum findet sich von ihr keine Spur auf dem harten Asphalt? Anna (Birgit Minichmayr) und Nick (Philipp Hochmair) wollen für einige Monate aus ihrem alltäglichen Leben ausscheren. Das Wiener Ehepaar hat sich in den Schweizer Alpen ein abgelegenes Haus gemietet, um dort einige persönliche Projekte voranzutreiben. Die Kinderbuchautorin will einen Roman schreiben, Nick plant ein Kochbuch. Vielleicht kann dieser Trip auch ihre Ehe wieder kitten.
Doch dann steht plötzlich ein Schaf auf der Straße, zum Bremsen ist es zu spät. Die beiden kommen glimpflich davon, das Schaf aber ist tot. Womit der ganze Wahnsinn beginnt. Greg Zglinski hat die Desorientierung zu seinem wichtigsten Erzählprinzip erkoren. Er wirft dabei einen Haufen Puzzleteile auf den Tisch – einige scheinen zu passen, andere wiederum nicht.
Traum, Wahn und Wirklichkeit sind in dieser ständig zwischen Vergangenheit, Gegenwart und visionärer Zukunft hin- und herpendelnden Geschichte kunstvoll miteinander verwoben, bis zum kompletten Orientierungsverlust. Und was hat es mit der Französisch sprechenden Katze auf sich, die Anna warnt, dass ihr Mann sie umbringen will? Spricht hier der Teufel? Alles ist möglich, nichts scheint gewiss.
Immer wieder wecken die zahlreichen Irritationen Erinnerungen an „Being John Malkovich“, die Bizarrerien von David Lynch oder „Shining“– alles Filme, bei denen man mit Vernunft nicht unbedingt weiterkommt. „Animals – Stadt Land Tier“– das ist wildes und einfallsreiches Kino, wie man es nicht alle Tage zu sehen bekommt. Und löst sich der Wahnsinn am Ende in Wohlgefallen auf? Ja und nein. Ist auch nicht entscheidend, denn Zglinskis Rätselfilm ist vor allem ein wunderbares Plädoyer für die Kraft der Imagination. (dpa) Animals – Stadt Land Tier. Regie: Greg Zglinski. Mit Birgit Minichmayr, Philipp Hochmair. Schweiz/ Österreich/Polen 2017. 95 Minuten. FSK noch nicht bekannt.