Kreis-Grüne kritisieren kommunalen Rückzug aus Windenergieplanung scharf
Kreisverband der Grünen diskutiert regionale Energiewende und Jamaika-Verhandlungen
TUTTLINGEN (hör) - In seiner Mitgliederversammlung am Dienstag hat der Kreisverband der Grünen den Rückzug der Verwaltungsgemeinschaft Tuttlingen aus der Windenergieplanung scharf kritisiert. Neben der Energiewende auf regionaler Ebene haben elf Kreis-Grüne Positionen für die Koalitionsverhandlungen in Berlin diskutiert und Delegierte für die anstehenden Parteitage gewählt.
Berthold Laufer, Ortsvorsitzender des BUND Tuttlingen, hielt ein Impulsreferat zum Stand der Energiewende im Landkreis Tuttlingen. Als positives Beispiel nannte er die neue Windkraftanlage beim Amtenhausener Berg bei Ippingen. Als „Skandal“bezeichnete Laufer dagegen den jüngsten Beschluss der Verwaltungsgemeinschaft Tuttlingen, das Verfahren zur Ausweisung von Konzentrationsflächen für Windenergieanlagen im Flächennutzungsplan bis auf Weiteres auszusetzen. Potentielle Investoren müssten als Konsequenz nun alle nötigen Messungen und Baugrundlagen für jeden Einzelstandort einer Anlage eigenständig beibringen – ein langwieriges und kostenintensives Verfahren, das abschrecke und das nur große Energieanbieter durchhalten könnten.
Laufer thematisierte differenziert den Konflikt zwischen Naturschutz, Landschaftsbild und Windenergieanlagen. Er betonte die besondere Schutzwürdigkeit einiger Fledermausarten und des Schwarzen Milans. Für den Roten Milan seien Windräder zwar ebenfalls ein Risiko, dennoch sieht Laufer für dessen Population in der Region keine unmittelbare Bedrohung. Die Entscheidung der Verwaltungsgemeinschaft sei „ein Kniefall vor den Herren vom Hohenkarpfen“(die Kunststiftung Hohenkarpfen hatte ein eigenes Gutachten zum Schutz des Roten Milans am Weilheimer Berg in Auftrag gegeben – die Red.). Je nach Interessenslage werde Naturschutz bei Baumaßnahmen mit zweierlei Maß betrieben, das war der Tenor der GrünenMitglieder in der anschließenden Diskussion.
Laufer mahnte das Prinzip an, den Strom dort zu gewinnen, wo er verbraucht wird. Laut einer BadenovaStudie von 2016 sei der Stromverbrauch im Landkreis Tuttlingen aufgrund der ansässigen Industrie extrem hoch. Mit dem Gesamtverbrauch von 912 Millionen Kilowattstunden (kWh) im Jahr hätten 228 000 Durchschnitts-Haushalte (4000 kWh bei vier Personen) versorgt werden können. Allerdings hat der Kreis nur etwa 137 000 Einwohner.
Frühförderstelle lädt ein
TUTTLINGEN (pm) - Die im TuWerk neu eröffnete Interdisziplinäre Frühförderstelle kann am Samstag zwischen 13.30 und 17 Uhr besichtigt werden. Sie ist in der Rudolf-Diesel-Straße 17, im TuWerk der Lebenshilfe.
Zahngesundheit im Alter
TUTTLINGEN (pm) - Im Rahmen des Projektes: „Aktiv und gesund – gerne und selbstbestimmt älter werden in Tuttlingen“lädt die Stadt Tuttlingen am Mittwoch, 22. November, um 14.30 Uhr zur nächsten Veranstaltung im Haus der Senioren
Während im Bundesdurchschnitt 32 Prozent des verbrauchten Stroms aus erneuerbaren Energien gewonnen würden, seien es im Landkreis Tuttlingen nur 15 Prozent, erklärte Laufer. Ausbaupotential sieht er neben der Windenergie im Bereich Photovoltaik – allerdings nicht auf kostbaren Freiflächen. „Gerade der Häuslebauer, der mit einer Solar-Anlage auf dem Dach sein Elektroauto lädt, sollte dafür finanziell belohnt werden“, forderte Grünen-Mitglied Rolf Hauser. Die Versammlung kam zum Schluss, dass wirtschaftliche Anreize mehr Einfluss auf das Verhalten der Menschen hätten als Ermahnungen.
Biogas-Anlagen sollten laut Laufer höchstens in kleinerem Rahmen für die Verwertung von Gülle und Mist ausgeweitet werden, um den Schaden des einseitigen Maisanbaus für die Umwelt nicht weiter zu erhöhen.
Umweltschutz als „Ur-Wert“der Partei soll nach dem Wunsch der Kreis-Grünen auch bei den JamaikaVerhandlungen in Berlin Priorität haben – angesichts von Klimawandel und Artensterben. Neben der Novellierung des Gesetzes für Erneuerbare Energien (EEG) wünscht sich der Kreisverband einen festen Termin für den Kohleausstieg. Eine Frist für das Ende des Verbrennungsmotors betrachten die Tuttlinger Mitglieder jedoch als nicht sinnvoll. Schließlich seien auch Antriebe auf der Basis von Methan Verbrennungsmotoren, und zwar mit sauberer Technologie. Gleichzeitig dürfe man sich aber nicht von den ausländischen Entwicklungen im Bereich der E-Mobilität überrollen lassen.
Kreisverband lehnt befristete Arbeitsverträge für Lehrer ab
Einen dreiseitigen Antrag zum Landesparteitag zur Verbesserung der Bildungssituation, besonders an Grundschulen, wird vom Kreisverband noch ergänzt: Befristete Arbeitsverträge, besonders die damit verbundene Arbeitslosigkeit angestellter Lehrer während der Sommerferien, soll es in Zukunft nicht mehr geben.
Auf dem Bundesparteitag in Berlin am 25. November soll die Parteibasis der Spitze der Grünen das Mandat für Koalitionsverhandlungen erteilen. Dazu wurde Rolf Hauser als Delegierter des Tuttlinger Kreisverbands und Angelika Störk als seine Stellvertreterin gewählt. Beim Landesparteitag im Dezember werden Angelika Störk und Klaus Schmid-Droullier als Delegierte den Kreis vertreten, als deren Stellvertreter wurden Alexander Effinger und Rolf Hauser gewählt.