Vom Webstuhl ins Schaufenster
Teil des Projekts „Buntgut“bietet Beschäftigung für Geflüchtete
TUTTLINGEN - Das Upcycling-Projekt „Buntgut“der Caritas vermittelt seit 2015 bis zu zehn Frauen mit Fluchtgeschichte, die Möglichkeit, beim Angebot "Sprache und Nähen" ihre Deutschkenntnisse zu vertiefen und das Nähen erlernen. Das Erfolgsmodell, das mittlerweile in Räumen in der Honbergstraße 13 untergekommen ist, erhielt im Februar diesen Jahres Zuwachs mit einer eigenen Weberei.
Dort können unter anderem Langzeitarbeitslose, Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Geflüchtete und Ehrenamtliche lernen, wie sie aus Stoffen kreative Stücke wie Teppiche, Windstopper oder auch Adventskalender herstellen können.
Projektleiterin Ulrike Irion von der Zentrumsleitung des CaritasDiakonie-Centrums Tuttlingen erläutert das Konzept der Webstube in der Tuttlinger Oberamteistraße 14: „Beim Projekt ,Buntgut' geht es darum, der Wegwerfideologie etwas entgegenzusetzen.“Die Weberei sei als logische Konsequenz aus dem bereits bestehenden Angebot „Sprache und Nähen“entstanden. „Wir wollen nachhaltig mit den Menschen arbeiten und bei ihnen das Bewusstsein für die Verarbeitung von Stoffen wecken“, sagt Irion.
Ausbildung zur Textilgestalterin
Die praktische Arbeit am Webstuhl vermittelt Birgit Nesper, die sich selbst für das Projekt zur Weberin hat ausbilden lassen. „Ich absolviere gerade einen dreijährigen Webkurs und lasse mich zur Textilgestalterin, Fachrichtung Weben ausbilden“, erklärt sie. Sie richtet zum Beispiel die Webstühle, die aus einer Schenkung, Leihgaben und Dauerleihgaben bestehen, für Interessenten ein, die sich mit Schuss- und Kettfäden versuchen wollen. „Weben kann man schnell lernen, und das Schöne ist, es ensteht recht schnell ein relativ großes Stück", meint Nesper. Aktuell kämen etwa sechs Personen in der Woche, die zum Beispiel Teppichläufer oder Sitzkissen herstellten. "Bei uns schauen unter anderem Menschen vorbei, die als Geflüchtete hierher gekommen sind, andererseits haben wir aber auch mehrere Ehrenamtliche in der Webstube“, ergänzt Irion.
Projekttage geplant
Sie hat auch noch weitere Pläne für die Weberei von „Buntgut": "Weben ist ein Handwerk, das langsam in Vergessenheit gerät“, erläutert Irion. Daher wolle das Projekt künftig auf Schulen zugehen und ihnen anbieten, Projekttage einzurichten, an denen die Schüler erfahren können, wie ein Webstuhl funktioniert und was damit entstehen kann. Die Arbeiten aus der "Buntgut"-Webstube werden im Ladengeschäft der Caritas in der Honbergstraße 13 verkauft, um die Kosten des Projekts zu decken. Auch international schlägt das Projekt Wurzeln: Wie Irion sagt, habe die Weberei über den Weltladen in Tuttlingen Kontakt zum „Matarenda Training Centre" in Zimbabwe erhalten. Theresia Kühl vom Training Centre habe sich die Einrichtung in Tuttlingen angesehen, nun werde darüber gesprochen, blinden Frauen ein Webangebot zu machen und die Schulungskräfte bei „Buntgut“auszubilden. Geöffnet ist die Weberei in der Tuttlinger Oberamteistraße 14 am Montag, Mittwoch und Donnerstag von 8.30 Uhr bis 11 Uhr sowie am Dienstag und Mittwoch von 14.30 Uhr bis 17 Uhr.