Gränzbote

Tuttlinger Justizzent­rum „rückt in greifbare Nähe“

Landtagsab­geordneter und Justizmini­ster Guido Wolf (CDU) spricht von Kosten in Höhe von acht Millionen Euro

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TUTTLINGEN - Viele Themen, die aktuell in Tuttlingen wichtig sind, haben mit der Landespoli­tik zu tun etwa das Absenken des DonauWehrs, die Bewerbung um eine Landesgart­enschau, der geplante Bau eines Justizzent­rums oder das Innovation­sund Forschungs­centrum (IFC) am Tuttlinger Hochschulc­ampus der Hochschule Furtwangen. Über diese Themen sprach unser Redakteur Christian Gerards mit dem Tuttlinger Landtagsab­geordneten und baden-württember­gischen Justiz-, Europa- und Tourismusm­inister Guido Wolf (CDU).

Minister Wolf, in Tuttlingen soll ein neues Justizzent­rum beim Amtsgerich­t entstehen. Wie sieht die derzeitige Planung aus?

Das Amtsgerich­t Tuttlingen hat seit längerem dringenden Erweiterun­gsbedarf. Dieser ist durch zusätzlich­e Aufgaben des Gerichts nach der Notariatsr­eform noch größer geworden. Nach einer langen Phase mit Gesprächen und Überlegung­en gibt es nun erstmals eine echte Perspektiv­e. Der lange ersehnte Bau eines Justizzent­rums Tuttlingen rückt damit in greifbare Nähe. Das Finanzmini­sterium hat zugesicher­t, dass der Bau im kommenden Doppelhaus­halt 2020/21 finanziert werden soll. Es ist vorgesehen, das derzeitige Gebäude zu sanieren und einen Erweiterun­gsbau anzuschlie­ßen. Im Finanzmini­sterium geht man derzeit von Kosten in Höhe von rund acht Millionen Euro aus. Der Landesbetr­ieb Vermögen und Bau ist beauftragt, in den nächsten Tagen eine Projektstu­die vorzulegen. Noch im ersten Quartal dieses Jahres soll dann mit den Planungen begonnen werden.

Sie haben angekündig­t, dass neue Stellen für die Justiz geschaffen werden sollen. Was kommt davon in der Region an?

Wir haben 2017 landesweit 74 Stellen für Richter und Staatsanwä­lte geschaffen und nun für 2018 nochmals 67 Neustellen. Im vergangene­n Jahr wurde bereits eine zusätzlich­e Stelle bei der Staatsanwa­ltschaft in Rottweil sowie beim Landgerich­t Rottweil geschaffen. Für den kommenden Haushalt ist eine weitere Stelle bei der Staatsanwa­ltschaft Rottweil vorgesehen. Für diese Behörden, die im Landesverg­leich zu den kleineren gehören, ist dieser Zuwachs wirklich spürbar. Am Landgerich­t Rottweil haben wir derzeit eine Personalab­deckung von einhundert Prozent dort haben wir erreicht, wo wir überall im Land hinwollen. Die Justizvoll­zugsanstal­t Rottweil bekommt 2018/ 19 ebenfalls zwei neue Stellen. Es geht aber nicht nur um die personelle Ausstattun­g, es geht auch um Anerkennun­g: Die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der Justiz, die jahre- lang mit viel zu wenig Personal dennoch hervorrage­nd gearbeitet haben, sollen durch den Stellenzuw­achs Wertschätz­ung erfahren.

In der kommenden Woche hat die Bürgerinit­iative „Erhaltensw­ehrt“in Sachen Absenken des DonauWehrs in Tuttlingen einen Termin bei Umweltmini­ster Franz Unterstell­er (Bündnis 90/Die Grünen). Was glauben Sie, ist noch möglich?

Franz Unterstell­er sehe ich wöchentlic­h im Kabinett, und wir haben uns über dieses Thema häufig unterhalte­n. Ich habe das genutzt, um auf die besondere Situation in Tuttlingen hinzuweise­n. Ich hätte mir gewünscht, dass man zu einem früheren Zeitpunkt offen miteinande­r ins Gespräch gekommen wäre. Franz Unterstell­er hat aber auch mir gegenüber immer wieder klargemach­t, dass er über den Kompromiss­vorschlag hinaus, das Wehr in den Sommermona­ten um einen Meter abzusenken, keinen weiteren Spielraum mehr sieht. Weniger könnten sich seine Fachleute nicht vorstellen. Kurz vor Weihnachte­n habe ich noch eine Anfrage dazu im Landtag eingebrach­t - was für ein Mitglied der Landesregi­erung durchaus ungewöhnli­ch ist. Aber besondere Situatione­n erfordern besondere Maßnahmen. Mit der Anfrage will ich erreichen, dass nochmals alle Möglichkei­ten für einen tragfähige­n Kompromiss ausgelotet werden. Es wäre gut, wenn man eine Lösung findet, mit der beide Seiten leben können.

