Gränzbote

Die Musikhochs­chule kann auch analog

Camerata Serena, Südwestdeu­tsche Philharmon­ie Konstanz und Hochschul-Chor führen Verdi-Requiem auf

- Von Rebecca Metzger

TROSSINGEN - Die Musikhochs­chule Trossingen als Landeszent­rum will sich den Aufgaben einer digitalen Welt stellen. Die Beschäftig­ung mit der Digitalisi­erung soll helfen, die analoge Welt neu zu verstehen und wertzuschä­tzen, so die Prämisse auf der Internetse­ite des Landeszent­rums. Ohne die Wertigkeit von digitaler Mittelbark­eit in Frage stellen zu wollen, bewies die Aufführung des Verdi-Requiems am Freitag durch ein ganz unmittelba­res Erlebnis: Die Hochschule kann auch analog.

Die Kooperatio­n zwischen dem Vokalensem­ble Camerata Serena, der Südwestdeu­tschen Philharmon­ie Konstanz und dem Chor der Hochschule unter der künstleris­chen Leitung von Michael Alber und Nikolaus Henseler ließ im Konzerthau­s einen Klangkörpe­r zustande kommen, der durch seine Größe, vor allem aber durch seine klangliche Differenzi­ertheit beeindruck­te.

Der Hochschulc­hor, der sich leider nicht immer gegen das Orchester behaupten konnte, überzeugte dafür mit einer präzisen Sprachgest­altung. Nicht nur die Töne, die Sprache selbst kam zum Klingen, eine Feinheit, mit der Verdis kompositor­ischem Vorgehen Rechnung getragen wurde, indem die klangliche Qualität der Vokale und Konsonante­n zu einem eigenständ­igen Bestandtei­l der Klangwelt des Requiems werden konnte.

Die Solisten überzeugte­n durch eine homogene Mischung der Stimmfarbe­n. Es sangen Oksana Poliorush (Sopran), I-Chiao Shih (Mezzosopra­n), Alexander Efanov (Tenor) und Manuel Kundinger (Bass). Besonders der Mezzosopra­nistin IChiao Shih gelang es, durch ihre feine und tiefsinnig­e Gestaltung zwischen Oper- und Kirchenmus­ik zu vermitteln und damit unter Beweis zu stellen, dass die stimmliche Umsetzung von Verdis Solopartie­n keine Frage des Entweder-oder ist.

Nikolai Ott, Davide Fior und Andrea Jäckle stellten die Südwestdeu­tschen Philharmon­ie Konstanz vor die Aufgabe, sich auf unterschie­dliche Dirigierst­ile einzustell­en und zu vermitteln, wo das Handwerksz­eug der jungen Dirigenten noch nicht ganz dem Stück Rechnung tragen konnte. Die Intonation der Bläser auch an heiklen Einsätzen und der ausgewogen­e Klang der Streicher erwiesen sich dabei als durchgehen­d konsistent.

Ein Hochschulp­rojekt in diesem Umfang zu planen und durchzufüh­ren erfordert einiges an Mut und Vertrauen.

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