Polit-Star
Auch wenn Inés Arrimadas nicht siegen sollte, hat sie schon jetzt ein kleines Wunder erreicht: Die 36-Jährige mit dem schulterlangen braunen Haar ist zu Kataloniens neuem Polit-Star aufgestiegen. Sie ist die Einzige, die mit ihrer prospanischen Partei Ciudadanos (Bürger) Chancen hat, die Vorherrschaft der katalanischen Separatisten zu brechen.
„Das ist eine historische Gelegenheit, die Unabhängigkeitsbewegung zu besiegen“, ruft Arrimadas, die nicht in Katalonien, sondern im südspanischen Andalusien geboren wurde. Es werde Zeit, den katalanischen Nationalisten, welche vor zwei Monaten eine einseitige Unabhängigkeitserklärung verabschiedet hatten, die Rote Karte zu zeigen. „Es reicht jetzt“, sagt Arrimadas.
Die „schweigende Mehrheit“, die sie vertreten will, das sind jene Katalanen in Barcelona und in anderen katalanischen Orten, die in den letzten Monaten begonnen haben, spanische Fahnen an ihre Fenster und Balkone zu hängen. Die sich nach Jahren des Stillhaltens dazu durchrangen, auf die Straße zu gehen, um gegen die Abspaltung und für die Einheit Spaniens zu demonstrieren. Katalonien erlebte die größten prospanischen Kundgebungen der Geschichte.
Zwischen 23 bis 25 Prozent der Wählerstimmen werden Arrimadas zugetraut. Damit würde sie knapp vor der größten Separatistenpartei Esquerra landen, deren Wahlkampf von Marta Rovira angeführt wird. Ein TV-Duell zwischen den beiden Frontfrauen gewann nach Meinung der Analysten Inés Arrimadas. Wohl auch wegen ihrer Redegewandtheit gelang es Arrimadas im Wahlkampf-Endspurt, ihre Konkurrentin Rovira, die Anfang Dezember noch vorne lag, in die Enge zu treiben.
Inés Arrimadas scheint ein Händchen für wundersame Dinge zu haben. Auch im Privatleben. Vor anderthalb Jahren heiratete die prospanische Politikerin Xavier Cima, der zum Unabhängigkeitslager gehörte und für die katalanischen Nationalisten im Regionalparlament saß. Die Liebe war stärker als die politischen Differenzen. Der frischgebackene Ehemann gab seine Politikerkarriere auf. Ralph Schulze