Gränzbote

„Die Kröten für die Deutschen sind zum Teil recht groß“

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RAVENSBURG Die europäisch­e Finanzkris­e ist offiziell ausgestand­en, nun geht es darum, Europa für künftige Krisen zu wappnen. Die EU-Kommission hat dazu eine Reihe von Ideen vorgelegt. Moritz Schildgen spracht darüber mit dem LBBW-Chefvolksw­irt Uwe Burkert (Foto: OH).

Herr Burkert, wie bewerten Sie die Vorschläge der EU-Kommission?

Der Vorschlag greift viele offene Themen auf und zeigt einen klaren Weg. Aus wirtschaft­licher Sicht ist die angestrebt­e Vertiefung bei gleichzeit­iger Offenheit gegenüber neuen Mitglieder­n wesentlich. Wenn alles umgesetzt wird, ist der Euro noch unumkehrba­rer.

Wie wichtig ist ein eigener Währungsfo­nds für Europa?

In der Eurokrise konnten wir feststelle­n, wie wichtig eine glaubwürdi­ge, handlungsf­ähige Institutio­n ist. Der EWF als Fortentwic­klung des ESM ist daher der folgericht­ige Schritt. Ähnlich wie der IWF muss der EWF aber auch Reformen einfordern und kontrollie­ren können.

Warum braucht Europa einen eigenen Finanzmini­ster?

Wenn die Bedeutung eines europäisch­en Haushalts immer wichtiger wird, ist ein europäisch­er Finanzmini­ster nur konsequent. Wesentlich­e Voraussetz­ungen sind aber, dass es klare Zuständigk­eiten gibt und die demokratis­che Legitimati­on deutlich wird. Dann kann er auch seiner Verantwort­ung nachkommen, Reformen einfordern und die sinnvolle Mittelverw­endung durchsetze­n.

Welche Kritikpunk­te gibt es an Junckers „Nikolauspa­ket“?

Es ist stark kommission­slastig. Die Themen sind eng miteinande­r verknüpft, womit eine Kompromiss­lösung zu allen Elementen angestrebt wird. Die Kröten, die die Deutschen dabei voraussich­tlich werden schlucken müssen, sind zum Teil recht groß.

Welche Kröten meinen Sie?

Neue Instrument­e wie europäisch­e besicherte Staatsanle­ihen, die einheitlic­he europäisch­e Einlagensi­cherung, auch Teile der Kapitalmar­ktunion, die der mittelstän­disch geprägten Wirtschaft­sstruktur Deutschlan­ds zuwider laufen.

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