Das Ringen um die „Laga“beginnt
Stadt Tuttlingen reicht am Donnerstag ihre Bewerbung für die Landesgartenschau ein
Stadt Tuttlingen reicht ihre Bewerbung für die Landesgartenschau ein.
TUTTLINGEN - Die Stadt Tuttlingen reicht am heutigen Donnerstag beim Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart ihre Bewerbung um eine Landesgartenschau in den Jahren 2026, 2028 oder 2030 ein. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den ersten „Laga“-Planungen hat unsere Redaktion in einer Übersicht zusammengefasst.
Wie läuft das Verfahren?
Im Frühjahr wird eine Bewertungskommission jede Bewerberstadt besuchen. Der Ministerrat entscheidet, wer den Zuschlag bekommt – und gibt die Entscheidung zwischen Juli und September bekannt.
Was kostet das Ganze?
Die Finanzierung ist in zwei Blöcke aufgeteilt. Die „Daueranlagen“, also diejenigen Anlagen, die auch nach der „Laga“der Stadt erhalten bleiben, werden auf rund 30 Millionen Euro geschätzt. Fünf Millionen Euro bezuschusst das Land direkt aus dem Gartenschauförderprogramm. Weitere Zuschüsse können beantragt werden. Der „Durchführungshaushalt“, der die Veranstaltungskosten für das „Laga“-Jahr beinhaltet, wird auf zehn Millionen Euro geschätzt. Diese refinanzieren sich in der Regel durch Einnahmen.
Wo soll die Gartenschau stattfinden?
Unterschieden werden muss zwischen den Daueranlagen und den Bereichen, die es schon gibt. Bei ersterem soll es zwei Kernbereiche geben: rund um den Bahnhof und ab der Stadthalle flußabwärts an den Donauauen – bis hin zu den Seen hinter dem Firmengelände von Karl Storz. Dieses Gebiet soll als naturnahes Naherholungsgebiet gestaltet werden. Das angrenzende Gewerbegebiet wird einbezogen. Diese Anlagen bleiben der Stadt auch nach der Laga erhalten.
Und im Durchführungsjahr? Ist überhaupt genug Platz für Akteure und Ausstellungen?
Das Gelände ist etwa 30 Hektar groß. In Bahnhofsnähe, im Donaupark im Umläufle sowie im Gebiet rund um die Stadthalle ist laut Michael Hensch, Projektkoordinator der Stadt Tuttlingen, genügend Platz für „klassische Laga-Themen“mit Präsentationen, Ausstellungen und Veranstaltungen. Stadthalle und Alte Festhalle sind als Indoor-Veranstaltungsraum vorgesehen. Auch Möhringen, das zwar außerhalb des LagaBereichs liegt, soll mit der Donauversinkung berücksichtigt werden.
Warum wird ausgerechnet ein teils schäbiges Gewerbegebiet zur Laga-Zone erklärt?
Kriterium bei einer Bewerbung ist es laut Hensch auch, dass eine Landesgartenschau städtebauliche Missstände beseitigen soll. Zudem sollen „Lagas“auch neue Frei- und Naherholungsräume schaffen. Beides ist im nördlichen Teil des Laga-Gebiets gegeben. Wie Hensch sagt, geht es in diesem Bereich auch darum, Wohnen, Arbeiten und Natur zusammenzubringen und mit einem grünen Band entlang der Donau zu verbinden. Das Gewerbegebiet soll durch „grüne Achsen“aufgewertet und die beiden kleinen Seen im Norden einbezogen werden.
Nicht das ganze Gelände gehört der Stadt. Was ist, wenn die Eigentümer nicht mitmachen?
Niemand kann gezwungen werden. Im Falle der „grünen Achsen“wird dann nur ein Streifen entlang der Straßen begrünt oder nicht alles wird realisiert. Wie Hensch bekannt gibt, haben jedoch bereits mehrere große Medizintechnik-Firmen im Gewerbegebiet Nord ihre Bereitschaft zur Kooperation signalisiert.
Welche städtebaulichen sind konkret angedacht? Projekte
Angedacht ist der Bau weiterer Haltestellen auf der Donautalbahn: beim Firmengelände von Karl Storz sowie auf Höhe Stuttgarter Straße/Donauspitz. Den städtischen Planern schwebt eine Stadtbahn vor, die regelmäßig zwischen Nendingen und Möhringen pendelt. Das neue Mobilitätskonzept sieht auch die Umsetzung einer Radschnellachse vom Bahnhof entlang der Weimarstraße und Nendinger Allee vor. Im Bereich der nördlichen Donauauen sollen neue Brücken oder Stege entstehen. Auch ein Stadtlift, der den barrierefreien Übergang von der höhergelegenen Nordstadt in die Innenstadt möglich macht, steht auf dem Plan. Die Bahnhofsunterführung soll in Richtung Koppenland aufgebrochen werden, um dort einen ebenerdigen Eingang zu den dortigen „Bürgergärten“zu schaffen.
Die Visionen klingen schön – aber was lässt sich tatsächlich umsetzen?
„Umsetzen lässt sich theoretisch alles, sonst wäre es nicht Gegenstand der Bewerbung“, sagt Planer Hensch. Egal ob Tuttlingen eine „Laga“bekommt oder nicht, muss über die vorliegenden Ideen abgestimmt und müssen diese konkretisiert werden.
Wie können die Bürger mitreden?
Im Frühjahr sind Bürgerbegehungen für die Gartenschaubereiche vorgesehen. Sollte Tuttlingen den Zuschlag erhalten, folgen weitere Aktionen – etwa Denkwerkstätten und Workshops.
Wie sind die Chancen?
Mit zu erwartenden 15 bis 20 Mitbewerbern ist die Konkurrenz groß. Ein Vorteil könnte sein, dass Tuttlingen zum einen „ein interessantes Konzept“anbietet, wie es Hensch nennt, und zum anderen noch nie Austragungsort einer Landesgartenschau war. Tuttlingen hatte im Jahr 2003 zwar einen Teilzuschlag für eine kleine Gartenschau bekommen (die Stadt musste sich den Zuschlag mit Nordheim teilen), konnte jedoch nur Teile des damaligen Bewerbungskonzept realisieren.