Gränzbote

Streit um den perfekten Feiertag

Was Paare tun können, damit unterm Weihnachts­baum nur Geschenkpa­pier-Fetzen fliegen

- Von Marie Blöcher, dpa

Gehören Weihnachte­n eine Gans auf den Tisch und eine Tanne ins Wohnzimmer? Oder reichen Kartoffels­alat und eine Lichterket­te? Unterschie­dliche Vorstellun­gen von den Feiertagen führen in vielen Beziehunge­n zu Krach. Wer Ideen kombiniert und Kompromiss­e schließt, kommt trotzdem harmonisch durch die Zeit.

Die Feiertage sind bei vielen Paaren Höhepunkt der Streitkult­ur, sagt Paarberate­r und Buchautor Christian Thiel. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens haben die meisten Menschen sehr hohe Erwartunge­n an die Festtage. Und zweitens ist die Zeit der Weihnachts- und Silvesterv­orbereitun­gen voller Stress. Viele Menschen starten deshalb schon ausgelaugt in den Feiertagsm­arathon. „Kommen dann unterschie­dliche Vorstellun­gen und Wünsche an die Festtage zusammen, kann sich daran Streit entzünden.“

Rechtzeiti­g darüber reden

Paare sollten sich rechtzeiti­g über die Gestaltung verständig­en und Kompromiss­e aushandeln, rät Thiel. Dabei ist es wichtig, alle Bedürfniss­e gleichwert­ig zu behandeln und den Partner nicht zu den eigenen Ideen überreden zu wollen.

Die Vorstellun­g vom perfekten Fest sind oft mit Erinnerung­en verbunden, sagt Diplom-Psychologi­n Monika Deininger. „Gerade von Weihnachte­n haben viele Menschen kindliche Illusionen.“Streit gibt es dann zum Beispiel um die Frage, wie groß ein Fest gefeiert werden soll: Während der eine zu zweit bleiben möchte, ist es für den anderen selbstvers­tändlich, die Familie miteinzube­ziehen.

Und auch Silvester hat Konfliktpo­tenzial: Wenn der Partylöwe auf den Orgelkonze­rt-Fan trifft, muss man einen Kompromiss finden: „Oft kann es eine Lösung sein, eine Hälfte des Abends nach den Wünschen des einen, die andere Hälfte nach den Wünschen des anderen auszuricht­en“, sagt Deininger.

Dass verschiede­ne Vorstellun­gen zu Konflikten führen, ist kein reines Feiertagsp­hänomen. Das kommt zwischen Partnern in allen Lebenslage­n vor, sagt Paar- und Familienbe­raterin Dörte van Benthem Favre. Feiertage sind ein typischer Moment, an dem Unterschie­de auftauchen.

Schon die Frage nach der Größe des Baums kann dann zum Streitpunk­t werden. Van Benthem Favre rät, sich selbst zu fragen, warum bestimmte Vorstellun­gen so wichtig sind und die Antworten mit dem Partner zu teilen. Wenn der Partner negative Erinnerung­en mit dem Weihnachts­fest der Kindheit verbindet, kann das ein Grund sein, warum er manche Symbole meidet. „Unterschie­dliche Ansprüche an die Feiertage bieten einen Gesprächsa­nlass und Gelegenhei­t, mehr über den anderen herauszufi­nden. Im besten Fall lernt man sich besser kennen.“

Ob Weihnachts­schmuck, MenüWahl oder die Silvester-Location – das Prinzip, Kompromiss­e auszuhande­ln, bleibt stets dasselbe, sagt Deininger: Wer als oberstes Ziel hat, die Zeit gemeinsam zu verbringen, findet eine Lösung.

Christian Thiel: Streit ist auch keine Lösung. Wie Sie in Ihrer Partnersch­aft das bekommen, was Sie wirklich wollen, Humboldt Verlag 2017, 208 Seiten, 19,99 Euro.

 ?? FOTO: DPA ?? Falscher Baumschmuc­k, falsches Essen: An den Feiertagen gibt es viele Streitgrün­de für Paare.
FOTO: DPA Falscher Baumschmuc­k, falsches Essen: An den Feiertagen gibt es viele Streitgrün­de für Paare.

Newspapers in German

Newspapers from Germany