FC Bayern eröffnet Rückrunde
Jupp Heynckes will nichts mehr zu seiner Zukunft sagen, doch das Thema wird bleiben
MÜNCHEN (dpa) - Nach einer kurzen Winterpause eröffnet Herbstmeister FC Bayern am Abend (20.30 Uhr) die Rückrunde der Bundesliga. Bei Bayer Leverkusen wollen die Münchner den nächsten Schritt zum sechsten Titel in Serie machen. Das Team von Trainer Jupp Heynckes muss hierbei jedoch ohne Torjäger Robert Lewandowski und Weltmeister Mats Hummels antreten. Möglicherweise kommt Winterneuzugang Sandro Wagner auf Anhieb zum Einsatz.
MÜNCHEN - Wenn Jupp Heynckes über seine Spieler spricht, über seine „Jungs“wie er sie väterlich nennt, leuchten seine Augen. Sein Gesicht öffnet sich, die Augenbrauen gehen hoch, zeigen das Level seiner Laune. Seine Arbeit mit der Mannschaft mache ihm „unheimlich Spaß“, schließlich habe er „einen hochqualifizierten Kader“. Mit der „Stimmung im Team, ob man sich gegenseitig respektiert“sei der Bayern-Trainer „total zufrieden“, sagte er am Donnerstagvormittag nach der letzten Wintervorbereitung seiner Karriere. Vor der letzten Rückrunde seiner Karriere, am Tag vor dem letzten Liga-Duell mit seinem Ex-Club Bayer Leverkusen (20.30/ZDF und Eurosport Player).
Etwas mehr als drei Monate ist der 72-Jährige wieder im Dienst bei seinem FC Bayern – und doch wieder auf Abschiedstour. Nach der Saison, nach seinem Einsatz als Freund und Helfer, versicherte er mehrfach, werde definitiv Schluss sein. „Eine Herzensangelegenheit“sei der Job für ihn, aber eben eine auf Zeit.
Steter Hoeneß höhlt den Jupp?
Uli Hoeneß, sein Freund und Präsident, will das nicht wahrhaben. Er möchte die Zeit anhalten, die JuppRenaissance am liebsten um eine weitere Saison verlängern. Weil’s gar so schön, gar so erfolgreich ist. 15 Siege in 16 Spielen, so die bisherige Bilanz in Heynckes’ vierter Schaffensperiode an der Säbener Straße. Also wirbt Hoeneß stetig um seinen Jupp, möchte ihm – auch in Ermangelung anderer Trainer-Lösungen - ein JaWort für 2018/19 abringen.
Steter Hoeneß höhlt den Jupp – hat die Hoeneß’sche Masche vielleicht doch Erfolg?
Nachfrage bei Heynckes: Wie im Herbst, wie kurz vor Weihnachten, wie im Wintertrainingslager in Doha, so auch gestern vor dem Rückrundenstart: Wie sieht es denn nun aus, Herr Heynckes? Sein Gesicht verschließt sich, die Augenbrauen gehen runter, das Laune-Level ist im Keller. „Zu meiner Situation ist alles gesagt, dazu werde ich mich nie wieder äußern“, antwortete er und fügte grinsend hinzu: „Da können Sie Kopfstände machen und Gymnastikübungen und was weiß ich noch!“Gibt er dem Werben des Vereins doch nach, dürfte Hoeneß Purzelbäume schlagen. Mindestens. Die Spieler würden es liken, auf all ihren Social-Media-Kanälen.
Hinter der Trainerfrage steckt jedoch viel mehr. Die Ausrichtung des Vereins. Möchte man einerseits noch ein Jahr die Art der Menschenführung von und mit Heynckes genießen, der die Mannschaft physisch wieder in Schwung gebracht hat? Um damit im Nebeneffekt eine weitere Saison Aufschub zu gewinnen, um sich auf einen Nachfolger festlegen zu können? 2019 könnten Bundestrainer Joachim Löw und Liverpools Jürgen Klopp Optionen sein, auch Leipzigs Ralph Hasenhüttl. Julian Nagelsmann könnte Hoffenheim dann zudem auch per Klausel verlassen. Im Sommer 2018 wären wohl nur Thomas Tuchel verfügbar, um dessen Arbeitsmethoden und Ausstrahlung Dissens in Bayerns Führungsriege herrscht, und Niko Kovac, der größte gemeinsame Nenner falls es auf eine eher kleinere Lösung hinausliefe.
Heynckes schläft gut
Das Thema wird bleiben. Solange keine Entscheidung gefallen ist, werden Heynckes die zunehmenden Nachfragen mehr und mehr nerven. Eine Belastung für den gesamten Verein, auch weil die Kaderplanung durch die offene Stelle erschwert werden würden. Die Bosse wollen ihn überzeugen weiterzumachen – nicht überreden. Vielleicht möchte Hoeneß auch etwas gutmachen. Vor fünf Jahren hatte er hinter Heynckes’ Rücken mit Pep Guardiola verhandelt, dem damals weltweit begehrtesten Trainer. Heynckes war verärgert, pikiert, das Ende seines Trainerwirkens hätte er gerne selbst festgelegt und verkündet. Aus lauter Trotz gewann er 2013 mit seinen Jungs in seiner – damals angeblich letzten Rückrunde der Karriere – das Triple. Dieses Jahr soll die Mannschaft durch Heynckes’ Ja-Wort und nicht durch den nahenden Abschied beflügelt werden. Schlaflose Nächte habe er nicht wegen des ungelösten Themas, versicherte Heynckes: „Ich brauche nur zwei Minuten, dann schlafe ich ein.“Seine Frau finde das im Übrigen „phänomenal“.
Leverkusen ist für den Trainer, der auf den gestern Vater gewordenen Mats Hummels und den verletzten Robert Lewandowski verzichten muss, ein „prickelnder Start. Wir wollen da weitermachen, wo wir aufgehört haben.“Im Jupp-Modus: Immer weiter siegen.