Die Milch macht’s
Landmaschinenbauer Claas profitiert von höheren Milchpreisen – Bauern investieren wieder
DÜSSELDORF - Nach vier schwierigen Jahren sieht Europas größter Mähdrescherhersteller, die Firma Claas mit Hauptsitz im ostwestfälischen Harsewinkel, die Wende in der Landwirtschaft zum Besseren gekommen. Die Einkommen der Bauern seien in diesem Jahr gestiegen und die Investitionsbereitschaft nehme zu, sagte Claas-Chef Hermann Lohbeck bei der Präsentation der Konzernzahlen in Düsseldorf. Erfreut zeigte sich Lohbeck insbesondere über die Entwicklung in der Sparte Futtererntetechnik, die er als Mitglied der Claas-Geschäftsführung verantwortet. Der Milchpreis sei zuletzt „schön in die Liga von 34 Cent je Liter gestiegen, und wir gehen davon aus, dass sich das fortsetzt“, sagte er.
Dass viele Höfe jetzt ihren Maschinenpark erneuern, ist auf die allgemein steigenden Umsätze zurückzuführen. Und dank der zunehmenden Nachfrage der Milchbauern hat das Claas-Werk in Bad Saulgau (Kreis Sigmaringen) nach Angaben des Konzernchefs seine Belegschaft von 550 Beschäftigten auf mehr als 600 aufgestockt. Die meisten davon seien direkt bei Claas angestellt. Zusätzlich habe man vorrausschauend auf das kommende Jahr „30 eigene Festeinstellungen“vorgenommen.
Zehn Prozent Wachstum erwartet
Notwendig sei die Aufstockung der Belegschaft nicht nur wegen der fünfprozentigen Umsatzsteigerung im Bereich Futtererntemaschinen im Geschäftsjahr 2017 sondern besonders wegen des für 2018 zu erwartenden Wachstums von „oberhalb von zehn Prozent“. Gerade für den Standort Bad Saulgau habe er „mehr Optimismus als für Claas weltweit“, sagte Lohbeck der „Schwäbischen Zeitung“.
Auch insgesamt geht es beim Familienunternehmen Claas aufwärts: Im Geschäftsjahr 2017, das am 30. September endete, legte der Konzernumsatz um 3,6 Prozent auf 3,76 Milliarden Euro zu. 2016 hatte es einen Rückgang um 5,4 Prozent gegeben. Das Ergebnis vor Steuern, zuvor um rund 40 Prozent eingebrochen, verdoppelte sich nahezu auf 184,5 Millionen Euro, was einer Umsatzrendite von 4,9 Prozent entspricht.
Zufrieden ist die Claas-Führung damit noch längst nicht. Als „mittelfristige Zielgröße“wolle man einen Wert um die sieben Prozent erreichen, sagte Lohbeck. Gleichwohl habe das Ergebnis „unsere Erwartungen übertroffen“. Das liegt vor allem an guten Geschäften in Zentral- und Osteuropa, wo Claas den Umsatz um 30,7 Prozent auf 921,5 Millionen Euro gesteigert hat. Zu dieser Region gehören vor allem Russland und die Ukraine, aber auch Staaten wie Kasachstan und weitere in Zentralasien. Rückläufig waren dagegen die Umsätze in Frankreich (minus 13 Prozent – wegen einer zeitlich begrenzten Sonderabschreibung für Landmaschinen), in den USA und in China. In Deutschland sowie im übrigen Europa blieben die Erlöse stabil.
Seine Hoffnung auf eine weiterhin „steigende Nachfrage nach professioneller Landtechnik“stützt der ClaasChef auf die gestiegenen Erzeugerpreise bei Getreide und vor allem bei Milch, aber auch auf den anhaltenden Trend zur Konzentration und zu immer größeren Betrieben. Lohbeck glaube zwar nicht an „Riesenwachstumsraten“in näherer Zukunft, aber an den Erfolg der Digitalisierung und Automatisierung.