„Muss es denn immer mit der Kettensäge sein?“
Zum Interview mit Renquishausens Bürgermeister Jürgen Zinsmayer vom 5. Januar hat uns folgender Leserbrief erreicht: Das schöne Bild, das Bürgermeister Zinsmayer über Renquishausen malt, möchte ich in einigen Punkten doch kritisch hinterfragen. Es ist zweifelsohne notwendig, dass eine Gemeinde Investitionen tätigen muss. Man darf aber schon mal fragen, wie man trotz einem riesigen Schuldenberg den Kirchplatz so aufwendig „sanieren“will. Der sogenannten Sanierung fallen dann auch drei alte Linden zum Opfer. Dass man als Ersatz junge Bäumchen pflanzen will, ist leider kein Trost. So alte Bäume sind eigene Biotope, die mit der Fällung verloren gehen. Schade auch, dass damit ein ortsprägendes Ensemble aus Kirche und Bäumen zerstört wird. Dass der Kirchplatz einer Restaurierung bedarf, ist unstrittig – aber muss es denn immer mit der Kettensäge sein? Aber es scheint halt einfacher, wertvollen alten Baumbestand umzusägen, als eine Lösung zum Erhalt zu suchen.
Statt hier das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster zu werfen, wäre es sinnvoller nochmal die schrägen Bürgersteige zu reklamieren, bevor die Gewährleistung erlischt. Die Bürgersteige sind an manchen Stellen eine einzige Zumutung. Als Aushilfszustellerin laufe ich die hanglagigen Trottoirs täglich ab. Vielleicht sollten sich Bürgermeister und Gemeinderäte mal selber ein Bild machen, beziehungsweise erlaufen. Und dass die Sparkasse einmal wöchentlich eine „Sprechstunde“anbietet, ist ein schwacher Trost und kein Ersatz für unsere kleine Filiale. Es sind eben auch nicht nur alte Menschen, die den direkten Kontakt und einen guten Service benötigen. Schade auch, dass die Banksprechstunden nicht in einem Gebäude sind, zudem man einen einfacheren Zugang hat als das zweite Stockwerk im Rathaus. Ein Raum im Bürgerhaus beispielsweise wäre für Menschen mit Gehbehinderungen einfacher. Dort gibt es ebenerdige Zugänge und einen Fahrstuhl.
Die gute Infrastruktur der Gemeinde zu loben, ist da leider etwas übertrieben. Nachdem es schon seit Jahren keine Post mehr gibt und auch die Poststelle im Laden wieder eingedampft wurde, gibt es nun auch keine Bank mehr. Ist das der Anfang der Vorpommerisierung auf der Alb? Hoffentlich nicht. Und dem weiteren Flächenfraß mit einem riesigen Gewerbegebiet und noch mehr Bauplätzen, anstelle der Sanierung des Ortskerns und der Altbauten, stehe ich kritisch gegenüber. Hofft man so der Überschuldung Herr zu werden? Mit etwas mehr Augenmaß bei den Ausgaben wäre schon viel gewonnen. Gisela Stier, Renquishausen