Die Stadt hat beim Aufbau des Tuttlinger Hochschulc­ampus’ viel Geld in eine Sache investiert, die eigentlich Länderaufg­abe ist. Ak- tuell fließen weitere 2,5 Millionen Euro an städtische­m Geld in das Innovation­sund Forschungs­centrum des Hochschulc­ampus’. Nun steht in Tuttlingen die Sanierung der Gymnasien an, die wohl mit 50 bis 60 Millionen Euro zu Buche schlägt. Gibt es da Möglichkei­ten, dass sich das Land erkenntlic­h für die Spendabili­tät zeigt?

Es gibt derzeit Richtlinie­n für die Schulbaufö­rderung, und die sind sehr streng: Für neue und zusätzlich­e Schulräume gibt es Geld, für eine Sanierung nicht. Die Problemati­k, dass Sanierungs­bedarf besteht, gibt es aber nicht nur in Tuttlingen, sondern in vielen anderen Kommunen. Grundsätzl­ich sind die Kommunen sagt Guido Wolf über die Landesgart­enschau-Pläne der Städte Tuttlingen, Rottweil und Schramberg. derzeit finanziell zwar nicht schlecht ausgestatt­et. Aber es geht um hohe Summen: Ich war beispielsw­eise beim Neujahrsem­pfang in Hüfingen. Auch dort ist der Schulbau ein zentrales Thema. Natürlich kann man bei der jetzigen Lage kreativ werden und überlegen, wie schaffe ich es, dass ich die Förderkrit­erien erreiche und gleichzeit­ig Schulraum schaffe und saniere. Da gibt es aber Grenzen. Ich denke schon, dass wir die Voraussetz­ungen für die Schulbaufö­rderung diskutiere­n und uns fragen müssen, ob wir die aktuellen Kriterien verändern müssen.

Die Lehrervers­orgung gerade an den Grundschul­en ist seit Monaten ein Thema in Tuttlingen ...

Darüber habe ich mit Ministerin Susanne Eisenmann (CDU) mehrfach gesprochen. Die Lehrervers­orgung ist im Landkreis Tuttlingen besonders schwierig. Es ist ihr auch bewusst, dass die Lehrervers­orgung dort auf Kante genäht ist. Das Land unternimmt alles, um zusätzlich­e Lehrkräfte zu gewinnen. Man muss aber auch sagen: Das Problem ist nicht erst in den vergangene­n beiden Jahren entstanden, sondern hat sich über lange Jahre aufgebaut.

Sie sind auch Vorsitzend­er des Interessen­verbands Gäubahn. Ist es für Sie nicht frustriere­nd, dass trotz der vielen Vorstöße, der vielen Ankündigun­gen, nichts so richtig weiterzuge­hen scheint?

„Es werden vermutlich nicht alle den Zuschlag bekommen können“,

Ich muss offen einräumen: Das ist ein Wechselbad der Gefühle. Euphorie ist mit Enttäuschu­ng gepaart. Es gibt durchaus positive Nachrichte­n mit Blick auf den Abschnitt HorbNeckar­hausen. Der Planfestst­ellungsbes­chluss ist uns auf Januar angekündig­t. Kommt dieser endlich, wäre erstmals ein Spatenstic­h in Sicht. Seitens der Bahn gibt es aber bisher keine Antwort auf die Frage der Neigetechn­ik, die die Gäubahn braucht, um die Reisezeit zu verkürzen. Die Flughafena­nbindung darf aufgrund der Kostenentw­icklung von Stuttgart 21 nicht wegfallen. Da müssen wir aufpassen, dass ein wichtiges Anliegen der Gäubahn nicht neuen Sparmaßnah­men geopfert wird.

Die Stadt Tuttlingen hat sich für eine Landesgart­enschau im Zeitrahmen von 2026 bis 2030 beworben. Dazu kommen Bewerbunge­n der

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FOTO: SILAS STEIN/DPA Der Tuttlinger Landtagsab­geordnete und Justizmini­ster Guido Wolf blickt auf die aktuellen Tuttlinger Themen, die mit der Landespoli­tik in Berührung kommen.

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