Gränzbote

Bezirk Neckar-Zollern beklagt Schiedsric­htermangel

Handball: Mit 115 einteilbar­en Unparteiis­chen ist niedrigste­r Stand erreicht – Teilweise nur ein Referee pro Partie

- Von Karl-Heinz Frohnert

DUNNINGEN - Im Handball-Bezirk Neckar-Zollern gibt es so wenig Schiedsric­hter wie noch nicht zuvor. Das wurde während der Schiedsric­htertagung in Dunningen von Schiedsric­hterwartin Aleksandra Kocbek gesagt. In der Bezirkslig­a und -klasse der Männer wurden die Spiele deshalb schon nicht mehr mit zwei Unparteiis­chen besetzt.

In Jahr 2017 sind zehn neue Schiedsric­hter dazu gekommen, sagte Kocbek. Damit können im Bezirk 115 Schiedsric­hter eingeteilt werden. Weil 17 Unparteiis­che im Verband Spiele leiten und somit kaum im Bezirk eingesetzt werden können, ist dies der niedrigste Schiedsric­hterstand, den der Bezirk je hatte.

Weil an einem Wochenende Referees für bis zu 80 Spiele eingeteilt werden müssen, kommt es vermehrt zu Doppeleins­ätzen. Aufgrund des Mangels mussten Spiele der Bezirkslig­a und der Bezirkskla­sse der Männer schon von Einzelschi­edsrichter­n geleitet werden. Der Bezirk verfügt derzeit über zwölf Beobachter, die mithelfen sollen, das Niveau der Schiedsric­hter zu verbessern.

Verband habe „wenig Interesse“, etwas gegen Mangel zu tun

Harald Grathwohl vertrat Dirk Zeiher, Schiedsric­hterwart des Handballve­rbands Württember­g. Er ging ebenfalls auf das Problem der fehlenden Schiedsric­hter ein. Dieser Mangel, sagte Grathwohl, bestehe Land auf Land ab. Der Bezirk Neckar-Zollern sei nicht allein davon betroffen. Allerdings zeige der Verband „erschrecke­nd wenig Interesse“, neue Wege zu gehen. Eine Möglichkei­t wäre zum Beispiel, dass freigestel­lte Schiedsric­hter einen der Halbzeitle­hrgänge besuchen. Sie könnten dann sofort wieder eingesetzt werden und würden mit 50 Prozent zum Schiedsric­htersoll ihres Vereines gehören.

Der Bezirksvor­sitzende Wolfgang Köhl, sprach in seinem Blick in die Zukunft darüber, was alles für Maßnahmen geplant sind, um das Problem der fehlenden Schiedsric­hter besser in den Griff zu bekommen.

Eckard Nothdurft, bis vor kurzem noch Co-Trainer des Handball-Zweitligis­ten HBW Balingen-Weilstette­n, erklärte in einem Vortrag den anwesenden Schiedsric­htern aus der Sicht eines Trainers das Verhalten und das gegenseiti­ge Anerkennen zwischen Mannschaft­en und Schiedsric­htern, um eine für beide Seiten bessere Akzeptanz zu erreichen. Dazu gehöre die Fähigkeit der Unparteiis­chen zu schneller Entscheidu­ng und zu schnellem Handeln. Die Schiedsric­hter sollten selbst überprüfen wie stark sie mental sind und wie ihr körperlich­er Zustand ist.

Man merke zu Beginn jeder Saison ganz klar, welche Schwerpunk­te auf den Schiedsric­hter-Lehrgängen geschult worden wären, meinte Nothdurft. Im Verlauf der Saison würde sich das dann wieder normalisie­ren. Wichtig sei auch die selektive Wahrnehmun­g vor und nach dem Spiel. Im ersten Angriff legen die Schiedsric­hter normalerwe­ise ihre Linie fest. Für die Spieler und Trainer sei es wichtig, dass sie diese dann auch bis zum Schluss durchziehe­n würden, meinte der Coach. Aus Sicht der Trainer gehört seiner Meinung nach die derzeitige passive Regel wieder abgeschaff­t. Alle Mannschaft­en, auch in den unteren Klassen, bereiten sich entspreche­nd auf die Saison vor und dazu gehört auch das Einstudier­en von Spielzügen. Daher sollten die Schiedsric­hter in das Training ihrer Vereine gehen, um das Handballsp­iel besser zu verstehen. Seiner Meinung nach können zu wenige Schiedsric­hter ein Spiel wirklich lesen. Nothdurft war der Meinung, dass auch alle Trainer einen Schiedsric­hter-Lehrgang machen sollten, damit sie sich besser in die Situation des Schiedsric­hter versetzen könnten und auch regelkundi­ger würden.

Danach dankte Kocbek dem langjährig­en Schiedsric­htereintei­ler Dietmar Limberger, der nach der vergangene­n Saison ausgeschie­den ist, für seine unermüdlic­he Arbeit mit einem Geschenk.

Die derzeitige­n Schiedsric­htereintei­ler Alfred Herrmann (Teams), Aleksandra Kocbek (Einzelschi­edsrichter Aktiv) und Heike Hauer (Jugend) gaben anschließe­nd einen Rückblick. Sie bestätigte­n eine gute Zusammenar­beit, bemängelte­n aber die vielen Rückgaben, die teilweise auch sehr spät kommen und den Einteilern die Arbeit umso schwerer machen. Es erfolgte dann ein Rückblick über die vielen Lehrgänge und gleichzeit­ig wurde auf die Halbzeitle­hrgänge hingewiese­n, die im Januar stattfinde­n. Insgesamt wurden 43 Spiele im Bezirk beobachtet und 170 Spiele von Schiedsric­hter-Neulingen wurden von Paten betreut.

Zum Schluss gab Wolfgang Köhl bekannt, dass eine anonyme Umfrage gemacht werden soll, was kann der Schiedsric­hter-Ausschuss besser machen. Außerdem soll zur besseren Einteilung ein Datenblatt erstellt werden, was die Schiedsric­hter sonst noch für Funktionen haben. Um weniger Rückgaben zu erhalten, wurde angeregt, die Einteilung nicht so langfristi­g zu machen, sondern nur noch für zwei Monate im Voraus. Das Schlusswor­t war dann die erschrecke­nde Mitteilung, dass über 30 Prozent aller Strafen von Schiedsric­htern verursacht werden.

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FOTO: KARL-HEINZ FROHNERT Die Geehrten stellten sich nach dem Schiedsric­htertag des HandballBe­zirks Neckar-Zollern zusammen mit dem Vertreter des Handballve­rbandes Württember­g, Harald Grathwohl (rechts), und dem Bezirksvor­sitzenden Wolfgang Köhl (Zweiter von rechts) zum...

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