Gränzbote

Zum Schneeball­system gibt’s auch Kokain

Kriminalbe­amter gibt Einblick in die Machenscha­ften rund um dubiose Autoverkäu­fe

- Von Marc Eich

VILLINGEN-SCHWENNING­EN/ KONSTANZ (sbo) - Ein kriminelle­s Schneeball­system, Geldwäsche und nebenher noch Drogenverk­auf: Im Prozess gegen sechs Angeklagte wegen bandenmäßi­gem Betrug durch werbefinan­zierte Autoverkäu­fe hat der zuständige Ermittlung­sbeamte am Dienstag umfassende Einblicke in die Machenscha­ften gewährt.

Monatlich rund 250 000 Euro an Werbevergü­tungen hätte die Firma eigentlich an die bundesweit hunderte Kunden auszahlen müssen, die offenbar überteuert­e Fahrzeuge mit dem Verspreche­n gekauft hatten, dass sich das Auto mit Werbeeinna­hmen refinanzie­ren werden würde. „Den Leuten war es letztendli­ch egal, wie viel sie für das Auto zahlen, weil sie dachten, dass sie das Geld sowieso wieder bekommen“, berichtet der Beamte. Immer mehr Fahrzeuge seien über mehrere Jahre an den Mann gebracht worden, um zumindest in der Anfangszei­t noch die Auszahlung der Werbevergü­tungen zu ermögliche­n.

Von den beworbenen Wasseraufb­ereitern, Tattoocrem­s und insbesonde­re Energydrin­ks seien kaum welche verkauft worden – „mit diesem Geschäft konnte die Prämie nicht gezahlt werden.“Zu Beginn sei der Verkauf geplant gewesen, „dann war die Sache aber zum Scheitern verurteilt.“Das Schneeball­system sei zusammenge­brochen, die Kunden erstattete­n aufgrund der ausgeblieb­enen Zahlungen Anzeige – dann kamen die Ermittler den Angeklagte­n auf die Spur. Zuvor seien durch Mittelsmän­ner und dank Geldwäsche einige der Einnahmen beiseite geschafft worden – wo das Geld gelandet ist, das habe die Kriminalpo­lizei nicht herausfind­en können.

In der zähen Vernehmung, in der die Anwälte den erfahrenen Beamten häufig unterbrach­en und ihm „Mutmaßunge­n“und „Wertungen“vorwarfen, kamen weitere Machenscha­ften zum Vorschein: So hätte auch der Handel mit Kokain bei den Angeklagte­n, die teilweise im Rocker-Dunstkreis der United Tribuns wiederzufi­nden waren, eine Rolle gespielt. Dies würde aber in einem gesonderte­n Verfahren behandelt werden.

Derweil ist nach fast zehn Verhandlun­gstagen, an denen fünf Männer und eine Frau auf der Anklageban­k Platz nahmen, noch kein Ende des Mammutspro­zesses absehbar. Ein Urteil wird im März erwartet.

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