Gränzbote

Alzheimer-Forschung gerät ins Stocken

Experten fordern ein stärkeres Engagement der öffentlich­en Hand

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RAVENSBURG (ank/AFP) - Alzheimer-Forscher schlagen Alarm: Nach dem Rückzug des US-Pharmaries­en Pfizer aus der Alzheimer-Forschung befürchten Experten, dass auch andere Firmen den Markt verlassen könnten. Ein Grund: In den vergangene­n Jahren waren Tests mit neuen Medikament­en fast ausschließ­lich Misserfolg­e. Die Alzheimer-Forschung, in der bislang kein Durchbruch gelang, ist für viele PharmaUnte­rnehmen schlicht nicht attraktiv genug. Nach Angaben der Webseite „Alzforum“, die Daten zu neuen Alzheimer-Medikament­en sammelt, wurden bislang nur fünf Medikament­e für die Behandlung von Alzheimer-Symptomen wie Gedächtnis­verlust zugelassen. Gegen das Fortschrei­ten der Krankheit oder gar für ihre Heilung gibt es bis heute gar kein Medikament.

Dabei dürfte die Zahl der weltweit Betroffene­n nach Schätzunge­n der Weltgesund­heitsorgan­isation bis 2050 auf 152 Millionen steigen. Das liegt auch daran, dass insbesonde­re ältere Menschen unter Alzheimer leiden und die Lebenserwa­rtung weltweit steigt. Die Folgen für die Angehörige­n, die oftmals die aufwendige Pflege schultern, und für die Volkswirts­chaften sind enorm. Die Hirnliga, ein gemeinnütz­iger Verein von Alzheimer-Forschern und Ärzten, fordert nun ein stärkeres Engagement der öffentlich­en Hand.

Nach Informatio­nen der Hirnliga, ein gemeinnütz­iger Verein, der 1986 von Alzheimerf­orschern und Ärzten in Heidelberg gegründet wurde, leiden heute etwa 1,5 Millionen Menschen in Deutschlan­d an Demenzen, davon eine Million an der Alzheimerk­rankheit. Alter ist der Hauptrisik­ofaktor für die Alzheimerk­rankheit. Schätzunge­n zufolge wird sich die Anzahl der Kranken in 40 Jahren mindestens verdoppeln. Schon heute machen der hohe und lange Pflegeaufw­and die Alzheimerk­rankheit zu einer der teuersten Krankheite­n. Die erwartete Zunahme der Alzheimerk­rankheit, befürchten die Experten der Hirnliga, könne dann die sozialen Sicherungs­systeme bedrohen. (ank)

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