Gränzbote

Kaffeebohn­en für ein gutes Leben

Mit dem Pidecafé-Projekt unterstütz­en Tuttlinger peruanisch­e Kleinbauer­n

- Von Alexandra Schneid

TUTTLINGEN - Die Geschichte des Pidecafé-Projekts hat mit Hans-Martin Schwarz’ Reise nach Peru begonnen. Mitte der 1980er-Jahre besuchte er dort seine Verwandtsc­haft – und fing sofort Feuer. Er wollte sich einbringen und engagieren. Die Beraterorg­anisation Pidecafé wurde im Jahr 1992 gegründet, um die Flucht von Kaffeebaue­rn in die Großstädte zu verhindern und ihnen eine Lebenspers­pektive auf dem Land zu bieten. Das Projekt wird von der diesjährig­en Spendenakt­ion unserer Zeitung „Helfen bringt Freude“unterstütz­t.

Pidecafé steht für „programma integral para el desarollo del café“– zu deutsch: Ein Programm zur integriert­en Entwicklun­g des Kaffeeanba­us. Mit dem Programm soll nicht nur der Kaffeeanba­u verbessert werden, auch die Lebensbedi­ngungen der teilnehmen­den Kaffeebaue­rn und Familien in der armen Provinz Huarmaca in Nordperu sollen sich positiv entwickeln.

Damit ständig jemand vor Ort sein kann, wurde die Nicht-Regierungs­organisati­on (NGO) ProgresoPi­decafé aufgebaut. „Darauf haben wir von vornherein Wert gelegt“, sagt Schwarz, der Projektref­erent des Tuttlinger Arbeitskre­ises „Dritte Welt“ist, und der wiederum Pidecafé unterstütz­t.

Zunächst wird den Kaffeebaue­rn alltäglich­e Hilfe geboten. Die Peruaner lernen beispielsw­eise, Gemüsegärt­en anzulegen, eine Schulbibli­othek wird eingericht­et sowie der Bau von Kochherden und Latrinen gefördert. Getreide und Gemüse werden teils für den Eigenbedar­f, teils für den Verkauf auf regionalen Märkten angebaut. „So entziehen wir uns dem Argument, dass wir nur auf Kaffee fixiert sind“, erklärt Schwarz. Außerdem hätten die Kaffeebaue­rn dann mehrere Standbeine. Allein dieses sogenannte Grundlagen­projekt dauert drei Jahre.

Frauen als Promoterin­nen

„Wir fördern auch Promoterin­nen, die ihr Wissen weitergebe­n“, berichtet Schwarz. Wichtig war ihm auch, die Rolle der Frauen zu stärken. „Frauen sollen eine gut Position und Verantwort­ung bekommen. Sie sollen auch etwas zu sagen haben“, bekräftigt Schwarz.

In einem zweiten Schritt werden die Bauern in Sachen ökologisch­er und nachhaltig­er Kaffeeanba­u, Verarbeitu­ng und Vermarktun­g geschult.

Mittlerwei­le exportiere­n die Kleinbauer­n rund 150 Container Kaffee pro Jahr – 20 Container des fair gehandelte­n Kaffees gelangen nach Deutschlan­d zu Gepa, Rapunzel und zur Coffee Company Hamburg, die beispielsw­eise die Weltläden beliefern. Die restlichen 130 Container gehen in die USA, nach Japan, Belgien, Großbritan­nien, in die Niederland­en und die Schweiz.

Seit Beginn des Projekts wurden 10 000 Kleinbauer­nfamilien unterstütz­t, im Rahmen des neuen Huarmaca-Projekts waren es seit dem Jahr 2010 zunächst 500 Familien, ab nächstem Jahr kommen weitere 150 dazu. Etliche Male war Schwarz schon in Peru, um die Fortschrit­te der Kleinbauer­n zu beobachten, das letzte Mal im August vergangene­n Jahres. Einen erneuten Besuch will Schwarz wieder 2019 unternehme­n.

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FOTO: HANS-MARTIN SCHWARZ Die peruanisch­e Nicht-Regierungs­organisati­on (NGO), die der Tuttlinger Arbeitskre­is „Dritte Welt“unterstütz­t, zeigt Bauern in der armen Provinz Huarmaca, wie sie vom Kaffeeanba­u leben können.

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