Erneut Stecknadel im Brot gefunden
Nachdem zunächst fünf Nadeln in präparierten Lebensmitteln auftauchten, hält ein erneuter Fund am Mittwoch die Behörden in Atem – Täter weiter unentdeckt
OFFENBURG (dpa) - Erneut ist in einem Lebensmittel eines Offenburger Supermarkts eine Stecknadel gefunden worden. Am Mittwoch bestätigte ein Polizeisprecher den sechsten Fall. Eine Kundin habe den Gegenstand in einem vor Weihnachten gekauften Burger-Brötchen entdeckt. Seit Dezember waren in Produkten des betroffenen Marktes mehrfach die bis zu vier Zentimeter großen Nadeln gefunden worden, unter anderem in einer Packung Toastbrot und einem Aufbackbrötchen. Wie die Nadeln in die Nahrungsmittel kamen, ist bislang unklar.
OFFENBURG (lsw) - Es ist ein Alptraum für jeden Supermarkt und für einen Offenburger Discounter seit Dezember bittere Realität: gefährlich spitze Stecknadeln in Lebensmitteln. Kunden entdeckten die kleinen Stechwerkzeuge nach dem Einkauf unter anderem in einer Toastbrotpackung und einem Salami-Snack – zum Glück rechtzeitig vor dem Verzehr der präparierten Waren. Beim Verschlucken können Nadeln schwere innere Verletzungen verursachen.
Einzelner Supermarkt betroffen
Bis Mittwoch registrierte die Polizei insgesamt sechs Fälle, wobei die Behörden beim jüngsten Fund zunächst keine Angaben über die Art des betroffenen Artikels machten. Alle Waren stammen aus dem gleichen Geschäft im Westen Baden-Württembergs. Die Produkte wurden korrekt ausgeliefert und erst im Markt manipuliert, heißt es bei der Polizei. Doch wie gelangten die drei bis vier Zentimeter großen Fremdkörper in die Nahrungsmittel? „Wir tun alles Mögliche, um das zu erfahren“, sagt Karen Stürzel, Sprecherin vom Polizeipräsidium Offenburg. Die Packungen würden untersucht und mögliche Zeugen befragt.
Erst im September hatte in BadenWürttemberg ein Erpresser Schrecken verbreitet, als er mit dem Giftstoff Ethylenglykol versetzte Babynahrung in Supermärkten platzierte. Der Mann verlangte von einem Handelsunternehmen eine zweistellige Millionensumme. Später wurde der 53-Jährige im Raum Tübingen festgenommen. Im Offenburger Fall gebe es bisher keine Anhaltspunkte für eine Erpressung, sagt Stürzel.
Die meisten Erpresser hinterlassen Spuren, zum Beispiel Briefe. Es gibt aber auch Saboteure, die schweigen und vor allem Schrecken verbreiten wollen. Lebensmittelsabotage gilt als Horrorvision von Firmen. Schon mit wenig Aufwand können Täter dem Ruf eines Ladens schaden. Ein möglicher Rückruf von
Produkten kann unter Umständen sehr werden.
Der betroffene Supermarkt hat die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. „Wir haben die Aufmerksamkeit noch einmal geschärft“, sagt ein Unternehmenssprecher. Details wollte
er nicht mitteilen. teuer Bereits zuvor hatte das Unternehmen die besorgniserregenden Fundstücke aus den Regalen entfernt. Neue Ware sollte weiterhin einer Sichtkontrolle unterzogen werden, bevor sie einsortiert wird. Noch am Dienstag wollten Vertreter der Lebensmittelkontrolle und der Polizei sowie des Ortenaukreises und des Supermarkts über den Fall beraten. Möglicherweise kommen Metalldetektoren zur Kontrolle der Waren zum Einsatz, hieß es. Eingebunden ist auch das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart. Die Verbraucherzentrale BadenWürttemberg appelliert an Kunden, genau darauf zu achten, ob Packungen beschädigt sind. „Falls es Hinweise gibt auf Manipulationen – im vorliegenden Fall etwa kleine Löcher – sollte man die Behörden verständigen“, sagt Pressechef Niklaas Haskamp. Auch eine transparente Informationspolitik des Unternehmens sei wichtig. „Als Verbraucher will ich wissen, welche Produkte betroffen sind.“
Grundsätzlich kann es immer wieder zu Fremdkörpern in Lebensmitteln kommen – Haare und Fasern machen einen deutlichen Anteil davon aus. Sie sind oft Grund von Beschwerden bei der Lebensmittelüberwachung. Bei der juristischen Beurteilung kommt es Experten zufolge auch darauf an, ob ein Haar vom Menschen oder vom Tier stammt. Das kann Hinweise darauf geben, wie die entsprechende Ware produziert wurde.
Auch Nadeln in Lebensmitteln hat es schon gegeben, zum Beispiel vor einigen Jahren in einem kanadischen Flugzeug. Der Passagier entdeckte das Stechwerkzeug in seinem Thunfisch-Sandwich aber rechtzeitig.