Zum Schneeballsystem gibt’s auch Kokain
Kriminalbeamter gibt Einblick in die Machenschaften rund um dubiose Autoverkäufe
VILLINGEN-SCHWENNINGEN/ KONSTANZ (sbo) - Ein kriminelles Schneeballsystem, Geldwäsche und nebenher noch Drogenverkauf: Im Prozess gegen sechs Angeklagte wegen bandenmäßigem Betrug durch werbefinanzierte Autoverkäufe hat der zuständige Ermittlungsbeamte am Dienstag umfassende Einblicke in die Machenschaften gewährt.
Monatlich rund 250 000 Euro an Werbevergütungen hätte die Firma eigentlich an die bundesweit hunderte Kunden auszahlen müssen, die offenbar überteuerte Fahrzeuge mit dem Versprechen gekauft hatten, dass sich das Auto mit Werbeeinnahmen refinanzieren werden würde. „Den Leuten war es letztendlich egal, wie viel sie für das Auto zahlen, weil sie dachten, dass sie das Geld sowieso wieder bekommen“, berichtet der Beamte. Immer mehr Fahrzeuge seien über mehrere Jahre an den Mann gebracht worden, um zumindest in der Anfangszeit noch die Auszahlung der Werbevergütungen zu ermöglichen.
Von den beworbenen Wasseraufbereitern, Tattoocrems und insbesondere Energydrinks seien kaum welche verkauft worden – „mit diesem Geschäft konnte die Prämie nicht gezahlt werden.“Zu Beginn sei der Verkauf geplant gewesen, „dann war die Sache aber zum Scheitern verurteilt.“Das Schneeballsystem sei zusammengebrochen, die Kunden erstatteten aufgrund der ausgebliebenen Zahlungen Anzeige – dann kamen die Ermittler den Angeklagten auf die Spur. Zuvor seien durch Mittelsmänner und dank Geldwäsche einige der Einnahmen beiseite geschafft worden – wo das Geld gelandet ist, das habe die Kriminalpolizei nicht herausfinden können.
In der zähen Vernehmung, in der die Anwälte den erfahrenen Beamten häufig unterbrachen und ihm „Mutmaßungen“und „Wertungen“vorwarfen, kamen weitere Machenschaften zum Vorschein: So hätte auch der Handel mit Kokain bei den Angeklagten, die teilweise im Rocker-Dunstkreis der United Tribuns wiederzufinden waren, eine Rolle gespielt. Dies würde aber in einem gesonderten Verfahren behandelt werden.
Derweil ist nach fast zehn Verhandlungstagen, an denen fünf Männer und eine Frau auf der Anklagebank Platz nahmen, noch kein Ende des Mammutsprozesses absehbar. Ein Urteil wird im März erwartet.