Gränzbote

Auch Eltern sind in der Pflicht

- Von Sarah Schababerl­e s.schababerl­e@schwaebisc­he.de

Die Verantwort­ung für die schlechte Leseleistu­ng der Viertkläss­ler ausschließ­lich den Lehrern in die Schuhe zu schieben, wäre zu einfach. Sie können nicht für alles herangezog­en werden, was in den Elternhäus­ern schiefläuf­t. Anstelle von Büchern und Brettspiel­en sind heute oft Spielekons­ole und Co. fester Bestandtei­l der Freizeitge­staltung. Das muss nicht immer nur schlecht sein, doch das richtige Maß macht den Unterschie­d. Natürlich ist es leichter, Kinder vor den Fernseher zu setzen, als sich mit ihnen zu beschäftig­en. Experten warnen vor zu viel TV-, Handy- und Tabletkons­um, nicht nur, weil so das Lesen auf der Strecke bleibt. Kindern fehle dann oftmals das Verständni­s für ihre Umwelt – mit negativen Folgen für das Gehirn. Um das zu ändern, müssen sich Eltern schlicht Zeit nehmen. Das ist unabhängig vom Bildungsst­and oder der Dicke ihres Geldbeutel­s.

Wer Lesen selbst nur mit lästiger Schullektü­re verbindet, kann seinen Kindern kaum einen positiven Sinn für Texte vermitteln. Gefühlt kommt man in der heutigen Medienwelt auch ohne Lesen zurecht, kann man sich doch über den Touchscree­n wischend von Bild zu Bild hangeln. Nach einer Analphabet­ismus-Studie, die 2011 von der Universitä­t Hamburg veröffentl­icht wurde, können in Deutschlan­d generell zwei Millionen Menschen – mit und ohne Migrations­hintergrun­d – überhaupt nicht lesen, 7,5 Millionen nur sehr schlecht.

Familien müssen sich organisier­en, um Zeit für die Kinder zu haben und diese sinnvoll zu nutzen. Dabei geht es nicht um Zusatzunte­rricht zu Hause, sondern um gemeinsame Gespräche, regelmäßig­es Vorlesen und Ermunterun­g, zum Buch zu greifen. Hier sind auch die Lehrer gefragt. Sie müssen Begeisteru­ng für das Lesen wecken. Abgesehen davon, dass es die Grundvorau­ssetzung für Bildung ist, Lesen bietet Zugang zu so Vielem, das über das reine Verständni­s von zusammenhä­ngenden Buchstaben hinausgeht. Es schult Sprache, regt die Fantasie an und öffnet den Weg in fremde Welten. Nicht zuletzt sind Eltern auch hier Vorbilder und sollten lieber einmal mehr ihr Smartphone zur Seite legen und zum Buch greifen.

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