„Brauchtum lebt von den Menschen, die es pflegen“
Thomas Schmollinger erklärt, was „Johanniswein“ist
GUNNINGEN (utz) - In den Gottesdiensten am Wochenende wird in der Seelsorgeeinheit Trossingen der „Johanniswein“gesegnet. Unsere Mitarbeiterin Andrea Utz hat mit Pfarrer Thomas Schmollinger über diesen Brauch der katholischen Kirche gesprochen.
Pfarrer Schmollinger, warum wird „Johanniswein“gesegnet?
„Johanniswein“wird zu Ehren des Heiligen Evangelisten und Apostels Johannes geweiht, der nach der Legende einen Becher mit vergiftetem Wein geleert hatte, ohne dadurch Schaden zu nehmen. Wein galt zu alten Zeiten auch als Medizin, dadurch ist der Brauch etwas besser zu verstehen. Ich denke auch an meine eigene Mutter, die sich jeden Abend ein Gläschen „Weinschorle“gönnte, und das als ihre Medizin ansah, oder die „Medizin“meiner Großmutter, die ein rohes Ei, vermischt mit Rotwein und Zucker, in einer Tasse zur Immunstärkung zelebrierte.
Wann und wie wird das Fest gefeiert?
Das Fest zu Ehren von Johannes wird um den 27. Dezember, meistens auch am Zweiten Weihnachtstag oder dem darauffolgenden Sonntag gefeiert und der mitgebrachte Wein gesegnet. In Kirchen wird der Wein im Anschluss an den Gottesdienst gereicht mit den Worten: „Trink die Liebe des Heiligen Johannes im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes!“Der Brauch wird jedoch nur noch von wenigen Menschen gepflegt. Andere Segnungen wie das „Dreikönigswasser“, Weihwasser zum Fest der Heiligen Drei Könige, hingegen hat immer noch seine große Bedeutung. Brauchtum lebt immer von den Menschen, die es pflegen. Wer „Johanniswein“segnen lassen möchte, bringt einfach eine Flasche Wein in die Kirche mit. In folgenden Gottesdiensten wird „Johanniswein“gesegnet: Durchhausen um 17 Uhr am Samstag im Familien-Wortgottesfeier mit Kindersegnung und am Sonntag, um 9 Uhr in Gunningen und um 10.30 Uhr in Trossingen.